Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Ihr Teint war schon früher makellos gewesen, jetzt aber wirkte er wie Elfenbein. Auch die Augen blickten nicht mehr ohne Glanz. Die ganze Güte dieses Frauenherzens offenbarte sich in ihrem Blick.
Wohlig ausgestreckt, den Kopf zur Seite geneigt, saß sie regungslos im Lehnstuhl. Dankbarkeit im Herzen für die Eltern, die ihr diese Tage des Glücks ermöglicht hatten.
Ihre Gedanken wanderten zu dem Fremden, der so lieb mit Ursula gesprochen hatte.
Sie hielt die Augen geschlossen und sah ihn deutlich vor sich. Ernst, zurückhaltend und doch so vertrauenserweckend. Sein Lachen ließ ihn jünger erscheinen, als er in Wirklichkeit sein mochte.
Es war ein fröhliches, von Herzen kommendes Lachen gewesen, und es hatte sie sofort für ihn eingenommen.
Unwillkürlich drängte sich ihr der Vergleich mit der unangenehmen Art Fred Markhoffs auf.
Ach, wozu verlor sie sich ins Grübeln? Früher hatte sie an Markhoff auch alles schön und liebenswert gefunden. Erst nach und nach, als er die Maske gelüftet, bis er sie ganz fallen gelassen, und sie seinen wahren Charakter kennengelernt hatte.
Aber das war nun vorbei, endgültig vorbei. Doch nein! Immer würde sie diese furchtbare Ehe wie ein Schatten verfolgen. Niemals wieder könnte sie Vertrauen fassen zu einem Mann. Sie würde bei jedem Liebeswort mit heimlicher Angst auf den Augenblick warten, wo er die Maske fallen ließ und sein wahres Gesicht zeigte.
»Brigitte!«
Sie riß die Augen auf. Diese Stimme – hatte sie nicht wie die Markhoffs geklungen?
Brigitte richtete sich auf und sah mitten hinein in Freds glitzernde Augen.
»Mein Gott – du?«
Mit verschränkten Armen stand Markhoff vor ihr.
»Ja, ich bin’s höchstpersönlich. Es ist dir doch wohl nicht unangenehm?« spöttelte er. Glühende Röte stieg in Brigittes erblaßtes Gesicht. Im Nu war sie hellwach.
»Unterlaß diese Redensarten!« herrschte sie ihn an. »Was willst du von mir?«
Er tat harmlos, erstaunt.
»Welch komische Frage! Meine Tochter will ich sehen!«
Brigitte hatte sich aus ihrer Decke gewickelt und war aufgestanden. Bis an die Hauswand wich sie zurück. Es gab ihr eine gewisse Sicherheit und Ruhe, einigen Abstand zwischen sich und ihm zu wissen.
»Ich soll demnach glauben, du hast den weiten Weg nur des Kindes wegen gemacht?«
Feindseligkeit und Kälte strömten von ihr zu ihm. Das reizte ihn besonders, zumal ihm Brigitte noch nie so schön erschienen war wie eben jetzt, da sie die Augen groß und voll Verachtung auf ihn geheftet hatte.
Gleichmütig hob er die Schultern.
»Vielleicht – hatte ich auch Verlangen nach einer Plauderstunde mit dir. Wer weiß!«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem ungläubigen Lächeln.
»Laß doch diese Albernheiten! Ich lege nicht den geringsten Wert auf deine Gesellschaft!« sagte sie kalt. »Was willst du überhaupt von dem Kind? Laß es endlich in Frieden! Du hast zur Genüge bewiesen, daß du ein schlechter Hüter der Kleinen bist. Außerdem schläft Ursula, und nichts könnte mich bewegen, sie deinetwegen zu wecken.«
»Soll das heißen, daß ich gehen soll?« fragte er scheinbar belustigt, aber mit einem boshaften Unterton.
Brigitte fühlte, daß sein heiteres Gebaren nichts als Maske war. Wer weiß, was er schon wieder im Schilde führte?
