Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026872146
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»Ich fürchte, daß ich sehr gedankenlos war, Diana. Kaufe dir bitte alles, was du nötig hast, und sage es mir, wenn du Geld brauchst.«
Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück und lachte leise.
»Du bist doch tatsächlich darauf hereingefallen! Ich brauche doch überhaupt kein Geld, ich bin sehr reich.«
»Aber warum hast du denn Bobby gesagt –«
»Mitgefühl tut mir so wohl«, erwiderte sie ruhig. »Und in diesem Hause bringt mir mit Ausnahme Eleanors niemand Sympathie entgegen. Sie ist wirklich ein hübsches, gutes Mädchen. Meinst du nicht auch?«
»Es ist mir noch niemals aufgefallen.«
»Das wußte ich, als ich entdeckte, daß du sie noch nie geküßt hast.«
Gordon hatte gerade einen großen Bissen Schinken im Mund und konnte nicht gleich protestieren.
»Nein, du mußt nicht annehmen, daß ich solche Fragen an die Dienstboten stelle. Aber eine Frau hat feine Instinkte und findet immer einen Weg, um solche Dinge herauszubekommen. Gordon, du bist nicht belastet«, fügte sie mit einer großzügigen Geste hinzu.
»Deine Philosophie ist verwirrend«, sagte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Wie bist du nur auf den Gedanken gekommen, daß ich sie hätte küssen sollen?«
»Das ist doch sehr einfach. Sie ist hübsch, und alle Männer küssen gern hübsche Mädchen, wenigstens wenn sie normal sind. Viele Leute haben mich schon küssen wollen.«
Gordon zog die Augenbrauen hoch, ohne aufzuschauen.
»Du fragst mich ja gar nicht, ob ich ihnen auch erlaubte, mich zu küssen«, fragte sie nach einer Weile.
»Das interessiert mich nicht«, sagte Gordon kühl.
»Nicht ein ganz klein wenig?«
Ihre Stimme klang fast ängstlich, aber er ließ sich nicht täuschen. Er hatte durch harte Erfahrung lernen müssen, daß Diana sich vor Lachen gewöhnlich innerlich ausschütten wollte, wenn sie so war. – Ein schreckliches Mädchen! »Ich habe nur zwei Liebesaffären gehabt«, fuhr sie fort und kümmerte sich gar nicht darum, daß er anscheinend nichts davon hören wollte. »Zuerst mit Dempsi – und dann mit Dingo.«
»Wer war denn Dingo?« Er hatte sich also doch wieder fangen lassen.
»Er hieß in Wirklichkeit nicht Dingo, sondern Mr. Theophilus Shawn. Später stellte sich heraus, daß er ein verheirateter Mann mit fünf Kindern war.«
»Großer Gott!«
»Er hat mich aber niemals küssen dürfen. Seine Frau kam und holte ihn weg, als ich mich gerade an den Gewürznelkenduft gewöhnt hatte. Er knabberte nämlich immer solches Zeug. Er wohnte bei meiner Tante. Sie hatte ihn bei einem Vortrag über Sonnenflecken kennengelernt, aber sie wußte nicht, daß er verheiratet war, bis ihn seine Frau bei uns abholte. Sie war äußerst nett und dankte mir, daß ich mich um ihn gekümmert habe. Diese Frau hat sich für ihren Mann sehr interessiert. Die Frauen sollten eigentlich ihre Männer gründlich kennenlernen, bevor sie heiraten. Meinst du nicht auch, Gordon?«
Mr. Selsbury seufzte.
»Ich glaube, du redest da einen großen Unsinn, und ich wünsche beim Himmel, daß du deinen Mann kennenlernst!«
Sie lächelte, aber sie antwortete nicht. Sie fühlte, daß sie ihn für heute genügend geärgert hatte. Er war im Begriff, vom Frühstückstisch aufzustehen, als sie sich auf eine Frage besann, die sie ihm vorlegen wollte.
»Gordon, gestern kam doch ein Mann mit einem griechischen Namen hierher –«
»Du meinst mit einem lateinischen – es war Mr. Superbus.« Sie nickte.
