Tom Sawyers Abenteuer und Streiche, Tom Sawyer als Detektiv & Huckleberry Finns Fahrten (Illustrierte Ausgabe). Марк Твен
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Читать онлайн книгу Tom Sawyers Abenteuer und Streiche, Tom Sawyer als Detektiv & Huckleberry Finns Fahrten (Illustrierte Ausgabe) - Марк Твен страница 19

СКАЧАТЬ vorhaben?“

      Mit dem Tuscheln war‘s jetzt aus; die drei waren beim Grab angelangt und standen kaum ein paar Fuß vom Versteck der beiden Abenteurer.

      „Hier ist es,“ sagte die dritte Stimme, worauf einer der anderen die Laterne in die Höhe hielt — sie beleuchtete des jungen Dr. Robinson Gesicht. Potter und Indianer-Joe hatten einen Schubkarren mit einem Strick und ein paar Schaufeln mitgebracht. Sie setzten ihre Last nieder und begannen, das Grab zu öffnen. Der Doktor setzte die Laterne auf das Kopfende des Grabes und setzte sich mit dem Rücken gegen eine der Ulmen nieder. Er war so nahe, daß die beiden Burschen ihn hätten berühren können.

      „Hurtig, Leute,“ sagte er leise. „Der Mond wird gleich herauskommen!“

      Sie grunzten was als Antwort und gruben weiter. Einige Zeit war nichts zu hören als der dumpfe Ton der Schaufeln, die ihre Ladung von Erde und Steinen abluden. Es klang sehr eintönig. Endlich stieß eine Schaufel krachend auf den Sargdeckel — zwei Minuten später hatten die Männer den Sarg herausgeschoben und niedergesetzt.

      Darauf brachen sie mit ihren Schaufeln den Deckel auf, zogen die Leiche heraus und warfen sie brutal auf die Erde. Der Mond trat in diesem Augenblick hinter den Wolken hervor und beleuchtete grell die scheußliche Szene. Der Schubkarren wurde herbeigeholt, der Körper daraufgelegt, mit einer Decke eingehüllt und mit Stricken festgebunden. Potter zog ein großes Messer hervor, schnitt das überhängende Stück des Strickes ab und sagte: „So, das wär getan, Beinsäger, jetzt noch ‘nen Fünfer ‘raus, oder das da bleibt stehen.“

      „‘s ist ganz richtig,“ stimmte der Indianer-Joe bei.

      „Seht mal! Was soll das heißen?“ fragte der Doktor. „Ihr habt euer Geld im voraus verlangt, und ich hab‘s euch gegeben.“

      „Ja — und ‘s ist das letzte Mal gewesen,“ schrie der Indianer-Joe, sich dem Doktor nähernd, der rasch aufgestanden war. „Vor fünf Jahren hast du mich vom Hause deines Vaters bei Nacht und Nebel vertrieben, als ich um was zu essen bat, und hast gesagt, ich hätt‘ wohl was anderes vorgehabt; und als ich schwor, wir würden noch mit ‘nander abrechnen, und wär‘s erst in hundert Jahren, hat mich dein Vater als Landstreicher eingesperrt. Dachtest du, ich hätt‘s vergessen? Ich hab‘ nicht umsonst Indianerblut! Und jetzt will ich‘s dir geben, und du wirst zum stillen Mann gemacht!“

      Bis jetzt hatte er dem Doktor mit der Faust unter der Nase herumgefuchtelt. Plötzlich holte dieser aus und streckte den Raufbold zu Boden. Potter warf sein Messer zu Boden, und mit den Worten: „Halt einmal, du sollst meinen Freund nicht hauen!“ stürzte er sich auf den Doktor, und im nächsten Augenblick lagen beide wütend ringend, und Gras und Erde mit den Füßen zerstampfend, auf dem Grab. Der Indianer-Joe war gleich wieder auf den Beinen, seine Augen glühten unheimlich, er ergriff Potters Messer und umkreiste katzengleich die Kämpfenden, auf eine Gelegenheit lauernd. Aber auf einmal gelang es dem Doktor, sich freizumachen, er ergriff den schweren Sargdeckel und schlug Potter damit zu Boden — ebenso rasch hatte Joe seinen Vorteil wahrgenommen und stieß das Messer bis ans Heft in des jungen Mannes Brust. Der Doktor stieß einen Schrei aus und fiel auf Potter, ihn mit seinem Blute färbend; und im selben Moment verhüllten die Wolken das schreckliche Schauspiel, während die beiden zu Tode erschrockenen Burschen Hals über Kopf in der Dunkelheit verschwanden.

