G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон
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Название: G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr

Автор: Гилберт Кит Честертон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207428

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СКАЧАТЬ fügte er noch hinzu:

      »Nun wird wohl die griesgrämige Wolke behoben sein.«

      Doch erst nach einem langen Schweigen kam die Stimme des Professors aus dem hohlen und schattigen Tal seiner Hände.

      »Ganz und gar. Gerad so sehr, als ob Sie ein vollkommener Schreibmaschinenschreiber wären.«

      »Danke«, sagte Syme. »Sie schmeicheln mir.«

      »Hören Sie mich an«, sagte der andere, »und denken Sie daran, wen wir morgen früh besuchen wollen. Sie und ich wollen morgen früh ein Ding drehen – das schwieriger, das gefährlicher sein wird, als wenn wir die Kronjuwelen aus dem Tower stehlen wollten. Wir wollen ein Geheimnis entwenden – einem sehr scharfsinnigen, sehr verschwiegenen, sehr sehr abgefeimten durchtriebenen, gottlosen, verruchten Mann. Ich glaube, es gibt – außer dem Präsidenten selbstverständlich – keinen Menschen, der so schrecklich unangenehm, der so furchtbar und fürchterlich wäre, wie dieser kleine grinsende Bursche hinter seinen Brillengläsern. Mag sein, er hat nicht den weißglühenden Enthusiasmus bis in den Tod hinein, die hirnverbrannte Märtyrersucht für alles was Anarchismus heißt – wie der Sekretär. Jener Fanatismus des Sekretärs hat immer noch ein menschliches Pathos, das beinah ein schöner Zug von ihm zu nennen ist und manches fast wieder gut macht. Aber dieser kleine Doktor – der ist von einer brutalen Gesundheit; und das ist viel viel scheußlicher, als all jener Leidenszustand des Sekretärs. Haben Sie seine über die Maßen abscheuliche Virili-sowohl als Vitalität bemerkt? Der ist einfach wien – wien – wien Gummiball! Verlassen Sie sich drauf, daß Sonntag keine Schlafmütze ist, ich wundere mich sogar oft – ob er überhaupt jemals schläft! – und der schloß all die Pläne zu dem neuen Verbrechen vertrauensvoll in den einzigen runden schwarzen Schädel dieses Dr. Bull ein.«

      »Und nun bilden Sie sich ein«, sagte Syme, »daß dieses ausgemachte Monstrum sich besänftigen wird, sowie ich Klavier spiele?«

      »Bilden Sie sich doch keine Schwachheiten ein«, sprach sein Mentor, »ich erwähnte das Klavier, indem es gewandte freie Finger macht. Syme, hören Sie, Syme – wenn wir aus diesem Interview gesund und lebendig wieder herauskommen wollen, muß zwischen uns irgendein Signalkodex abgemacht werden, von dem dieses Vieh nicht die leiseste Ahnung haben darf. Ich hab mir da, im Groben, eine alphabetische, den Fingern der Hand entsprechende Chiffresache ausgearbeitet – so, sehen Sie, so – (und er kabelte mit den Fingern auf dem hölzernen Tisch) Schade … ein Wort, das wir sehr oft brauchen werden.«

      Syme schenkte sich ein frisches volles Glas ein und fing an, das Schema zu studieren. Er war abnormal behende, in seinem Hirnkasten das Vexierteste herauszutüfteln und mit Hilfe seiner Hände das Unglaublichste zu zitieren – also brauchte er gar nicht lange zu lernen, wie man etwa simple Telegramme so vermittelt, daß es nur wie müßiges Fingerspiel auf einem Tisch oder auf einem Knie aussieht. Aber Wein und gute Kameradschaft hatten von jeher bei ihm die Wirkung, daß sie ihn zu blöden Geistreichigkeiten inspirierten, und der Professor sollte es nur zu bald erleben, daß der andere einen tollen Sport aus dem neuen Verständigungsmittel machte.

      »Wir müssen mehrere Wortzeichen haben«, sagte Syme mit heißem Bemühen, »Worte, die wir wahrscheinlich brauchen, ein wenig abseitige Worte, feine, feinnüancierte, fein abgetönte. Ein Favorit von mir ist ›Ziegenspeck‹. Was für einen Favoriten haben Sie?«

      »Machen Sie keine Zicken«, jammerte der Professor. »Oder Sie wissen nicht, wie ernst die Sache ist.«

      »Saftig, saftig!« bemerkte Syme unbeirrt und voller Scharfsinn. »Saftig, saftig! Das müssen wir haben. Das ist ein Wort, das sich sehr auf Gras bezieht – oder nicht?«

