Schloss Gripsholm. Kurt Tucholsky
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Читать онлайн книгу Schloss Gripsholm - Kurt Tucholsky страница 9

Название: Schloss Gripsholm

Автор: Kurt Tucholsky

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954188116

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СКАЧАТЬ zum Bei­spiel nicht zahlt, wenn er zah­len soll. Wir könn­ten das nicht, des­halb kom­men wir ja auch nicht zu Geld. Das muss man mit­an­se­hen! Da kann aber kom­men, wer will; die­se ei­ser­ne Stirn, mit der er un­ter­schrie­be­ne Ver­trä­ge ver­dreht, ab­leug­net, sich plötz­lich nicht mehr er­in­nert, wie er sich ver­leug­nen lässt … nein, Dad­dy, du lernst es nicht. Du willst es doch im­mer ler­nen! Du lernst es nicht!«

      »Las­sen die Leu­te sich denn das ge­fal­len?«

      »Was sol­len sie denn ma­chen? Wenn es Ih­nen nicht passt, sagt er, dann kla­gen Sie doch! Aber ich be­zie­he dann bei Ih­nen nichts mehr! Und das hält er auch ei­sern durch. Das wis­sen die Leu­te ganz ge­nau – sie ge­ben schließ­lich nach. Neu­lich ha­ben wir doch das gan­ze Büro re­no­vie­ren las­sen – was er da mit den Hand­wer­kern ge­trie­ben hat! Ja, aber auf die­se Wei­se kommt man nach Ab­ba­zia, und die Hand­wer­ker fah­ren mit der Hand übern Alex­an­der­platz. So gleicht sich al­les im Le­ben aus.«

      »Und wie­so ist er scha­den­froh?«

      »Das muss ein Erb­feh­ler sein – an die­ser Scha­den­freu­de ha­ben of­fen­bar Ge­ne­ra­tio­nen mit­ge­ar­bei­tet. Ei­ner al­lein schafft das nicht. Ich glau­be, wenn ihm sein bes­ter Freund einen Ge­fal­len tun will, dann muss er sich zum Ge­burts­tag vom Chef das Bein bre­chen. Ich habe so et­was noch nicht ge­sehn. Der Mann sucht gra­de­zu nach Ge­le­gen­hei­ten, wo er sich über das Mal­heur ei­nes an­de­ren freu­en kann … Es ist viel­leicht, um sich die eig­ne Über­le­gen­heit zu be­wei­sen; wenn er frech wird, hält er sich für sehr über­le­gen. Das muss es wohl sein. Er ist so un­si­cher …«

      »Das sind sie bei­nah alle. Ist dir noch nicht auf­ge­fal­len, wie viel Frech­heit durch Un­si­cher­heit zu er­klä­ren ist?«

      »Ja … Das ist eine ver­gnüg­te Stadt! Aber was soll ich ma­chen? Da sa­gen sie: So eine Frau wie Sie! … Wenn ich das schon höre! … Ir­gend­ei­nen Stie­sel hei­ra­ten … Du lachst. Dad­dy, ich kann mit die­sen Brü­dern nicht le­ben. Na ja, das Geld. Aber es ist doch nicht bloß der Schlaf­wa­gen und das große Auto; das Schlimms­te ist doch, wenn sie dann re­den! Und wenn sie erst an­fan­gen, sich ge­hen­zu­las­sen … Komm, es wird kühl.«

      Der Uhr nach wur­de es nun lang­sam Abend; hier aber war noch al­les hell, es wa­ren die hel­len Näch­te, und wenn Grips­holm auch nicht gar so nörd­lich lag, so wur­de es dort nur für ei­ni­ge Stun­den dun­kel, und ganz dun­kel wur­de es nie. Wir gin­gen über die Wie­sen und blick­ten auf das Gras.

      »Wir wol­len zu Abend es­sas!« sag­te die Prin­zes­sin auf schwe­disch.

      Wir aßen, und ich trank sehr an­däch­tig Was­ser dazu. Wenn man in ein frem­des Land kommt, dann muss man erst ein­mal das frem­de Was­ser in sich hin­ein­glu­ckern las­sen, das gibt ei­nem den wah­ren Ge­schmack der Frem­de. Da sa­ßen wir und rauch­ten. So – und jetzt be­gan­nen die Fe­ri­en, die rich­ti­gen Fe­ri­en.

      Die Vor­hän­ge des Schlaf­zim­mers wa­ren dicht zu­ge­zo­gen und mit Na­deln zu­ge­steckt. Män­ner kön­nen nur im tie­fen Dun­kel schla­fen; die Prin­zes­sin hielt das gra­de­zu für ein männ­li­ches Ge­schlechts­merk­mal. Ich las. »Rasch­le nicht so bös­ar­tig mit der Zei­tung!« sag­te sie.

      In die­ser Nacht dreh­te sich die Prin­zes­sin um und schlief wie ein Stein. Sie at­me­te kaum; ich hör­te sie nicht. Ich las.

      Es ist vor­ge­kom­men, dass ich nachts, in wil­der Traum­furcht, auf­ge­fah­ren bin und mich an die Prin­zes­sin an­ge­klam­mert habe … wie lä­cher­lich! »Willst du mich ret­ten?« frag­te sie dann la­chend. Das ist zwei-, drei­mal ge­sche­hen – oft wuss­te ich es gar nicht. »Heu­te Nacht hast du mich wie­der ge­ret­tet …«, sag­te sie dann am nächs­ten Mor­gen. Aber nun wa­ren Fe­ri­en; heu­te Nacht wür­de ich sie be­stimmt nicht ret­ten. Ich leg­te mei­ne Hand hin­über, auf die Schla­fen­de. Sie seufz­te lei­se und ver­än­der­te ihre Lage. Schön ist Bei­sam­men­sein. Die Haut friert nicht. Al­les ist lei­se und gut. Das Herz schlägt ru­hig. Gute Nacht, Prin­zes­sin.

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