Erich Mühsam: Verse eines Kämpfers (151 Gedichte in einem Band). Erich Muhsam
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Читать онлайн книгу Erich Mühsam: Verse eines Kämpfers (151 Gedichte in einem Band) - Erich Muhsam страница 14

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">       Neid goß ihnen Kugeln; Neid mischt' ihnen Gift.

       Wehe!

      Wir sangen den Völkern ein Freiheitslied.

       Sie traten für ihre Beherrscher ins Glied.

       Sie kämpften für ihrer Beherrscher Macht

       und wähnten sich ihrer Kinder Wacht.

       Wehe!

      Wir haben gerufen und haben gewarnt.

       Das Grausen wankt heran, getarnt.

       Es schlug sich den Mantel um Kopf und Kinn

       und schlug ihn den Menschen um Blick und Sinn.

       Wehe!

      Wir haben dem grinsenden Grausen gewehrt.

       Sie gaben ihm Hand Herz oder Schwert.

       Das Grausen führte dem Schwert die Hand.

       Millionen Leiber zuckten im Sand.

       Wehe!

      Wir schrein unser Wehe! in Kampf und Pein.

       Die Erde wird Grab und Asche sein.

       Drei Herrinnen recken die Arme frei:

       die Habgier, die Mordlust, die Sklaverei. –

       Wehe!

      Hungersnot

       Inhaltsverzeichnis

      Mai 1916

      Viele Hunderttausende liegen tot,

       tief ins geschändete Ackerland

       von Eisengeziefer niedergestreckt.

       Aus ihren Gebeinen kriecht und droht

       5

      und aus den Wüsten von Schutt und Brand –

       und nagt am Volksmark und saugt und leckt

       des Krieges Schwester, die Hungersnot.

      Sie nistet über Dächern und Tor,

       sie senkt sich über Menschen und Vieh,

       10

      kreist über den Dörfern – ohne Laut.

       Kein Auge kann sie erspähn, kein Ohr;

       doch alle Sinne wittern sie,

       erschaudernd wirft sich jede Haut,

       und jedes Haar strafft sich empor.

       15

      Die Blicke irren hohl und starr.

       Ein Kind zerrt bang an der Mutter Schurz.

       Zum Kirchhof fährt ein winziger Sarg.

       Der Ortsschulz und Gemeindepfarr

       beraten bleich. Ihr Atem geht kurz.

       20

      Schon wird’s in der eigenen Küche karg. –

       „Wir haben gesiegt!“ lallt blöd ein Narr.

      Das Heer, das tot in der Fremde liegt,

       das schafft der Heimat kein Brot herbei.

       Doch viele zieht es sich nach in den Grund,

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      die niemands Feind sind, von niemand bekriegt. –

       Millionen modern, von Jammer frei...

       Irr tönt aus dorrendem, lallendem Mund

       der Narren Ruf: „Wir haben gesiegt!

      Spruch Gehe zur gesprochenen Version

       Inhaltsverzeichnis

      Juni 1916

      Wenn ihr mich weinen seht,

       fragt nicht, warum.

       Leid, das in Tränen steht,

       tröstet sich stumm.

       5

      Wenn ihr mich fluchen hört,

       stimmt mich nicht mild.

       Zorn, der sich laut empört,

       schmilzt, wenn er schilt.

       Doch wenn ich trink und lach,

       10

      lad ich euch ein.

       Freude wird grau und schwach,

       bleibt sie allein.

      Weltschändung

       Inhaltsverzeichnis

      Juli 1916

      Vernichtet nur das eigene Geschlecht,

       zerstört, was je durch Menschenfleiß geworden!

       Doch welche Mächte gaben euch das Recht,

       des Wassers Glanz, der Blume Duft zu morden?

       5

      Wenn das Geschützrad Halm und Strauch zerbricht,

       seht ihr die Säfte nicht, die sterbend quillen?

       Ja, ängstigt euch der Steine Vorwurf nicht,

       auf die ihr tretet um des Bösen Willen?

       Wißt! jedes Etwas ist gleich euch beseelt,

       10

      und jedes Lüftchen hat von Gott sein Leben.

       Die Knospe, der ihr das Erblühen stehlt,

       verlangt’s von euch zurück. Könnt ihr СКАЧАТЬ