Название: Die wichtigsten Werke von Leo Tolstoi
Автор: Leo Tolstoi
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027211456
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»Ja, der arme Junge!« sagte Denissow. »Man muß ihn hierherrufen.«
»Ich werde ihn rufen«, sagte Petja.
»Ja, rufe ihn!« wiederholte Denissow.
Petja war schon an der Tür, als Denissow das sagte. Er wand sich zwischen den Offizieren durch und ging wieder auf Denissow zu. »Erlauben Sie mir, Sie zu küssen! Ach, wie schön! Wie schön!« Dann blieb er an der Tür stehen und rief hinaus: »Vincent!«
»Was wünschen Sie, Herr?« fragte eine Stimme aus der Dunkelheit. Petja antwortete, man solle den kleinen Franzosen bringen.
»Er ist dort beim Feuer und wärmt sich! He, Vissent! Vissent!« schrie der Kosak lachend.
»Ein geriebener Junge«, sagte ein Husar neben Petja. »Wir haben ihm zu essen gegeben, er war schrecklich hungrig.«
Bald erschien der Trommelschläger an der Tür.
»Ach, Sie sind’s!« sagte Petja französisch. »Wollen Sie essen? Fürchten Sie sich nicht! Treten Sie ein!«
»Ich danke, Monsieur!« erwiderte der Trommelschläger mit zitternder, fast kindlicher Stimme. Petja wollte ihm noch viel sagen, wagte es aber nicht. In der Dunkelheit ergriff er seine Hand und drückte sie. »Kommen Sie herein!« wiederholte er flüsternd.
Als der Trommelschläger in die Hütte eingetreten war, setzte sich Petja entfernt von ihm nieder, da er es für erniedrigend hielt, ihm seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Aber in der Tasche hielt er Geldstücke in der Hand und war im Zweifel, ob es nicht eine Schande sei, sie dem Trommelschläger zu geben.
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Nach Tische ging Petja hinaus. Vor der Hütte saßen die Kosaken und unterhielten sich auf ihre Weise mit heiteren, zuweilen aber plumpen Scherzen.
Petja hatte schon viel von der Tapferkeit und Grausamkeit Dolochows gehört, und als Dolochow in die Hütte trat, wandte Petja keinen Blick von ihm ab. Dolochow sah jetzt aus wie der stutzerhafteste Gardeoffizier. Er nahm in der Ecke seinen nassen Mantel ab, trat auf Denissow zu, und ohne sich mit irgend jemand zu begrüßen, fragte er sogleich, wie die Sachen stehen. Denissow teilte ihm seine Pläne mit und alles, was er von den Franzosen wußte.
»Schön, aber wir müssen noch wissen, wie viele Truppen und welcher Art sie sind, sonst kann man sich auf die Sache nicht einlassen. Ich liebe in allem Pünktlichkeit. Will nicht einer der Herren mit mir ins französische Lager reiten? Ich habe auch eine französische Uniform.«
»Ich … ich … ich reite mit Ihnen!« rief Petja.
»Das ist ganz überflüssig«, sagte Denissow zu Dolochow. »Und diesen da lasse ich keinenfalls mitgehen.«
»Oho!« rief Petja. »Warum soll ich nicht gehen?«
»Darum, weil ich es keinenfalls erlaube.«
»Nun, entschuldigen Sie mich, aber ich gehe, dabei bleibt’s! Sie nehmen mich doch mit?« fragte er Dolochow.
»Warum nicht?« erwiderte Dolochow zerstreut, indem er den französischen Trommelschläger ansah. »Hast du den Kleinen schon lange?« fragte er Denissow.
»Wir haben ihn heute gefangen, aber er weiß nichts, und so habe ich ihn bei mir behalten.«
»Nun, und wohin schaffst du die übrigen?« fragte Dolochow.
»Wohin? Ich sende sie fort gegen Quittung!« rief Denissow plötzlich errötend, »und ich kann wohl sagen, daß ich nicht einen einzigen Menschen auf meinem Gewissen habe. Es ist etwas schwerer, über dreihundertdreißig Mann unter Wache zur Stadt zu schicken, als …«
»Hier, diesem jungen Grafensöhnchen würde es passen, so zu sprechen«, sagte Dolochow mit kaltem Spott, »aber für dich schickt es sich nicht mehr.«
»Wieso? Ich sage nur, daß ich jedenfalls mit Ihnen gehe«, bemerkte Petja schüchtern, und trotz aller Abmahnungen Denissows ließ sich Petja nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen.
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In französische Uniformen verkleidet ritten Petja und Dolochow nach jener Waldlichtung, von welcher Denissow das französische Lager überblickt hatte. Es war bereits ganz dunkel, als sie den Abhang hinabritten. Dolochow befahl den ihn begleitenden Kosaken, ihn hier zu erwarten, und ritt im Trab den Weg entlang nach der Brücke. Petja ritt in großer Erregung neben ihm.
»Lebendig werde ich mich nicht ergeben, ich habe eine Pistole«, flüsterte er.
»Sprich nicht Russisch!« erwiderte Dolochow hastig.
In demselben Augenblick hörte man in der Finsternis einen französischen Anruf: »Wer da?«
»Ulanen vom sechsten Regiment«, erwiderte Dolochow, ohne den Gang seines Pferdes zu ändern.
Die schwarze Gestalt einer Schildwache stand auf der Brücke. »Die Parole!« Dolochow ritt im Schritt weiter.
»Ist der Oberst Gerard hier?« fragte er.
»Die Parole!« wiederholte die Schildwache und vertrat den Weg.
»Wenn ein Offizier die Kette besichtigt, so fragt die Schildwache nicht nach der Parole!« rief Dolochow, plötzlich heftig auffahrend. »Ich frage, ob der Oberst hier sei?«
Die Schildwache trat zur Seite, und ohne die Antwort abzuwarten, ritt Dolochow im Schritt den Berg hinan.
Als Dolochow die schwarze Gestalt eines Mannes bemerkte, der ihm entgegenkam, hielt er ihn an und fragte, wo der Oberst und die anderen Offiziere seien. Der Soldat, der einen Sack auf den Schultern trug, blieb stehen und erzählte treuherzig, der Oberst und die Offiziere seien oben auf dem Berge in einem Gehöft, rechts vom Wege.
Dolochow ritt weiter, während von beiden Seiten der Straße von den Lagerfeuern herüber französische Gespräche hörbar wurden, und bog in den Hof des Gehöftes ein. Dann stieg er vom Pferde und ging auf einen großen, brennenden Holzstoß zu, um den einige Leute in lebhaftem Gespräch saßen. In einem Feldkessel wurde etwas gekocht, und ein Soldat mit einer Mütze und einem blauen Mantel kniete am Feuer, hell beleuchtet von demselben.
»Guten Tag, meine Herren!« sagte Dolochow laut auf französisch.
Die Offiziere blickten ihm entgegen, und ein hochgewachsener Offizier mit einem langen Hals, der um das Feuer ging, trat auf Dolochow zu.
»Sind Sie das, Clement?« fragte er. »Woher, zum Teufel, kommt…« Er brach plötzlich ab, als er seinen Irrtum erkannte, begrüßte Dolochow etwas förmlicher und fragte ihn, womit er dienen könne.
Dolochow СКАЧАТЬ