Название: Seefahrt ist not!
Автор: Gorch Fock
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4064066113100
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„Jä!“
„Wat jä? Meenst, wat wi ne soveel Hölpslüd uppen Hümpel kriegt?“ fragte der Schiffer.
„Ik hilp ok mit,“ versicherte der Junge wichtig, „ik kann wat tehn, Vadder!“
„Du bliffst hier, Klaus,“ kam es aber mit Gegenwind vom Ofen her, „meenst du, wat du dor ünnert Is kommen schallst!“
An Hilfsleuten würde es wohl nicht fehlen, gab der Knecht zu, aber wer würde sein Fahrzeug zum Eisbrecher machen wollen? Das sei der Knoten!
Der am weitesten im Eis stecke, erwiderte Klaus. Er selbst! Er wolle es wagen, sein Ewer sei einer der stärksten und könne es am besten ab, er wolle gleich am andern Morgen alles klar machen, und Kap Horn solle dann den Deich abklopfen und es aussingen, daß die Eisbrecherei mit Hochwasser anfangen solle. „Denn könt wi offermorgen all up de Schullen dol, Mudder!“
„Huroh, offermorgen geiht no See!“ rief der Junge, warf die Bunge hin und machte, daß er hinauskam. In voller Fahrt lief er den Deich entlang, daß die Enten im Graben ein lautes Gequark anstimmten und sich erst nach und nach von dem grünköpfigen Wart beruhigen ließen. Wat, wat hebbt ji egentlich, dat, dat is de Jung doch, doch jo bloß! So schnatterte der Wart.
„Du kummst ober noch ne mit,“ wollte Klaus gerade sagen, aber er kam gar nicht mehr dazu. Der Junge war schon um die Huk, er hörte auch nicht mehr, daß Gesa laut ans Fenster klopfte und ihn zurückrufen wollte.
„Wat will he? All Bescheed seggen?“ fragte Kap Horn lachend, aber sein Schiffer lachte noch lauter und sagte: „De? Ne, de will no den Schoster hin un sien Seestebeln holen. Wenn de klor sünd, schall he jo mit an Burd, un he will woll all gliek de irste Reis giern mit.“
„Dor hest du ok wat scheunes mokt, Klaus,“ sagte Gesa kopfschüttelnd, „dat du em de Stebeln anmeten loten hest! He löppt elken Dag söbenmol hin un kött an! De Schoster seggt, he kann em all gorne mihr hinholen.“
„Jä — du liebe Zeit,“ erwiderte er, „endlich will de Bur de Koh betohlt hebben un de Jung will toletzt ok mol sien Stebeln hebben. De Schoster kanns ok jo man klor moken, denn hett he jo wedder sien geruhigen Nachten.“
„Un denn?“
„Denn nehm ik den Jungen mit no See, Mudder, dat weest du jo, dor is jo all genog ober snackt worden,“ sagte er sicher.
Sie war aufgestanden und erwiderte mit erregter, heiserer Stimme: „Un ik segg di soveel, Klaus Mees, du kriegst den Jungen ne mit no See. Wenn he noher grot is un ut de Schol, denn nimm em in Gotts Nomen hin, denn will ik nix mihr ober em to seggen hebben, ober so lang hürt he mi, mien Mudderrecht lot ik mi ne nehmen! Is genog, wat ik em soveel uppe Ilw loten mütt: no See schall he noch ne!“
„Geef di, Gesa,“ beschwichtigte Klaus gelassen, während Kap Horn, der zu dem Streit nichts sagen wollte, heimlich aus der Tür ging und mal über den Westerdeich guckte. „De Jung kummt düssen Sommer mit no See, dat is so gewiß as de Heben. He schall bitieds seefast warrn!“
„Ik lied dat ne un lied dat ne!“ beharrte sie leidenschaftlich. „Du hest en reinen Vogel mit dienen Jungen, weest dat? Keen een van de Seefischers nimmt son lütjen Boitel all mit an Burd, de kum en Büx mit Verstand dregen kann.“
Er machte geruhig seine Maschen. „De hebbt ok ne son Jungen as ik,“ sagte er, „lot mi man, Gesa. Ik bün en rechten Fischermann un will en rechten Fischerjungen ut em moken un ut di will ik ok wat rechts moken, Diern! Weest, wat dat is?“
Sie gab keine Antwort.
