Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten. Friedrich Glauser
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Читать онлайн книгу Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten - Friedrich Glauser страница 40

Название: Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten

Автор: Friedrich Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075834973

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      »Glaub ich! Glaub ich! Weißt du das nicht sicher?«

      »Nein, denn wie ich's gehört hab, bin ich tiefer in den Wald…«

      »Bist du auf der Seite gestanden, auf der dein Vater in den Wald ist oder auf der anderen?«

      »Auf der anderen, ich hab dann noch die Straße überqueren müssen.«

      »Und da war kein Auto mehr da?«

      »Nein. Aber es ist etwas Merkwürdiges mit dem Auto losgewesen. Es ist ganz langsam gefahren, das hab ich am Geräusch vom Motor gehört, die Scheinwerfer haben die Straße beleuchtet, und auch den Wald, von weither, und ich hab mich auf den Boden geworfen, um nicht gesehen zu werden. Die Straße macht oben und unten von der Stelle einen Rank, so daß man nicht genau wissen kann, aus welcher Richtung ein Karren kommt«, fügte Armin entschuldigend hinzu.

      »Und?«

      »Ja, plötzlich ist das Licht von den Scheinwerfern ausgegangen, ich hab den Motor nicht mehr gehört. Ich hab gewartet eine Zeitlang, dann bin ich langsam näher zur Straße gekrochen. Aber da war das Auto verschwunden.«

      Der alte Ellenberger besaß eine Camionette zum Transport seiner Hochstämme. Der Ellenberger hatte die Prämien der Lebensversicherung bezahlt…

      »Und dann hast du die Sachen, die dein Vater am Waldrand niedergelegt hatte, aufgehoben und bist heimgegangen?«

      »Ja.« Armin nickte.

      Willst du mich nach Bern begleiten, Meitschi?« fragte Studer. »Ich glaub, wir haben hier alles erfahren, was nötig war.« Er zog seine Uhr. »Um Zwei werden wir wohl dort sein. Wir können dann bei mir daheim essen. Und dann wartest du bei uns zu Hause auf mich. Ich führ dich dann heut abend wieder heim. Apropos, wer hat den Revolver bei der Frau Hofmann versteckt? Der Gerber? Ich hab's gedacht…«

      Mikroskopie

       Inhaltsverzeichnis

      Es war etwa zehn Uhr abends, als bei Dr. med. Neuenschwander (Sprechstunden 8-9) die Nachtglocke schellte. Der Arzt war ein großer, knochiger Mann, Ende der dreißiger Jahre, mit einem langen Gesicht und ziemlich weit im Umkreis bekannt und beliebt. Er hatte die merkwürdige Angewohnheit, den reichen Bauern sehr hohe Rechnungen zu stellen. Dafür vergaß er manchmal bei anderen Leuten eine Zwanzigernote oder einen Fünfliber auf dem Küchentisch. Wenn er dabei erwischt wurde, konnte er sehr böse werden.

      Als er die Glocke schellen hörte, saß er in Hemdsärmeln an seinem Schreibtisch. Er ging im Geiste die Patienten durch, die ihn vielleicht brauchen könnten, aber er konnte sich auf keinen schweren Fall besinnen.

      »Vielleicht ein Unfall«, murmelte er. Dann ging er öffnen.

      Ein fester Mann in einem blauen Regenmantel stand vor der Tür. Sein Gesicht war nicht recht zu sehen unter dem breitrandigen, schwarzen Filzhut.

      »Wa isch los?« fragte der Doktor ärgerlich. – Ob der Herr Doktor ein Mikroskop habe? – Ein was? – Ein Mikroskop. – Doch. Das habe er schon. Aber wozu? Jetzt in der Nacht? Ob das nicht Zeit habe bis morgen? – Nein.

      Der Mann im blauen Regenmantel schüttelte energisch den Kopf. Dann stellte er sich vor– Wachtmeister Studer von der Fahndungspolizei.

      »Chömmed iche«, sagte der Doktor und führte den späten Besuch kopfschüttelnd in sein Sprechzimmer.

      »Fall Witschi?« fragte Neuenschwander lakonisch.

      Studer nickte.