»Was wollte der eigentlich? Wen suchte er?«
»Er war hinter einem Verbrecher her, einem Mann, der allgemein als der ›Doppelgänger‹ bekannt ist. Er ist ein ganz gemeiner Schwindler.«
»Ach so«, sagte Diana und schaute auf das Tischtuch. »Gehst du jetzt fort, Gordon? Wann wirst du wieder nach Hause kommen?«
»Wenn es meine Geschäfte gestatten«, sagte er würdevoll. »Weißt du, Diana, daß noch niemals jemand diese Frage an mich gerichtet hat?«
»Aber ich frage dich doch täglich danach!« sagte sie erstaunt.
»Ich meine natürlich, niemand außer dir. Mein Kommen und Gehen ist noch nie kontrolliert worden. Und ich sehe auch gar nicht ein, warum das nötig ist.«
»Aber ich frage doch nur ganz bescheiden. Ich will doch nur wissen, wann das Abendbrot fertig sein muß.«
»Es ist möglich, daß ich heute abend nicht zu Tisch komme«, sagte Gordon kurz. Er ging fort, um sich in seine Tätigkeit zu stürzen, denn sein Geschäft war in letzter Zeit sehr aufgeblüht, und er war gerade damit beschäftigt, einen neuen Versicherungszweig zu organisieren. Er war fest entschlossen, die Frage, die ihn in seinen Gedanken und Überlegungen störte, für die Stunden seiner Arbeitszeit auszuschalten. Erst beim Mittagessen dachte er wieder an die beabsichtigte Reise nach Ostende mit der Seelenfreundin. Er wünschte, daß Heloise van Oynne einen anderen Platz als gerade Ostende ausgesucht hätte. Dieser weltbekannte Badeort paßte ihm nicht, man verband mit ihm gewöhnlich den Begriff von zügelloser und luxuriöser Lebensführung. Er fühlte auch, daß er wahrscheinlich Diana gegenüber viel mehr Festigkeit und Rückgrat zeigen könnte, wenn er nicht selbst auf verbotenen Wegen ginge, oder zum mindesten beabsichtigte, die althergebrachte Sitte zu durchbrechen.
Der Plan der Ostender Reise war wirklich verrückt, und er fragte sich, von wem er eigentlich ausgegangen sei. Aber schließlich brauchte er ja gar nicht erkannt zu werden, wenn er nicht gerade immer am Landungssteg spazierenging, wo die Dampfer vom Kontinent anlegten. Im Notfall konnte er auch sein Aussehen ein wenig verändern … Es wurde ihm heiß und kalt bei dem Gedanken. Diana hatte sich doch schon immer über seinen kleinen Backenbart lustig gemacht. Auch sein Friseur machte immer Bemerkungen über diese kleinen Bartansätze. Er hatte auch selbst schon ganz ernsthaft an ihre Entfernung gedacht, besonders seitdem sich Heloise darüber gewundert hatte. Sie meinte, daß sie ihn viel älter machten, als er in Wirklichkeit sei, und es würde natürlich ein liebenswürdiges Kompliment ihr gegenüber bedeuten, wenn er ihr an dem Tag ihrer Reise glattrasiert gegenüberträte. Andererseits ging man aber auch nicht in Cut und Zylinder nach Ostende. Er könnte vielleicht einen Sportanzug tragen – aber er hatte einen Schneider, der ihn beraten konnte, und er sprach auf seinem Heimweg bei diesem Mann vor, der natürlich sogleich im Bilde war und aufmerksam zuhörte.
»Wenn Sie an die belgische Küste gehen, würde ich Ihnen den Vorschlag machen, sich ein paar leichte Sommeranzüge anfertigen zu lassen. Graukariert ist augenblicklich Mode – graue Karos mit einer roten Betonung in der Mitte. Aber nein, Sir, o nein! Lord Furnisham hat erst im letzten Monat einen solchen Anzug bestellt, und wie Sie wissen, ist er ein Mann von feinem Geschmack, der immer nach der letzten Mode gekleidet geht.«
Gordon sah die Muster durch und war bestürzt über ihre Farbenfreudigkeit. Aber vielleicht wäre es ganz gut – wer würde Gordon Selsbury denn in einem modernen, flotten Anzug aus graukariertem Stoff mit lebhaften roten Punkten erkennen?
»Ist СКАЧАТЬ