Название: Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Laurin
isbn: 9783959796644
isbn:
»Inspektor«, korrigierte ihre Mutter. »Jedenfalls ist er ein sehr achtbarer junger Mann.«
Darauf warf Irene ihrer Schwägerin einen verschmitzten Blick zu.
»Mit Garantiekarte«, scherzte sie.
So recht konnte Emilia noch nicht folgen, und auch als jetzt Horst und Hubert eintraten, war sie noch verwirrt. Es war nicht zu übersehen, daß der Kriminalinspektor Hubert Minden und Irene sich weitgehend einig waren. Sogar schon in bezug des Nachwuchses, denn sie genossen den Anblick des kleinen Tobias augenblicklich mehr, als Horst und Emilia, die sich stumm umschlungen hielten und sich endlich frei von allen Sorgen küssen konnten.
*
Laura Stoll konnte indessen den Kaffeetisch abräumen. Sie seufzte hörbar erleichtert auf, als sie das Tablett auf den Küchentisch stellte. Hanna, die ihr mit den Kuchenplatten gefolgt war, konnte dieser Seufzer nicht entgehen, aber Laura, die mit ihrem Erscheinen nicht gerechnet hatte, schrak zusammen, als Hanna sagte: »Sie haben wohl doch Angst gekriegt, Laura?«
»Wovor denn?« fragte Laura errötend.
»Daß ich fragen könnte, wieso Herr Thal heute auch eingeladen ist«, bemerkte Hanna gleichmütig.
»Er ist oft bei uns«, sagte Laura verlegen. »Er ist ein feiner Mensch.«
»Das will ich nicht bezweifeln, aber Sie wußten doch sicher, daß er in amtlicher Eigenschaft in der Prof.-Kayser-Klinik zu tun hatte.«
»Na ja«, gab Laura zu, »er sagte, daß ich eine sehr nette Nachfolgerin bekommen hätte, und er war auch ein bißchen unglücklich, weil er fürchtete, bei Ihnen ins Fettnäpfchen getreten zu sein. Sind Sie böse, daß wir ihn auch eingeladen haben?«
»Das wäre ja albern«, lächelte Hanna. »Ich habe die beste Meinung von unserer Polizei, seit Sie mit Ihrem Günter verheiratet sind.«
»Ich habe aber auch sehr viel Glück gehabt«, sagte Laura.
»Sie haben es sich verdient«, sagte Hanna herzlich. »Sehr hübsch haben Sie es hier. Und Tabea hat einen sehr liebevollen Papi.«
»Das kann man wohl sagen. Aber jetzt gehen wir wieder hinein, sonst denken die Männer, wir wollen nichts von ihnen wissen.«
Sie schauten auch schon ein bißchen skeptisch, aber Tabea überbrückte mit ihrem kindlichen Geplapper die kurze Spannung, und schon waren sie wieder in der angeregtesten Unterhaltung, die sich dann auch über das Abendessen ausdehnte.
»Jetzt wird’s aber langsam Zeit für mich«, sagte Hanna, als sie auf ihre Armbanduhr geblickt hatte. »Nach zehn Uhr fahren die Züge nur noch alle vierzig Minuten.«
»Sie können doch mit Michael fahren«, sagte Laura mutig, da sie merkte, daß dem sonst so geistesgegenwärtigen Kommissar augenblicklich die Worte fehlten. »Er wohnt doch beinahe um die Ecke.«
»Tatsächlich?« fragte Hanna anzüglich.
»Sozusagen«, murmelte er. »Wenn Sie sich unter meinen Schutz stellen wollen, Hanna.«
Stockend brachte er es über die Lippen, aber es klang richtig lieb.
»Aber spät genug ist es trotzdem«, stellte sie fest. »Besonders für Sie nach diesen anstrengenden Tagen.«
»Michael kann ja morgen ausschlafen«, sagte Laura.
»Wenn es gewiß ist«, meinte Michael Thal.
