Die tückische Straße (19 Krimis). Walter Serner
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Название: Die tückische Straße (19 Krimis)

Автор: Walter Serner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204496

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СКАЧАТЬ herum. Sein Gesicht wurde fahl. »Debast war ‘n Schurke. Aber wenigstens weg in mich.«

      »Gleichsam strafmildernd ist das also für dich.« Jabert grinste, zischend: »Erklär mir das!«

      Cuttler blickte auf den Arm der Toten, der aus dem Bett hing und mit den Fingern den Boden berührte. »Ein schöner Mensch bringt die andern außer Rand und Band, wirkt überhaupt antisozial. Da merken sie, daß sie nichts sind als ne miese stiere Hammelherde, die bei jeder Gelegenheit bluten muß. Und deshalb haben sie gar nicht den Mut, weg zu sein. Dafür rächen sie sich.« Er legte den Arm der Toten behutsam aufs Bett. »Hat einer aber den Mut, dann macht er jede Schweinerei, um einen zu kriegen. Was du mit mir gemacht hast, hätte er jeden Tag machen können. Aber er hat mich auf seine Weise erobern wollen.

      Jabert schwenkte vergnügt den Browning.

      »Great Scott, Willy, du bist ja ‘n Idealist.«

      Cuttlers Augen wurden rot, der böse Zug um seinen Mund abschreckend häßlich.

      Jabert verglich ihn mit dem des Gehenkten. »Der böse Zug des Todes. Wenn man acht gibt, kann man ihn bei jedem schönen Menschen sehen. Komisch ist das.«

      »Gar nicht komisch ist das«, rief Cuttler laut. »Je schöner einer ist, desto früher verliert sich alles in ihm. Weil er am schnellsten und gründlichsten merkt, was für eine Bubble die ganze Welt ist.«

      »Ich sags ja, du bist ‘n Idealist«, höhnte Jabert. »Nimm lieber die hundertfünfzig!«

      »… weils die schickste Form ist, zugrunde zu gehen.« Cuttler, der in Gedanken gewesen war, hatte laut vollendet.

      Jabert wußte nicht, warum es ihn wütend machte. »Und wenn ich dich jetzt umknacke, just nachdem, gehst du dann vielleicht nicht schick zugrunde?« Dessen Schweigen machte ihn nur noch wütender. »Deck sie auf! Also?« Er näherte ihm die Waffe.

      Cuttler gehorchte, die Beine krümmend, mit haßerfüllt zuckenden Augen.

      Doch gerade, als Jabert ihm etwas ganz Unglaubliches befehlen wollte, flog mit einem Krach die Tür auf: die beiden Colts, stämmig und untersetzt, traten ins Zimmer, Revolver in den Händen. Als sie Debast auf dem Boden erblickten, schossen beide. Cuttler fiel lautlos über die Tote auf das Bett. Da krachten hintereinander zwei Schüsse. Die beiden Colts taumelten, heulten auf und ringelten sich wimmernd aneinander nieder. Sobald sie sich nicht mehr bewegten, streichelte Jabert seinen Browning. Noch nie hat er so gut geschossen wie diese Nacht. Und zweimal war er verfehlt worden. Doch sofort befiel ihn der Aberglaube seiner Zunft, der fordert, daß, wer dem Tod entging, den des andern respektieren müsse. Deshalb berührte er weder Debast noch den, der auf ihn geschossen hatte. Bei Cuttler fand er acht Schilling, bei dem anderen Colt drei Pfund. Als er wenige Minuten später die Treppe hinunter eilte, war die Portierloge leer, die Haustür offen und nirgends jemand zu sehen …

      Der fünffache Mord in Shearns Hotel ging monatelang unter dem Titel ›The mistery of Tottenham Court Road‹ durch die englischen Zeitungen. Die Polizei stand zwar nur teilweise vor einem Rätsel, da Debast und die beiden Colts ihr als Schwerverbrecher und Homosexuelle bekannt waren, aber den wahren Hergang vermochte sie nicht zu rekonstruieren. Um so weniger als Shearns Anhang und seine Angestellten jene Nacht in der nur wenige Häuser entfernten Horse Shoe Bar zugebracht hatten, um irgendeinen Geburtstag zu feiern. Die Annahme, daß dies im Einverständnis mit Debast geschehen war, drängte sich fast von selber auf, war aber nicht zu begründen. ›The mistery of Tottenham Court Road‹ blieb unaufgeklärt. Auch als Jabert vier Monate später verhaftet wurde.

