„Freilich hab‘ ich‘s getan.“
„Weißt du‘s gewiß, daß du‘s tatst?“
„Aber ja, ich tat‘s, Tantchen — ganz gewiß!“
„Warum küßtest du mich, Tom?“
„Weil ich dich lieb hab‘, und du im Schlafen seufztest und ich so traurig war.“
Die Worte klangen wahr. Die alte Dame konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen, als sie sagte: „Küß mich noch mal, Tom! — Und jetzt fort mit dir zur Schule, und ärgere mich nicht wieder.“
Sobald er fort war, rannte sie zum Wandschrank und riß die Ruine der Jacke heraus, in der Tom unter die Piraten gegangen war. Dann hielt sie wieder inne und sagte zu sich: „Nein, ich tu‘s nicht. Armer Junge — ich denke, du hast‘s gelogen — aber ‘s ist ‘ne gesegnete, gesegnete Lüge, ‘s ist was Treuherziges drin. Ich hoffe, der Herr — ich weiß, der Herr wird ihm vergeben, denn ‘s war doch gutherzig von ihm, das zu sagen. Aber, ich will gar nicht wissen, daß es ‘ne Lüge ist. Ich will nicht nachsehn.“
Sie tat die Jacke wieder fort und stand eine Minute unentschlossen. Zum zweitenmal streckte sie die Hand aus nach dem Kleidungsstück, und zum zweitenmal zog sie sie zurück. Und nochmals griff sie danach, und diesmal ermutigte sie sich selbst mit dem Gedanken: „‘s ist ‘ne gute Lüge — ‘s ist ‘ne gute Lüge — ich will mich nicht dadurch kränken lassen.“ So griff sie in die Tasche der Jacke. Einen Moment später las sie unter Tränen Toms Schriftstück und schluchzte: „Jetzt könnt‘ ich dem Jungen vergeben, und wenn er ‘ne Million dummer Streiche gemacht hätte.“
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