„En rechte Fischerfro, Gesa! Weest du wat, Diern? Du geihst ok mit no See, man to, denn wardt irst mooi! Kiek di mien Fischeree mol mit egen Ogen an!“
Sie schüttelte starr den Kopf:
„Dat kann ik ne, Klaus! Wenn ik dat kunn, denn harr ik dat vullicht all lang don, ober ik kannt ne!“
„Dat kummt uppen Verseuk an,“ erwiderte er, „goh man mol mit un du schallst mol sehn: buten ist en barg beter as binnen!“
„Klaus, gläuf mi dat doch to: ik kann dat ne, ik warr seekrank un starf di all vör Angst, ihr wi mol no See dol sünd! Mi grot to dull vört Woter!“
„Jo, du büst en grote Bangbüx,“ schalt er, dann aber tat ihm sein herber Ton leid und er tröstete: „Ober dat schall sik woll noch all geben, mien Diern, paß man up, du warst doch noch en gode Fischerfro, de Banghaftigkeit gifft sik mit de Johren.“
„Ne, de gifft sik ne, dat weet ik,“ sagte sie tonlos und ging aus der Stube, weil ihr die Tränen kommen wollten.
Da blieb der große Seefischer allein bei seinen Kurren, aber er ließ sich den klaren Sinn auch durch die Stille nicht verwirren und ging nicht von seinem Kurs ab. Kap Horn kam herein und nahm seine Arbeit schweigend auf.
„De Jung kummt doch mit no See,“ ließ Klaus Mewes sich vernehmen. Dann blickte er nach seinem Ewer und wartete auf Kap Horns Meinung, die auch bald an den Tag kam.
„Klaus, ik will di mol wat seggen: ik kunn dien Vadder sien: as du geborn weurst, do krüz ik all bi Kap Horn rum un greep Albatrossen! De Mudder hett noch en Recht op den Jungen!“
„Och wat!“ fiel Klaus ihm barsch ins Wort, „ik hebb dat eenmol seggt un dorbi blifft dat: he kummt mit an Burd! Bi de Dierns geiht dat no de Mudder, ober bi de Jungens geiht dat no den Vadder! Sien Mudder seh jo upt leefst, wenn he Schoster oder Snieder warrn dä un keen anner Woter to sehn kreeg as dat innen Teeputt. Un wenn wi blieben schulln, Kap Horn, denn mokt se ok en Schoster oder Snieder ut em. Ober man keen Bang, Klaus Mees kann ne blieben!“
Der alte Knecht erhob warnend die Hand.
„Dat hett dien Vadder ok vullicht dacht oder seggt, Klaus Mees, un he is doch ne wedder kommen mit sien Eber!“
Aber Klaus Mewes, der seinen Ewer für den besten von der Elbe hielt und sich für den besten Fischermann, blieb dabei, daß er nicht bleiben könne. Das war sein Wort von jeher gewesen und seine gewisse, sturmgewohnte, sonnenfreudige Seele hielt daran fest: „Ik kann ne blieben un ik blief ok ne!“
Störtebeker ließ sich auch wieder sehen, er nahm seine Bunge und fing wieder an zu knütten, aber er machte ein Gesicht wie ein Fischer, der nichts gefangen hat, und ließ die Unterlippe vorstehen, als wenn ein Schock Hühner darauf sitzen sollte. Der Knecht sah ihn belustigt von der Seite an und stichelte: „Na, Klaus Störtebeker, großer Seeräuber, wat sä de Schoster? Hett he de Söbenmielenstebeln noch nich klor?“
Da brach es bei dem Jungen los wie bei einer Stintflage, und er ballerte wie ein Großer: „Ik gläuf, de Knappen is verrückt oder splienig! Dat is oberhaupt keen Schoster, gläuf ik, de kann gorne schostern un gorkeen Stebeln moken! Dat is en Leisegänger, Vadder ...“
Schiffer und Knecht konnten sich nicht mehr vor Lachen helfen, aber der Junge fuhr in seinen Schmähungen fort. „Jedermol, wenn ik komm, seggt he: morgen; ober he kummt ne wieder as he is, de Tüffel.“
„Wat scheut de Stebeln СКАЧАТЬ