Название: Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740921576
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Charlotte reicht ihm schnell und dankbar die Hand, so daß er seine Auffassung bestätigt findet, jetzt überflüssig zu sein.
Doch sie hält den Arzt noch ein paar Minuten zurück. »Ich bitte Sie, das Ergebnis Ihrer Untersuchung vorläufig unter uns zu lassen. Wollen Sie mir das versprechen?«
Sanitätsrat Wolter lacht verstehend. »Aber selbstverständlich – kann mir schon denken, der Gatte soll es aus Ihrem Mund erfahren.« Damit empfiehlt er sich, Charlotte fassungslos zurücklassend.
Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, verharrt sie regungslos. Sie hat sich jetzt vielerlei zu überlegen. Doch im Grunde genommen denkt sie nur eines: ich werde ein Kind haben! Auch mein letzter Wunsch soll in Erfüllung gehen! – Dann schauert sie zusammen. – Ist das nicht zuviel des Glückes? Heißt das nicht, das Geschick herauszufordern? – Nein! Nein. – Auch sie hat ein Recht auf die so heiß ersehnte Mutterschaft!
Und dieses Glücksgefühl ist stärker als alle ihre dunklen Ahnungen. Sie versinkt in einen Zustand wunschlosen Träumens, aus dem sie jäh durch Frau von Delian herausgerissen wird.
Blaß und besorgt nähert diese sich dem Bett der jungen Frau.
»Mein Gott, Charlotte – das war ein Schreck!« Sie sinkt auf den Stuhl neben Charlottes Lager und faßt nach deren heißer Hand. »Und der Sanitätsrat meint, es sei nichts weiter als ein bißchen Schwäche gewesen. Die Reise sei das wirksamste Heilmittel! Wie glücklich ich bin!«
Charlottes Augen schimmern feucht. – Wie gern möchte sie sich an die Brust der mütterlichen Freundin flüchten und ihr Geheimnis preisgeben, aber eine seltsame Scheu hält sie zurück.
Bernd! denkt sie. – Bernd soll der erste sein! Und die Überlegung verschließt ihr den Mund.
»Dürfen die Kinder jetzt zu Ihnen?« fragt Frau von Delian, da Charlotte schon wieder in träumerisches Nachdenken versunken ist. »Sie wollen durchaus wissen, was ihrer Mutter fehlt.«
Charlotte fährt auf. Ganz verstört blickt sie drein. »Rufen Sie schnell die Kinder, Delian! Die armen Mädchen! Wissen sie schon, daß wir dennoch reisen?«
»Daran haben wir durchaus nicht gedacht. Ihr Jammer ist kaum mit anzusehen. Sie wollen gar nicht schlafen gehen. Wie die armen Sünder hocken sie dicht beieinander und heulen sich die Augen aus dem Kopfe.«
»Schnell, Delian, säumen Sie nicht!« drängt Charlotte.
Frau von Delian geht hinaus und kehrt nach zwei Minuten mit den beiden Mädchen zurück. Die Augen sind rotgeweint. Furchtsam blicken sie in das Zimmer.
Charlotte steckt ihnen mit ihrem gewohnten Lächeln beide Arme entgegen. »Ingrid! Monika!«
Da liegen sie schon an ihrer Brust, weinen vor Freude und sind von Herzen froh, die Mutti nicht mehr mit so bleichem Gesicht und so stumm vor sich zu sehen.
»Wart ihr bange wegen der Reise?« forscht Charlotte.
»Aber Mutti«, kommt es empört von ihren Lippen, »wir dachten nur an dich – wir hatten solche Angst!«
Sie drückt die Kinder an sich, hält jedes mit einem Arm umfangen. »Eure Mutti ist genauso gesund wie ihr, und wir brauchen unsere Reise nicht abzublasen. Es soll unsere schönste Ferienreise werden!«
*
Auf Professor Holzers Arm gestützt, wandelt Maria Imhoff auf den verschlungenen Parkwegen dahin. Von den Spuren der furchtbaren Erregung an jenem schrecklichen Abend, nach der eine so gnädige Wandlung ihres Geschickes eintrat, ist ihr nichts mehr anzumerken.
