G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон
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Название: G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr

Автор: Гилберт Кит Честертон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207428

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СКАЧАТЬ geriet ich in frivole Stimmung, und ich mißfiel ihm stets so sehr, daß ich beschloß, ihn zu imitieren. Wenn ich ein Zeichner gewesen wäre, hätt ich eine Karikatur von ihm gezeichnet. Da ich nur ein Mime war, konnt ich die Karikatur nur mimen. Ich richtete mich also so zusammen: daß es eine grobe Uebertreibung von des alten Professors dreckigem altem Ich sein sollte. Und dachte, daß ich, sowie ich einträte, von seinen Anhängern mit einem brüllenden Gelächter oder (wenn ich etwa zu weit gegangen wäre) mit einem Schrei der Entrüstung und mit Schimpfen und Schmähen begrüßt würde. Ich kann Ihnen meine Ueberraschung beim besten Willen nicht beschreiben – wie mein Erscheinen mit ehrfürchtigem Schweigen und dann (wie ich meinen Mund auftat) mit einem Murmeln der Bewunderung gefeiert wurde. Ich hatte die göttliche Kunst lästern wollen. Ich hatte es zu fein, ich hatte es zu wahr angelegt. Man dachte, ich wäre in der Tat der große nihilistische Gelehrte. Ich war ein frischer, forscher Bursche zu der Zeit, und ich gebe es zu, es war ein loser Streich. Aber bevor ich das Ding wieder gutmachen konnte, stürzten zwei oder drei Verehrer auf mich – die nur so bebten vor Wut – und wollten mir erzählen: ich würde gerad nebenan öffentlich gelästert. Ich fragte – wieso. Ein gottverfluchter Bengel jedenfalls, der führe eine elendigliche Parodie auf mich auf. Ich hatte aber mehr Champagner getrunken als gut für mich gewesen war – und in blödsinniger Laune beschloß ich, die Rolle durchzuspielen. So wars nur Konsequenz, daß ich der Leuchte dieser Gesellschaft Aug in Aug – mit hochgezogenen Augenbrauen und mit wie vor Todesschauern frierenden Augen – gegenübertrat.

      »Ich brauch wohl kaum zu sagen: daß das eine Kollision war. Die Pessimisten rundum sahen ängstlich von einem Professor zum andern Professor, um zu sehen, wer von den beiden denn wirklich der hinfälligere war. Und ich – – gewann. Ein Mann von so schwacher Gesundheit wie mein Rivale, von dem konnte man nicht verlangen, daß er so eindringlich – daß er so ausdrucksvoll hinfällig aussähe als wie ein junger Schauspieler in der Blüte seiner Jahre. Sie sehen: er hatte tatsächlich Paralyse, aber er konnte als solcher nicht annähernd so hübsch paralytisch sein wie ich. Da versuchte er denn, mich Frechling geistig auszustechen. Aber ich parierte mit einem überaus einfachen Kniff. So oft er irgend etwas sagte, das keiner als er verstehen konnte, erwiderte ich mit etwas, das ich selber nicht einmal verstand. ›Ich kann mir nicht denken‹, sprach er, ›daß Sie das Prinzip: Evolution ist nur Negation, ausgearbeitet haben sollen, sintemalen demselbigen lakunare Introduktionen inhärieren, die von essentieller Differentiation sind.‹ Und ich aber erwiderte ganz verächtlich: ›Das haben Sie alles hübsch aus Pinckwerts herausgelesen. Die Protzion, daß Inpulveration eine eugeniale Dicktion ist, war lang vorher durch Zumpe schon exerziert.‹ Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen – was? – daß solche Käuze wie Pinckwerts und Zumpe niemals existiert haben. Aber die Käuze da rund um uns her, die schienen sich (ich war fast erstaunt) ganz genau ihrer entsinnen zu können. Und wie der Professor fand, daß die gelahrte und mysteriöse Methode ihn erbarmungslos einem höchst skrupellosen Gegner auslieferte – verlegte er sich auf eine populärere Form des Witzes. ›Ich sehe‹, stichelte er grinsend, ›Sie prävalieren so wie die falsche Wildsau in Aesop.‹ ›Und Sie‹, antwortet ich lächelnd, ›Sie fallen durch wie der Igel bei Montaigne.‹ Brauche ich Ihnen viel zu sagen, daß es keinen Igel bei Montaigne gibt? ›Ihr Witz geht Ihnen aus‹, sprach er, ›so wie Ihr Bart.‹ Ich wußte keine intelligente Antwort auf dieses, das ebenso wahr wie sarkastisch war. Und so lachte ich nur herzlich auf, antwortete aufs Geratewohl: ›Wie Pantheistenpantinen‹, und drehte mich auf der Ferse um und tat, als wär ich ganz und gar der Sieger…