      Jene Nacht war ihm doch zum Unglück geworden. Die Macht und der Rausch, den er genossen hatte, hatten ihn unvorsichtig gemacht, ja verwegen. Bei einem simplen Wohnungsdiebstahl wurde er überrascht. Da man ihm noch drei schwere Einbrüche nachweisen konnte, erhielt er sechs Jahre Coop.

      Las Tortilleras

       Inhaltsverzeichnis

      Ljungdahl umwickelte seine blutende Hand mit dem Spitzentaschentuch, das Ramona ihm auf den Tisch geworfen hatte, bevor sie Cristina gefolgt war. Als er die Zipfel verknüpfte, kam Ramona wieder an den Tisch. Sie schlug, etwa fünfzehnmal und überaus schnell, die Zähne auf einander: »Sie sind nicht mein Typ. Außerdem habe ich mich schon mehr verteilt, als mir zuträglich ist. Aber Cristina gefallen Sie doch so sehr. Kann man es deutlicher beweisen?« Sie schnellte den kleinen Finger vorsichtig auf seine verbundene Hand. »Übrigens ist sie schöner als ich.«

      Ljungdahl hob ablehnend die Hand, die sofort schmerzte. »Ihr Hut, Ramona, paßt nicht zu Ihrer Stimme.«

      Ramona setzte kurz ihre perlweißen Zähne auf die Unterlippe. »Es freut mich, daß Sie sich bekehren.«

      »Fast alle Frauen bekommen ohne Hut einen blöden Ausdruck. Sie würden gewinnen.« Ljungdahl umkrallte mit der unverletzten Linken ihren Schenkel oberhalb des Knies.

      Ramona zischte: »Wiederholen Sie diesen Griff nicht!«

      Ljungdahl rieb seine brennenden Finger, die ein heftiger Fächerschlag getroffen hatte. »Ich glaube Ihnen die kalte Schulter nicht. Sie verbergen mir etwas.«

      Ramona spie sich achselzuckend auf den Unterarm, schmierte eine trockene gelbe Creme darauf, rieb sie mit dem Zeigefinger zu Brei und mit einer geschickten Wendung auf Kinn, Nasenspitze und Stirn, wodurch sie Lichter erzielte, welche ihr ganzes Gesicht gleichsam nach innen zu verkürzten und jenen scharfen Ausdruck, in den Ljungdahl wie vernarrt war, noch verstärkten.

      »Ist Cristina überhaupt Spanierin?«

      »Sobald Sie wollen, führe ich Sie zu ihr.« Ramona überpuderte ihre Arbeit mit staunenerregender Geschwindigkeit.

      Ljungdahl stupste ihr den Mittelfinger auf den Oberarm. »Cristina ist ja vielleicht schöner. Aber im Ernstfall zählt das Detail mehr. Ich liebe ihr grausames Gesicht.«

      »Gerede!« Ramona parfümierte sich den berührten Oberarm.

      »Jede Gier ist unbegreiflich.« Ljungdahl mußte miteins lachen, da er Ramonas Geste verstand. Dabei lockerte sich das Taschentuch, so daß das Blut wieder zu fließen begann.

      Ramona schob ihm das Taschentuch von der Hand, zerriß es zwischen den Zähnen und verband die Wunde. »Cristina hatte schon wilde Jahre gehabt, bevor sie nach Cordoba kam. Sie heißt allerdings Ferretti. Ihre Mutter war Italienerin. Aber ihr Vater Spanier. Torero.« Sie neigte den Mund über seine Hand, um die Zipfel des Taschentuches, deren einen sie zwischen die Zähne klemmte, fest zuziehen zu können. »Sie ist ein uneheliches Kind. Noch heute trägt sie um den Hals ein kleines Medaillon mit der Miniature ihres Vaters. Damit hat es eine eigene Bewandtnis. Wollen Sie nicht danach fragen?« Sie stieß, da er nicht antwortete, seine eben noch mit größter Behutsamkeit behandelte Hand brutal von sich, pfiff aber sofort, als bereue sie es. »Es war ein Wunder, daß niemand sah, wie sie Sie gestochen hat. Und es kam doch sofort Blut. Das ist ihr erster Gunstbeweis. Und ich kann Ihnen versichern, daß Sie ihr imponiert haben, als Sie das Glas auf den Tisch schlugen und dem Kellner ruhig sagten, Sie hätten sich geschnitten.«

      Ljungdahls Zunge leckte flau: es war Ramona nun doch gelungen, seine Begehrlichkeit abzulenken und seiner Eitelkeit zu schmeicheln.

      Ramona speichelte, als hatte sie es ihm vom Gesicht gelesen, sich den Zeigefinger ein und strich mit ihm über seine Lippen. »Wie kann man ein Weib wie Cristina auslassen? Andere СКАЧАТЬ