»Gut!« entschloß er sich endlich. »Du sollst mir nicht nachsagen können, daß ich keine Rücksicht auf mein Kind nehme. Ich komme aber wieder. Soweit ich dich kenne, wirst du dem Kind verschweigen, daß ich dagewesen bin. Ich werde mich schon rechtzeitig melden. Auf Wiedersehen bis dahin! Wünsche weiterhin gute Ruhe!«
Mit einer Verbeugung, die von einem ironischen Lächeln begleitet war, ging er den Weg zurück, langsam, ohne Eile, wie jemand, der seiner Sache unbedingt sicher ist.
Obgleich die Sonne herrlich warm schien, fror Brigitte. Ihr war, als griff ihr die Kälte bis ans Herz.
Sie erinnerte sich deutlich der Worte, die er damals zu ihr gesagt hatte: du wirst noch sehr oft an mich denken.
Schon jetzt fühlte sie die Folgen dieser Drohung. Überall würde er sie aufspüren, sie und das Kind, und immer würde sie an die furchtbare Schmach ihres Lebens erinnert werden.
Ausgerechnet jetzt, wo das Kind aufzuleben begann, wo die Eindrücke jenes Schreckenstages verblaßten und das erste schüchterne Lachen sich hervorwagte, mußte Markhoff auftauchen!
Und wenn sie ihm das Kind verweigerte, wenigstens solange, bis ihr Vater durchgesetzt hatte, daß ihm auch dieses letzte Recht genommen wurde?
Ach, würde sich ein Markhoff daran halten? Seine rücksichtslose Natur erkannte nicht einmal Gesetze an.
Wie schön müßte es sein, wenn sie sich einem Menschen vorbehaltlos anvertrauen könnte! Unwillkürlich kam ihr die hohe, imponierende Gestalt Rudolf Strantz’ in Erinnerung.
Ob der wohl auch so handeln würde? Ob er der Mann war, der eine Frau zu schützen verstand?
Müde strich sie sich über die Stirn, als wollte sie damit diesen Gedanken vertreiben.
Wahnsinn, an so etwas überhaupt zu denken.
Wiederkommen wollte Markhoff? Wann? Auch das war typisch an ihm. Nun mußte sie immer in der Unruhe leben, daß er ihren Frieden störte, wann es ihm gefiel.
Sollte sie Ursula von dem Besuch des Vaters erzählen? Das kleine Kinderherz erneut belasten? Nein! entschied sie sofort. Sie wollte alles vermeiden, was das Kind in Verwirrung stürzen konnte. Sie mußte unbedingt über Ursulas Seelenruhe wachen.
Zu diesem Entschluß gelangt, raffte sich Brigitte auf und kehrte ins Haus zurück.
*
Vor sich hin pfeifend, hatte Fred Markhoff sich entfernt. Er war dadurch nicht entmutigt. Brigitte lief ihm nicht davon. Wenn er wollte, konnte er sie zu jeder Stunde finden.
Unweit des Hauses trat ein Mann aus einem Seitenweg. Auf den ersten Blick erkannte er Rudolf Strantz, und da dieser tief in Gedanken versunken schien, drückte sich Markhoff seitwärts an ein Gebüsch, um nicht gesehen zu werden.
Rudolf Strantz stand jetzt unschlüssig vor Brigittes Pension, schaute zu den Fenstern empor, und da sich weder das Kind noch Brigitte blicken ließ, setzte er sich auf die Bank.
Auf wen Strantz wohl wartet? überlegte Markhoff neugierig. Nun, das würde er wahrscheinlich gleich sehen. Entschlossen, auf seinem Horchposten zu verharren, trat er noch tiefer in das Gebüsch.
Er mußte ziemlich lange warten und wollte sich schon ungeduldig zum Gehen wenden, als Brigitte, Ursula an der Hand, aus dem Haus trat.
Sofort sprang Rudolf Strantz auf, ging den beiden entgegen СКАЧАТЬ