»Finden Sie nicht auch, daß die Kranken ein recht merkwürdiges Gebaren an den Tag legen?« Maria Imhoff wendet ihr Auge aus der Richtung fort, wo ein Teil der Kranken in Liegestühlen ruht, und blickt fragend zu dem Professor auf.
Holzer zuckt ein wenig zusammen und zieht die junge Frau rasch in einen stillen Seitenweg. »Sie haben alle schwache Nerven und leiden alle an der gleichen Krankheit, die Sie, gottlob, überwunden haben. Übrigens werden Sie nicht mehr lange diesem Anblick ausgesetzt sein.«
Marias Antlitz rötet sich. »Soll das heißen, daß mein Mann mich nun bald von hier fortholt?«
Professor Holzer ist es, als würge eine Faust an seiner Kehle. Nein! Er kann es ihr nicht sagen! Bernd Imhoff mag der armen Frau selbst den Stand der Dinge enthüllen.
»Ich habe noch nicht geschrieben«, sagt er dumpf.
Maria Imhoff verhält den Schritt. »Nicht geschrieben?« Befremden liegt in ihrem Blick. Dann huscht es wie ein Leuchten darüber hin. »Sie wollten mich genau prüfen, nicht wahr? Wollten erst ganz sicher sein?«
Sie zittert plötzlich, und Professor Holzer legt schützend den Arm um ihre zarten Schultern. – Wenn er diesem gläubigen Frauenherzen doch diesen größten Schmerz ersparen könnte! Er ist innerlich sehr erregt und muß sich doch beherrschen. Maria Imhoff ist eine gute Beobachterin. Sie muß unbedingt ahnungslos bleiben. Deshalb sagt er: »So ist es. Sie sind vollauf gesund und können zu jeder Stunde heimkehren. Wollen Sie Ihrem Gatten selber schreiben?«
»Wird er auch nicht erschrecken?« zögert Maria.
»Erschrecken, wenn Ihre schwere Krankheit überwunden ist?« fragt der Professor zurück.
»Gut, ich werde schreiben.« Marias Gesicht ist vom Glück überstrahlt. »Sie haben mit meinem Mann Briefe gewechselt, bitte, erzählen Sie mir darüber.«
Größte Verlegenheit spiegelt sich in seinen Zügen; doch Maria ist mit ihrem Denken, Wünschen und Hoffen so sehr beschäftigt, daß sie nicht darauf achtet.
»Von sich hat er wenig berichtet.«
Maria ist enttäuscht. Sie schlägt die Hände zusammen und legt sie an ihre Wange; dabei hält sie den Kopf zur Seite geneigt, und ihr Mund lächelt sehnsuchtsvoll. »Herr Professor, in mir ist ein Singen und Klingen, ich sehne mich unsagbar nach meinem Mann und meinen Kindern! Können Sie das verstehen?«
»Ja, das kann ich wohl verstehen«, antwortet er bedeutungsvoll.
Sie verstummt und zieht den Arm aus dem ihres Begleiters. »Sie haben mir noch nicht einmal gesagt, wie lange ich krank war«, dringt sie in ihn.
Professor Holzer wischt sich den Schweiß von der Stirn. – Sie kommt ja der Wahrheit immer näher! Was soll ich tun? Soll ich lügen – aus Barmherzigkeit?! –
In den großen, leuchtenden Augen der jungen Frau liegt ein blindes Vertrauen, und das ist es, was den Professor wahrheitsgetreu antworten läßt, wenn auch im Tone tiefster Ratlosigkeit: »Das sind nun sechs Jahre.«
»Sechs – Jahre?« Marias Augen weiten sich vor Schreck. »Sechs Jahre? – Das kann doch nicht möglich sein!«
»Doch, es ist so.«
»Aber dann sind doch meine Kinder schon große Mädchen geworden?«
Der Professor sagt kein Wort dazu, er nickt nur. Mit zunehmender Spannung beobachtet er jeden Zug des feingezeichneten Frauenantlitzes. Es ist beinahe unbewegt, nur die Lippen zucken.
»Sechs Jahre СКАЧАТЬ