»Du könntest einfach mal unerreichbar sein, wenn du nicht so mit deiner Arbeit verheiratet wärest«, sagte Günter neckend. »Aber er wartet ja buchstäblich in seinen vier Wänden, daß man ihn holt, und das nützen unsere Kollegen weidlich aus.«
»Also, morgen schlafe ich wirklich aus«, erklärte Michael.
»Und jetzt fahren wir nach Haus«, schloß Hanna sich an. »Das reimt sich sogar. Es war sehr nett, sehr nett bei euch, Laura.«
*
Der Wagen glitt durch die nachtdunklen Straßen. Jeder schien zu warten, daß der andere das erste Wort sagte.
»Sie sind mir also doch böse«, begann schließlich Michael.
»Wieso denn und weswegen?«
»Weil Sie schweigen und weil ich mich hinter Laura gesteckt habe. Es ergab sich ganz zufällig. Ich habe sie nur gefragt, ob Sie sich noch treffen.«
Hanna lachte leise. »Worauf Laura dann prompt bei mir auch aufkreuzte und mich einlud. Sie besucht uns öfter, und ich sollte sie schon lange mal besuchen.«
»Ich mag die beiden sehr gern«, fuhr er fort, froh, nun einen Faden gefunden zu haben. »Früher, als Günter noch Junggeselle war, haben wir oft zusammen gesessen und uns gegenseitig aufgemuntert, und jetzt spiele ich halt ein bißchen Opa bei der Kleinen.«
»Schöner Opa«, meinte Hanna neckend. »Machen Sie sich doch nicht älter, als Sie sind, Michel.«
»Wie nett, daß Sie mich Michel nennen.« In seiner Stimme schwang Freude. »Ich fühle mich gleich jünger.«
»Sie nennen mich ja auch Hanna«, gab sie zurück. »In der Klinik nennen mich alle beim Vornamen.«
»Und dort sind Sie wohl unentbehrlich?«
»So vermessen bin ich nun wieder nicht. Kein Mensch ist unersetzlich, aber ich bin froh, daß ich mich doch nützlich machen kann. Damals, nachdem mein Mann gestorben war, mußte ich mir eine Beschäftigung suchen, aus finanziellen Gründen. Dr. Laurin erschien als rettender Engel, und in der Klinik wurde mir dann bewußt, wieviel Leid es gibt, aber auch wieviel Freude. Mein Leben ist ausgefüllt.«
Sein Lächeln erlosch. »Sie wollen mir zu verstehen geben, daß Sie keine Zeit haben werden, einem einsamen Junggesellen ab und zu mal ein paar Stunden zu widmen«, sagte er leise.
»Der einsame Junggeselle hat diesbezüglich noch keine Anfrage an mich gerichtet«, meinte sie nachsichtig.
»Er möchte es aber gern tun. Ich weiß nicht mehr, wie man das am besten anfängt, Hanna. Dort drüben wohne ich übrigens.« Er fuhr langsamer und deutete auf ein hübsches, ziemlich großes Haus.
»Allein?« fragte sie verblüfft.
»Männer in Ihrem Alter genießen meistens eine zweite Jugend«, bemerkte Hanna hintergründig.
»Das ist doch albern. Ich bin fünfzig und fühle mich auch so.«
»Ich bin fünfundvierzig und denke nicht an die Jahre. Wenn Sie wirklich nichts Besonderes vorhaben, dann können wir ja mal ins Theater gehen oder ins Konzert oder auch einen Ausflug machen, wenn Sie nicht wieder von Bankräubern und ähnlichen Individuen in Atem gehalten werden. Und da wohne ich.«
»Ich weiß.«
»Der vorsichtige Herr Kommissar hat sich wohl erst eingehend über mich erkundigt«, meinte sie belustigt. »Ich glaube gar, er hat mich ernsthaft in Verdacht gehabt, СКАЧАТЬ