Название: Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman
Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leni Behrendt
isbn: 9783740916633
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»Paß auf, jetzt packt er zu«, raunte Friedbert, der neben Jo saß, dieser ins Ohr. »Jetzt gibt er dem störrischen Rassegäulchen zuerst die Kandare – und hinterher Zucker.«
Da erhob sie sich mit spitzbübischem Lächeln, pirschte sich unauffällig an die Musikkapelle – und kam mit dem harmlosesten Gesicht an den Tisch zurück, während ein Tango aufklang. Und schon verneigte sich der junge Graf vor seiner Gattin.
Es war ein schönes Paar, ein elegantes Paar, das da zu den schmeichelnden Klängen über das Parkett glitt. Ein Paar, das der liebe Herrgott sich selbst zur Freude erschaffen zu haben schien. Daher ließ er es auch nicht in einer Durchschnittsliebelei gleich zueinanderfinden, sondern preßte ihre Herzen erst einmal durch die Keller des Schmerzes und der Sehnsucht. Solange, bis sie geläutert waren für ein Liebesglück, wie es nur den Sonntagskindern des Schicksals vergönnt ist.
Hüte dein Herz – da war die Warnung wieder, der diese beiden Menschen bisher gefolgt waren. Aber länger konnten sie es nicht, zu heiß brannten die Herzen einander zu. Es ist vergeblich, sein Herz zu hüten – klagte der Tango – und er hatte recht.
Jetzt weiß ich überhaupt nicht mehr aus noch ein – dachte Doro verzweifelt. Wo ist mein Stolz, wo ist mein Trotz geblieben, mit dem es mir bisher gelang, mein Herz zu hüten. Feige haben sie mich im Stich gelassen.
Und dabei sang die Geige doch so süß.
Zaghaft schaute sie auf, mitten in die Männeraugen hinein, aus denen es brach wie ein heißer blauer Strahl.
»Na, denn in Gottes Namen –«, flüsterte sie resigniert, und schon raunte eine Stimme an ihrem Ohr:
»Das war ein gutes Wort, kleine Dörth. Denn an Gottes Segen ist alles gelegen.«
Was dann geschah, ging blitzartig rasch. Doro spürte nur, wie sein Arm sie fester umfaßte, wie er sie ohne Erbarmen aus den Reihen der Tanzenden führte. Die Musik klang ferner und ferner, schwebte dann nur noch wie ein Hauch durch das Gemach, das abseits der Festräume lag.
Und in diese süße Weise hinein schwang eine Stimme dunkel wie in Moll:
»Nun, mein törichtes Mädchen, siehst du nun endlich ein, wie vergeblich es war, dein Herzchen zu hüten?«
»Edzard, hab Erbarmen und laß mich gehen!« flehte sie verzweifelt, und da lachte er – so das sieghafte Lachen, das an den Edzard erinnerte, als dieser noch unbekümmert sein Globetrotterleben genoß.
»Der Narr war ich einmal, mein zaubersüßes Kind – ein ganzes Jahr lang. Ein Narr des Mißtrauens, des skeptischen Wenn und Aber. Ein Narr, der sein Herz so ängstlich hütete – ihm dann doch unterlag –«
»O Edzard – du auch?«
Das hätte sie nicht fragen dürfen, begleitet von dem Blick, der ihre ganze Liebe verriet. Damit gab sie ihm ihr Herz in die Hände. Mund fand zu Mund, Mißtrauen gegen Mißtrauen verklang – und nur die Liebe triumphierte.
»Oh –«, sagte Doro nur, als sie wieder Luft schnappen konnte, und er lachte.
