Название: Erich Mühsam: Verse eines Kämpfers (151 Gedichte in einem Band)
Автор: Erich Muhsam
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9788027205035
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Wehe!
Wir sangen den Völkern ein Freiheitslied.
Sie traten für ihre Beherrscher ins Glied.
Sie kämpften für ihrer Beherrscher Macht
und wähnten sich ihrer Kinder Wacht.
Wehe!
Wir haben gerufen und haben gewarnt.
Das Grausen wankt heran, getarnt.
Es schlug sich den Mantel um Kopf und Kinn
und schlug ihn den Menschen um Blick und Sinn.
Wehe!
Wir haben dem grinsenden Grausen gewehrt.
Sie gaben ihm Hand Herz oder Schwert.
Das Grausen führte dem Schwert die Hand.
Millionen Leiber zuckten im Sand.
Wehe!
Wir schrein unser Wehe! in Kampf und Pein.
Die Erde wird Grab und Asche sein.
Drei Herrinnen recken die Arme frei:
die Habgier, die Mordlust, die Sklaverei. –
Wehe!
Hungersnot
Mai 1916
Viele Hunderttausende liegen tot,
tief ins geschändete Ackerland
von Eisengeziefer niedergestreckt.
Aus ihren Gebeinen kriecht und droht
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und aus den Wüsten von Schutt und Brand –
und nagt am Volksmark und saugt und leckt
des Krieges Schwester, die Hungersnot.
Sie nistet über Dächern und Tor,
sie senkt sich über Menschen und Vieh,
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kreist über den Dörfern – ohne Laut.
Kein Auge kann sie erspähn, kein Ohr;
doch alle Sinne wittern sie,
erschaudernd wirft sich jede Haut,
und jedes Haar strafft sich empor.
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Die Blicke irren hohl und starr.
Ein Kind zerrt bang an der Mutter Schurz.
Zum Kirchhof fährt ein winziger Sarg.
Der Ortsschulz und Gemeindepfarr
beraten bleich. Ihr Atem geht kurz.
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Schon wird’s in der eigenen Küche karg. –
„Wir haben gesiegt!“ lallt blöd ein Narr.
Das Heer, das tot in der Fremde liegt,
das schafft der Heimat kein Brot herbei.
Doch viele zieht es sich nach in den Grund,
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die niemands Feind sind, von niemand bekriegt. –
Millionen modern, von Jammer frei...
Irr tönt aus dorrendem, lallendem Mund
der Narren Ruf: „Wir haben gesiegt!
Spruch Gehe zur gesprochenen Version
Juni 1916
Wenn ihr mich weinen seht,
fragt nicht, warum.
Leid, das in Tränen steht,
tröstet sich stumm.
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Wenn ihr mich fluchen hört,
stimmt mich nicht mild.
Zorn, der sich laut empört,
schmilzt, wenn er schilt.
Doch wenn ich trink und lach,
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lad ich euch ein.
Freude wird grau und schwach,
bleibt sie allein.
Weltschändung
Juli 1916
Vernichtet nur das eigene Geschlecht,
zerstört, was je durch Menschenfleiß geworden!
Doch welche Mächte gaben euch das Recht,
des Wassers Glanz, der Blume Duft zu morden?
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Wenn das Geschützrad Halm und Strauch zerbricht,
seht ihr die Säfte nicht, die sterbend quillen?
Ja, ängstigt euch der Steine Vorwurf nicht,
auf die ihr tretet um des Bösen Willen?
Wißt! jedes Etwas ist gleich euch beseelt,
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und jedes Lüftchen hat von Gott sein Leben.
Die Knospe, der ihr das Erblühen stehlt,
verlangt’s von euch zurück. Könnt ihr СКАЧАТЬ