      Sobald der Mond wieder hervorkam, stand Joe über den beiden regungslos Liegenden und betrachtete sie. Der Doktor murmelte etwas Unverständliches, tat einen langen Seufzer — und war still.

      „Beim Satan — der Stich sitzt,“ brummte Joe und begann die Leiche zu berauben, worauf er das verräterische Messer in Potters offene Hand steckte und sich auf den geöffneten Sarg setzte. Drei — vier — fünf Minuten verflossen, und dann begann Potter sich zu bewegen und zu stöhnen. Seine Hand schloß sich um das Messer, er hob es auf, blickte darauf und ließ es schaudernd fallen. Dann richtete er sich auf, schob die Leiche von sich und starrte verwirrt um sich. Joe anzusehen, vermied er.

      „Herr Gott, Joe, wie war das?“ sagte er mit zitternder Stimme.

      „‘s ist ‘ne faule Geschichte,“ entgegnete Joe grob. „Wozu tatst du‘s?“

      „Ich! Ich hab‘s nicht getan!“

      „Sieh mal! Na — mit solchem Geschwätz kommst du nicht los!“

      Potter zitterte und wurde aschfahl.

      „Ich hatte mir doch vorgenommen, nüchtern zu bleiben! Warum mußte ich auch nachts trinken. — Hab‘s ja noch im Kopf — mehr, als wie wir kamen. — Immer betrunken — völlig — auf gar nichts kann ich mich besinnen! Sag, Joe, ehrlich, alter Bursche — hab ich‘s getan?! Ich wollt‘s nicht tun — auf Ehr und Seligkeit, Joe, ich wollt‘s nicht tun! O, ‘s ist schrecklich — und er war so jung und hoffnungsvoll —“

      „Na, ihr habt halt gerauft, und er gab dir eins rüber mit dem Sargdeckel, und du fielst hin. — Und dann kamst du wieder auf, wanktest und konntest dich kaum auf den Füßen halten, hobst das Messer auf — na, und stießest es ihm in den Leib, grad, wie er dir noch ‘nen tüchtigen Schlag geben wollte, und dann hast du hier wie ‘n toter Klotz gelegen bis jetzt.“

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      „O — ich wußte ja nicht mehr, was ich tat. ‘s kam wohl alles vom Branntwein und von der Wut — schätz‘ ich. Ich hab‘ nie vorher in meinem Leben so was getan, Joe! ‘s können‘s mir alle bezeugen. Geprügelt — ja, aber gestochen niemals, Joe. Joe, sag‘s niemand! Sag mir, Joe, daß du‘s niemand sagen willst! Sei ‘n guter Bursche! Joe! Ich hab‘ dich immer gern gehabt, Joe, und hab‘ deine Partei genommen. Weißt du nicht, Joe? Joe, du sagst es nicht, Joe, nicht?!“ Und der arme Kerl fiel auf die Knie vor den kaltherzigen Mörder und hob beschwörend die Hände.

      „Na, du bist immer treu und brav zu mir gewesen, Muff Potter, und ich werd‘ dich nicht verraten. — Das ist doch wie ‘n Kerl gesprochen, he?“

      „O, Joe, ja, du bist ein Engel, Joe. Ich will dich segnen, so lang ich leb‘!“ Und Potter begann zu weinen.

      „Na, komm, ‘s ist jetzt genug davon. ‘s ist ‘ne verdammt schlechte Zeit zum Heulen. Mach, daß du in der Richtung fortkommst, und ich will hierhin gehen. Vorwärts, mach fort — und laß nichts liegen, zum Teufel!“

      Potter setzte sich in Trab, woraus bald regelrechter Galopp wurde. Joe schaute ihm nach, brummend: „Wenn er so betäubt von dem Prügeln und voll von Schnaps ist, wie er aussieht, so wird er an das Messer erst denken, wenn er so weit fort ist, daß er‘s nicht wagt, an so ‘nen Ort zurückzukommen — Hasenfuß!“

      Zwei oder drei Minuten später sah nur noch der Mond den Ermordeten, den eingebundenen Körper des Toten, den aufgebrochenen Sarg und das leere Grab. Tiefe Stille herrschte wieder wie vorher.

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      Zehntes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Die beiden Burschen liefen dem Dorfe zu, sprachlos vor Schreck. Von Zeit zu Zeit blickten sie ängstlich über die Schulter zurück, als fürchteten sie sich vor Verfolgern. Jeder Baumstumpf, der an ihrem Wege aus der Dunkelheit auftauchte, schien ihnen ein Mann und ein Feind, und ließ СКАЧАТЬ