Название: Lederstrumpf
Автор: Джеймс Фенимор Купер
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Klassiker bei Null Papier
isbn: 9783962813444
isbn:
Sprechen sie denn auch vom Schießen, Mädchen? fragte der andere lebhaft, nachdem er still, aber doch von Herzen gelacht, sprechen sie denn auch vom Schießen? Ich will nichts von dem meinigen hören, denn wenn dieses nicht bis jetzt in all diesen Gegenden anerkannt ist, so nützt es wenig, ein geschickter und sichrer Schütze zu sein; aber was sagen denn die Offiziere von ihrem – ja was sagen sie von ihrem eignen Schießen? Waffen, wie sie es nennen, sind ihr Gewerbe, und doch gibt es Leute unter ihnen, die sich wenig auf ihren Gebrauch verstehen!
Das, hoffe ich, wird nicht der Fall sein bei Eurem Freund Chingachgook, wie Ihr ihn nennt – was ist die englische Bedeutung dieses indianischen Namens?
Große Schlange – so genannt wegen seiner Klugheit und List. Uncas ist sein wirklicher Name – seine ganze Familie heißt Uncas, bis sich jeder durch seine Taten einen Titel gewinnt.
Wenn er so viel Klugheit besitzt, können wir einen nützlichen Freund an ihm erwarten, falls nicht sein eignes Geschäft in dieser Gegend ihn hindert, uns zu dienen.
Ich sehe nicht, was es viel schaden könnte, wenn ich Euch sein Vorhaben sage, und da Ihr vielleicht Mittel findet, uns behilfich zu sein, will ich Euch und Hetty in die ganze Sache einweihen, im Vertrauen, dass Ihr das Geheimnis wie Euer eignes bewahren werdet. Ihr müsst wissen, dass Chingachgook ein hübscher Indianer ist, sehr gerne gesehen und bewundert von den jungen Weibern seines Stammes, sowohl wegen seiner Familie, als wegen seiner selbst. Nun ist ein Häuptling, der eine Tochter hat, Wah-ta!-Wah genannt, was in unsrer Sprache Hist-oh!-Hist bedeutet, das rarste Mädchen unter den Delawaren, die von allen jungen Kriegern des Stammes am meisten zum Weib gewünscht und begehrt wird. Nun, unter den anderen fand auch Chingachgook Geschmack an Wah-ta!-Wah, und Wa-ta!-Wah fand Geschmack an ihm. Hier hielt Wildtöter einen Augenblick inne; denn als er so weit in seiner Erzählung gekommen, stand Hetty Hutter auf, näherte sich ihm, und stellte sich aufmerksam an sein Knie hin, wie ein Kind näher rückt, um auf die Mährchen seiner Mutter zu horchen. Ja, er fand Gefallen an ihr, und sie an ihm, begann Wildtöter wieder, nachdem er einen freundlichen beifälligen Blick auf das unschuldige, hörbegierige Mädchen geworfen, und wenn das einmal so ist, und alle Ältern sind einverstanden, so ist es nicht oft der Fall, dass das junge Paar so verborgen bleibt. Chingachgook konnte nicht wohl eine solche Beute davontragen, ohne sich Feinde zu machen unter denen, die sie ebenso begehrten wie er. Ein gewisser Briartorn, wie wir ihn englisch nennen, oder Yokommen, wie er im Indianischen heißt, nahm es sich am meisten zu Herzen, und wir haben ihn im Verdacht, dass er bei allem was nun folgte, eine Hand im Spiel hatte. Wa-ta!-Wah ging vor zwei Monaten mit Vater und Mutter nach den westlichen Flüßen, um Salmen zu fischen, denn dort gibt es nach der Ansicht aller Leute in unsern Gegenden die meisten Fische, und während dieser Beschäftigung verschwand das Mädchen. Einige Wochen konnten wir keine Nachricht von ihr erhalten; aber vor zehn Tagen brachte uns ein Eilbote, der durch das Delawarenland kam, eine Botschaft, woraus wir erfuhren, dass Wah-ta!-Wah den Ihrigen war gestohlen worden – wir glauben, wissen es aber nicht – durch Briartorns Ränke – und dass sie sich nunmehr bei dem Feinde befand, der sie adoptiert hatte, und verlangte, sie sollte einen jungen Mingo heiraten. Die Botschaft besagte, die Truppe beabsichtige in dieser Gegend zu jagen und Vorräte zu sammeln, einen Monat lang oder zwei, ehe sie nach Canada zurückkehre; und wenn wir sie in dieser Gegend aufzuspüren vermöchten, könnte sich wohl etwas ereignen, was uns zur Befreiung des Mädchens verhelfen könnte.
Und wie betrifft das Euch, Wildtöter? fragte Judith etwas lebhaft.
Es betrifft mich, wie alles was einen Freund berührt den Freund betrifft. Ich bin hier als Chingachgook’s Beistand und Helfer, und wenn wir das junge Mädchen, das er liebt, wieder zurück bekommen, wird es mir beinahe so viel Freude machen, als hätte ich mein eignes Liebchen befreit.