      »Ja, bilden Sie sich denn ein«, fragte der Professor wütend, »daß wir Dr. Bull nach Gras fragen werden?«

      »Da wirds verschiedene Augenblicke geben, wo das in Frage kommt«, sagte Syme in tiefstem Nachdenken, »und wo das Wort dann absolut nicht auffallen wird. Es könnte sein, daß wir sagen müßten, ›Sie, Dr. Bull, als Revolutionist werden sich erinnern können, daß ein Tyrann uns einst drohte, daß wir sämtlich ins Gras beißen würden, und in der Tat! mancher von uns, wenn er so auf das frische, auf das saftige Sommergras – –‹«

      »Verstehen Sie denn nicht«, sprach der andere, »daß das eine Tragödie ist?«

      »Durchaus«, sprach Syme. »Aber ohne Komik keine Tragödie. Was kann Ihnen der Höllenmensch weiter anhaben? Ich wünschte nur, daß Ihre neue Sprache einen größeren Spielraum hätte. Ich dachte schon, ob wir sie nicht von den Fingern – bis zu den Zehen erweitern könnten? Das würde dann zur unmittelbaren Folge haben, daß wir während der Konversation unsere Stiefel und Socken auspellen müßten, was immerhin einen hohen Grad von Unzudringlichkeit und Bescheidenheit – –«

      »Syme«, versetzte sein Freund grausam, »gehen Sie schlafen!«

      Syme aber saß im Bett noch eine beträchtliche Weile auf – den neuen Kodex ochsend … Den nächsten Morgen erwachte er, da den Osten noch die Dunkelheit versiegelte – und sein graubärtiger Alliierter stand wie ein Geist an seinem Bett …

      Syme saß auf. Und blinzelte. Dann sammelte er bedächtig seine Gedanken; schlug das Bettzeug auseinander und sprang heraus. Und irgendwie wurde ihm so kurios zumute, als hätte er mit dem Bettzeug all die Sicherheit und Geselligkeit der Nacht von sich geworfen – und als stände er nun da in frierender eisiger Gefahr. Wohl, wohl, er fühlte noch ungeteiltes Vertrauen und Loyalität zu seinem Gefährten; aber es war das Vertrauen, das zwischen zwei Menschen ist, die zusammen aufs Schafott müssen.

      »Professor«, sprach Syme mit einer gekünstelten Munterkeit, während er in seine Hosen stieg, »mir träumte von Ihrem Alphabet. Haben Sie lang dazu gebraucht, bis Sie’s zusammenkriegten?«

      Der Professor gab keine Antwort. Sondern starrte nur mit Augen von der Farbe einer winterlichen See. Also wiederholte Syme seine Frage.

      »Ich fragte, ob Sie lang dazu gebraucht haben, bis Sie all das herauskriegten? Ich weiß gut, was das heißt – das nimmt gut Stunden in Anspruch. Haben Sie’s auf der Stelle intus gehabt?«

      Der Professor schwieg. Seine Augen waren weit geöffnet. Und er lachte ein starres, aber fast unmerkliches Lächeln.

      »Wie lang haben Sie dazu gebraucht?«

      Der Professor rührte sich nicht.

      »Hol Sie der Teufel – können Sie denn nicht antworten?« schrie Syme da in plötzlicher heller Wut, darein sich aber nicht wenig Angst mischte. Ob der Professor antworten konnte oder nicht – er antwortete nun einmal nicht.

      Syme stand da und starrte nun seinerseits das starre Gesicht an, das wie Pergament war, und diese blanken blauen Augen. Sein erster Gedanke war: der Professor wär verrückt geworden. Aber sein zweiter Gedanke war dann um so grauenvoller. Was wußte er eigentlich von diesem fragwürdigen Geschöpf, das er – unbesonnen genug – als Freund akzeptiert hatte? Was wußte er mehr von ihm, als daß er dem Anarchisten-Frühstück beigewohnt und ihm dann eine ganz und gar lächerliche Geschichte angehängt hatte? Wie unwahrscheinlich, daß neben Gogol noch ein zweiter Gesinnungsgenosse da war! War dieses Mannes Schweigen nicht eine sensationelle Art und Weise, den Krieg zu erklären? War dieser steinharte Blick nicht der Höllenblick eines dreifachen Verräters, der nun endlich sein wahres Gesicht zeigt? Syme stand da und horchte und horchte in dieses erbarmungslose Schweigen. Ihm war, als hörte er die Dynamithelden, die ihn gefangen nehmen sollten, schon – auf den Zehenspitzen – den Korridor draußen nah und näher kommen.

      Dann blickte er am Professor СКАЧАТЬ