      Der wirkliche Professor wurde hinausgeschmissen, aber nicht allzu kräftig, – und übrigens versuchte einer der Anwesenden, zuerst mit aller Ausdauer, ihm die Nase auszureißen. Heute ist er, glaube ich, allenthalben in Europa als ein ganz köstlicher Betrüger angesehen. Sein sichtlicher Ernst und Aerger machen ihn – sehen Sie? – nur um so köstlicher.«

      »Nun ja«, sagte Syme – »ich kann wohl begreifen, daß Sie einen dreckigen alten Bart für eine Nacht zum Gaudium umbanden – – aber das kann ich nicht begreifen, wie Sie ihn dann ein für allemal umbehielten.«

      »Das ist das Ende vom Lied«, sagte der Professoren-Darsteller. »Wie ich unter ehrfurchtsvollem Applaus dann selber die Gesellschaft verließ, hinkte ich so die dunkle Straße davon, in der Hoffnung, daß ich bald weit genug wäre, um wieder wie ein menschliches Wesen gehen zu können. Zu meinem Entsetzen aber fühlte ich – gerad wie ich um die Ecke bog – etwas auf meiner Schulter und stand – wie ich mich umdrehte – im Schatten eines bärenhaften Policeman. Und der erzählte mir, daß man mich suche. Ich nahm eine paralytische Attitüde an und schrie laut und in deutschem Akzent: »Ja ja ja – die Bedrängten, die Unterjochten, die Mühseligen in aller Welt suchen mich. Sie arretieren mich unter der Beschuldigung, daß ich der große Anarchist Professor de Worms wäre.« Aber der Policeman zog leidenschaftslos einen papierenen Wisch in seiner Hand zu Rate und sagte höflich: »Nein, mein Herr, wenigstens nicht ganz so. Ich arretiere Sie unter der Anklage, daß Sie der berühmte Anarchist Professor de Worms nicht sind.« Diese Anklage, wenn sie überhaupt nach dem Kriminal war, war jedenfalls die leichtere und lustigere von den beiden, und ich ging gleich mit dem Herrn – mit ein wenig Zweifel, aber ohne Angst. Man schleppte mich durch eine Menge Zimmer und schließlich vor einen Polizeioffizier, der mir erklärte: gegen die Zentren der Anarchie sei eine ernsthafte Kampagne eröffnet – und meine erfolgreiche Maskerade könnte von beträchtlichem Nutzen für die öffentliche Sicherheit sein. Und bot mir eine gute Gage – und diese blaue Karte an. Obgleich unsere Konversation eine kurze war, fiel er mir als ein Mensch von sehr gesundem Menschenverstand und Humor auf. Aber über ihn persönlich könnte ich Ihnen wenig sagen, denn – –«

      Syme legte Messer und Gabel hin und sagte:

      »Ich weiß. Denn Sie sprachen mit ihm in einem zappendusteren Raum.«

      Professor de Worms nickte und trank aus.

       Der andere Bebrillte

       Inhaltsverzeichnis

      »Burgunder ist eine famose Sache«, sprach der Professor traurig und setzte sein Glas wieder hin. »Sie sehen aber nicht danach aus«, sprach Syme. »Und trinken den Wein, gerad als ob er Medizin wäre.«

      »Sie müssen, bitte, meine ganze Art und Weise entschuldigen«, sprach der Professor ganz unglücklich, »ich befinde mich in einer ganz kuriosen Lage. Im Innersten platze ich vor kindischster Ausgelassenheit. Aber ich agierte den paralytischen Professor so sehr ausgezeichnet, daß ich es nun nicht mehr lassen kann. Also daß ich – wenn ich beispielsweise unter Freunden bin, wo ich es doch absolut nicht mehr nötig hätte, mich zu vermummen – daß ich selbst dann noch wie todmatt daherrede und meine Stirn runzle, als obs meine Stirn wäre. Ich kann ganz und gar glücklich und lustig sein, verstehen Sie – aber eben immer wieder nur als jener Paralytiker. Mir stoßen die heitersten Sachen in meinem Herzen auf, und doch – wie so sehr anders kommen sie dann aus meinem Mund. Sie sollen mich nur einmal sagenhören: ›Kopf hoch, verrücktes Huhn!‹ und ich wette, ich treibe Ihnen Tränen in die Augen.«

      »Wohl, wohl«, sprach Syme. »Aber ich kann mir nicht helfen und denke immer wieder, Sie wären – abgesehen von alldem – ein wirklicher alter Griesgram.«

      Der Professor sah erst ein wenig vor sich hin – dann sah er ihn durchdringend an.

      »Sie sind ein sehr geriebener Bursche«, sagte er. »Es wird eine Lust sein, mit Ihnen zu arbeiten. Ja ja – ja ja ja ja – meine Seele ist griesgrämig umwölkt. Da ist nämlich ein mächtiges Problem zu lösen –« und er vergrub seinen Kahlschädel in seine beiden Hände.

      Und fragte leise –

      »Spielen Sie Klavier?«

      »Ja«, СКАЧАТЬ