      Der Doktor nahm den hellen Kasten vom Schrank, in dem er sein Mikroskop versorgte, stellte ihn auf den Tisch, ging an den Wasserhahnen, wusch ein Glasplättchen, tauchte es in Alkohol, rieb es ab…

      Studer hatte ein Kuvert aus der Tasche gezogen. Er schüttete vorsichtig eine winzige Menge des Inhalts auf das Glasplättchen, ließ einen Wassertropfen darauffallen, legte ein zweites, noch viel dünneres Plättchen darauf.

      »Färben?« fragte Dr. Neuenschwander.

      Studer verneinte. Sein Kopf war feuerrot, von Zeit zu Zeit drang ein sehr unerfreuliches Krächzen aus seinem Hals, seine Augen waren richtig blutunterlaufen. Der Arzt besah sich den Wachtmeister, kam näher, setzte eine Hornbrille auf die Nase, besah sich Studer noch eingehender, griff dann schweigend nach dessen Handgelenk und sagte trocken:

      »Wenn Ihr dann fertig seid, will ich Euch noch untersuchen, Ihr gefallt mir gar nicht, Wachtmeister, aber wirklich kes bitzli.«

      Studer stieß ein heiseres Gekrächz aus, hustete – es war ein peinlicher Husten.

      »Ihr macht an einer Pleuritis herum. Ins Bett, Mann, ins Bett!«

      »Morgen!« ächzte Studer. »Morgen nachmittag, wenn Ihr wollt, Herr Doktor. Aber ich hab noch soviel zu tun… Eigentlich, das Wichtigste ist ja gemacht, und wenn das hier…«

      Studer stellte das Mikroskop zurecht, so, daß das Licht der sehr hellen Schreibtischlampe in den kleinen Spiegel fiel und beugte sich dann über das Okular.

      Seine zitternden Finger drehten an der Schraube, aber es gelang ihm nicht, die richtige Einstellung zu finden. Einmal schraubte er so lange, daß der Doktor dazwischenfuhr.

      »Ihr zerbrecht noch das Plättli!« sagte er ärgerlich.

      »Stellt Ihr ein, Doktor«, sagte Studer ergeben. »Das verfluchte Zittern!«

      »Was wollt Ihr denn so Wichtiges finden?«

      »Pulverspuren«, ächzte Studer.

      »Aaah!« sagte Dr. Neuenschwander und begann an der Schraube vorsichtig zu drehen.

      »Deutlich«, sagte er schließlich und richtete sich wieder auf. »Ich bin zwar kein Gerichtschemiker, aber ich erinnere mich von früher. Da, seht, Wachtmeister, die großen Kreise sind Fettropfen und in den Fettropfen könnt ihr die gelben Kristalle sehen. Es stimmt wohl. Ob's aber zu einem gerichtlichen Beweis langen wird?«

      »Das wird's wohl nicht brauchen«, sagte Studer mühsam. »Und verzeiht, Herr Doktor, daß ich Euch so spät noch gestört hab…«

      »Dumms Züg!« sagte Dr. Neuenschwander. »Aber Ihr müßt noch sagen, wo Ihr den Staub da«, er deutete mit dem Zeigefinger auf das Kuvert, »gefunden habt. Halt, nicht reden jetzt. Zuerst Kittel ausziehen, Hemd, dann legt Ihr Euch dort auf das Ruhebett, damit ich ein wenig hören kann, was in Eurer Brust los ist. Und dann geb' ich Euch etwas für diese Nacht.«

      Dr. Neuenschwander horchte, klopfte, klopfte, horchte. Besonders schien ihn die Stelle zu interessieren, an der Studer den stechenden Punkt spürte. Er steckte dem Wachtmeister ein Fieberthermometer in die Achselhöhle, betrachtete nach einiger Zeit kopfschüttelnd den Stand der dünnen Quecksilbersäule, sagte bedenklich: »Achtunddreißig neun!« Er prüfte noch einmal den Puls, brummte etwas, das klang wie: »Natürlich, Brissago!« und ging dann an einen Glasschrank. Während er die kleine Spritze aus einer Ampulle füllte, sagte er:

      »Also, Wachtmeister, sofort ins Bett. Ich geb Euch da ein paar ganz starke СКАЧАТЬ