»Das hat gut getan nach all dem Hangen und Bangen. Ach, was waren wir doch nur für törichte Herzhüter, mein Herzliebelein.«
»Ja –«, bestätigte sie kläglich, das heiße Gesichtchen an seine Brust drückend. »Es ist so schwer, mit all dem Glück, das mir fast das Herz berstet, zu den Gästen zurückzugehen.«
»Ich weiß was, Liebchen«, sagte er lustig. »Wir rücken einfach aus – hinein in unsere Flitterwochen.«
»Geht das denn?«
»Und wie das geht! Natürlich nicht nach langem Palaver mit der Sippe, sondern ganz heimlich, still und leise, wie auch die Liebe zu uns kam. Du machst Tina und ich Balduin zu unsern Verbündeten. Sie packen unsere Koffer, der Chauffeur hält den Wagen bereit – und dann fliehen wir ins Land der Liebe. Einverstanden?«
»Mit Wonne! Aber wird unser langes Fernbleiben nicht auffallen?«
»Da hast du recht. Also machen wir es so: Nachdem ich unsern Getreuen Bescheid gesagt haben, kehre ich in die Gesellschaft zurück und mache allen blauen Dunst vor…«
»Na du, denk an die Jo…«
»Allerdings. Die hört das Gras wachsen und sieht durch sieben Bretter. Aber laß nur, es wird schon klappen. Halte du dich bereit.«
Noch rasch einen Kuß, dann ging er. Dorthin, wo das Fest im vollsten Gange war. In einer gemütlichen Ecke saß die liebe Familie, zu der seit heute nun noch die Fürstin Zern und ihr Vetter zählten. Sie taten bereits ganz familiär und entpuppten sich dabei als liebe Menschen.
»Nun Edzard, lassen Sie sich endlich blicken«, tat die Fürstin vorwurfsvoll. »Wo ist denn unser kleiner Goldfasan Dörth?«
»Der zwitschert irgendwo herum, Durchlaucht.«
Er nahm dem Diener, der gerade vorüberkam, ein gefülltes Sektglas vom Tablett, leerte es in einem Zuge – und schaute dann in Jos Augen hinein, in denen tausend Teufelchen zu lachen schienen. Er verneigte sich vor ihr, führte sie zum Tanz und tat zuerst einmal harmlos.
Bis sie mit dem entzückend spitzbübischen Lächeln, das ihr eigen, ein Haar nahm, das da wie Goldgespinst glänzte auf seines Frackes Schwärze.
Sie ringelte es um den Finger und hielt diesen dem verblüfften Mann unter die Nase.
»Ich würde auf einen Seitensprung tippen, Freund Edzard, wenn dieses Haar nicht einmalig wäre. Hat sich nun endlich das gleißende Köpfchen an Ihr Herz gelegt?«
»Frau Baronin, ich muß schon sagen…«
»Bitte, keine Ausflüchte, Edzard. Wo ist Doro?«
»Oben. Sie packt.«
»Wozu denn?«
»Für die Flitterwochen.«
»So wollen Sie heimlich verschwinden?«
»Jolein, ich bewundere Ihren Scharfsinn.«
»Na, viel davon gehört hier wohl nicht«, lachte sie mitten in seine strahlenden Augen hinein. »Verschwinden Sie, ich tarne Ihr Auskneifen schon so lange, bis es geglückt ist. Alles Glück der Erde wünsche ich Ihnen, Edzard – schon deshalb, weil meine Dörth damit verbunden ist.«
Da neigte der Mann seinen stolzen Nacken, drückte voll Verehrung seine Lippen auf die zarte Frauenhand und dirigierte seine Tänzerin geschickt bis zu einer Tür, durch die er unauffällig entschlüpfen konnte. Ein lachender Blick hüben und drüben, dann war der Mann verschwunden und eilte in langen Sätzen zu Herzliebelein, das schon ungeduldig seiner harrte.
»Hat’s geklappt?«
»Wo die Jo ihre Hand im Spiel hat, da klappt es immer. Fertig!«
»Schon längst. Die Koffer sind bereits im Wagen. Tina liebäugelt mit dem schmucken Chauffeur, und der gute Balduin wartet darauf, dir beim Umkleiden zu helfen. Nun geh schon.«
»Noch einen Kuß als Wegzehrung.«
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