Und wo ist denn Euer Liebchen, Wildtöter?
Sie ist im Walde, Judith – hängt an den Zweigen der Bäume in einem sanften Regen – im Tau auf dem offenen Gras – den Wolken, die am blauen Himmel schweben – den Vögeln, die in den Wäldern singen – den süßen Quellen, wo ich meinen Durst lösche – und in all den anderen prächtigen Gaben, die von Gottes Vorsehung kommen!
Ihr wollt sagen, dass Ihr bis jetzt noch keine von meinem Geschlecht geliebt, sondern am meisten Euer Herumstreifen und Eure Lebensweise liebt?
Das ist’s – genau das ist’s. Ich bin weiß – habe ein weißes Herz, und kann billiger Weise nicht ein rothäutiges Mädchen lieben, die einer Rothaut Herz und Gefühle haben muss. Nein, nein, ich bin vernünftig genug in diesen Punkten, und hoffe es zu bleiben, wenigstens bis dieser Krieg vorüber ist. Ich sehe meine Zeit zu sehr in Anspruch genommen durch Chingachgook’s Angelegenheit, als dass ich wünschen sollte, ehe diese ins Reine gebracht ist, selbst eine eigne auf dem Halse zu haben.
Das Mädchen, das Euch am Ende gewinnt, Wildtöter, gewinnt wenigstens ein redliches Herz, – eines ohne Verrat und Tücke; und das wird ein Sieg sein, den die Meisten ihres Geschlechts beneiden müssen.
Wie Judith dies sagte, schwebte ein schmerzlicher Unmut über ihr schönes Antlitz; während ein bittres Lächeln um einen Mund spielte, der durch keine Veränderung und Zuckung der Muskeln unschön werden konnte. Ihr Gesellschafter bemerkte diese Veränderung, und obgleich wenig vertraut mit den Regungen des weiblichen Herzens, besaß er doch natürliches Zartgefühl genug, um zu verstehen, dass es geraten sein möchte, diesen Gegenstand fallen zu lassen.
Da die Stunde, wo Chingachgook erwartet wurde, noch nicht so nahe war, hatte Wildtöter Zeit genug, den Stand der Verteidigungsmittel genau zu besichtigen, und solche weitere Einrichtungen zu treffen, wie sie ihm möglich waren und durch das Bedürfnis des Augenblicks geboten schienen. Die Erfahrung und Vorsicht Hutter’s hatte in diesen Punkten Wenig zu tun übrig gelassen: doch drängten sich noch einige Vorkehrungen dem Geist des jungen Mannes auf, von dem man sagen konnte, er habe die Kunst des Grenzerkriegs mittelst der Überlieferungen und Sagen des Volkes studiert, unter dem er so lange gelebt hatte. Die Entfernung zwischen dem Castell und dem nächsten Punkt der Küste beseitigte jede Besorgnis, es möchten etwa Büchsenkugeln vom Land herüberfliegen. Das Haus war zwar in gewissem Sinn im Bereich von Musketenschüssen, aber vom Zielen konnte ganz keine Rede sein, und selbst Judith erklärte, dass sie von dieser Seite durchaus keiner Gefahr sich versehe. So lang also die Gesellschaft im Besitz des Forts blieb, war sie sicher, falls nicht anders die Angreifer Mittel fanden, heranzukommen, mit Feuer oder mit Sturm es wegzunehmen, oder durch irgend eine Erfindung indianischer Schlauheit und Verräterei. Gegen die erste Art der Gefahr hatte Hutter reichliche Vorsorge getroffen, und das Gebäude selbst, das Rindendach ausgenommen, war nicht sehr leicht in Flammen zu setzen; der Boden war an mehreren Orten durchlöchert, und mit Stricken versehene Eimer waren in täglichem Gebrauch und für jeden solchen Fall bereit. Eins der Mädchen konnte leicht jedes Feuer löschen, das etwa ausbrach, vorausgesetzt, dass es nicht lange Zeit hatte, sich auszubreiten. Judith, welche alle Verteidigungspläne ihres Vaters zu verstehen schien, und Geist und Mut genug hatte, an ihrer Ausführung einen nicht geringen Anteil zu nehmen, erklärte alle diese Einzelnheiten dem jungen Manne, dem so bei seinen Besichtigungen viel Zeit und Mühe erspart blieb.
Den Tag über war Wenig zu befürchten. Nachdem sie im Besitz der Arche und der Canoe’s waren, fand sich kein weiteres Fahrzeug auf dem See. Dennoch wusste Wildtöter wohl, dass ein Floß bald gemacht war, und da sich gefallene Bäume im Überfluss in der Nähe des Wassers fanden, war es, wenn die Wilden ernstlich daran dachten, der Gefahr eines Angriffs zu trotzen, keine sehr schwierige Sache, die erforderlichen Mittel aufzutreiben. Die berühmte amerikanische Axt, ein Werkzeug, dem in seiner СКАЧАТЬ