Seefahrt ist not!. Gorch Fock
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Название: Seefahrt ist not!

Автор: Gorch Fock

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066113100

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СКАЧАТЬ lateinischen Spruch aber erhielt die Knechtenkoje als Schmuck. So ging es wieder zwei Jahre gut, bis der lange Harm Riegen, der Ewersprüche sammelte, einmal in die Kajüte trat und ausrief: „Twee Wiltsproken stoht dor all, Klaus, oder de drütte, de von Kap Horn bit ant Nurdkap snackt ward un de üller is as de annern beiden tohop, fehlt dor noch bi: plattdütsch!“

      „So,“ lachte Klaus Mewes, „du kummst van wegen de Sprüch: ik meen all, du wullst mol meten, keen greuter is van uns twee beiden! Harm, plattdütsch kannen doch bloß snacken, to schrieben geiht dat doch ne!“

      „Klaus, dat gifft hunnert grote, dicke Beuker, de plattdütsch sünd!“

      „Kann ne angohn, Harm! Dor hebb ik noch nix van hürt!“

      „Wat?“ schrie Harm Riegen, sprang auf, rannte wie ein durchgehendes Pferd den Deich entlang und kam nach einer Viertelstunde mit einer großen plattdeutschen Bibel von 1486 zurück.

      „Hier, Klaus Mees!“

      „Wat? Dat is en Book? Ik meen, dat wür en räukerten Schinken!“

      Nachdem er sich aber zu seiner Verwunderung überzeugt hatte, daß sie wirklich plattdeutsch gedruckt war und nachdem Harm ihm ein Kapitel daraus vorgelesen hatte, erklärte er sich damit einverstanden, auch einen plattdeutschen Spruch zu setzen und gab zehn Bund getrockneter Scharben für die Worte, die nun unter seiner Koje prangten und leuchteten:

      Hilpt mi, Sünn und Wind,

      hilpt mi bit Fischen!

      Ik heet Klaus Mees

      un bün van Finkwarder.

      „Egentlich harr ik di twintig Bund todacht, Harm,“ sagte er aber doch dabei, „ober dat riemt sik jo ne, dorüm kriegst du bloß tein!“ Den hochdeutschen Spruch bekam die Jungenkoje.

      * *

       *

      Wiederum stand der kleine Störtebeker auf und befühlte seine Sachen, er hängte sie um und stökerte das Feuer nach. Du liebe Zeit, wie lange dauerte das! Er kriegte ja von dem Eisbrechen gar nichts mehr zu sehen, denn bei dem vielen Hurra mußten sie wohl bald nach dem Fahrwasser kommen!

      Einem plötzlichen Einfall folgend, schob er die Hinterwand der Koje zurück und guckte über die Ketten hinweg nach den fünf Totenschädeln, die ganz vorn im Steven zwischen den Kneeßen steckten. Kap Horn hatte sie ihm vorher einmal gezeigt und gesagt, die hätten sie in der Kurre gefangen. Man dürfe solche Totenköpfe nicht wieder über Bord werfen, sondern müsse sie in den Steven stecken, dann könne der Ewer niemals umkippen. Nachdenklich starrte der Junge sie an, als wenn er nicht recht klug daraus werden könnte, denn sein Vater hatte auf seine Fragen geantwortet: das sei nichts zum Besprechen und Besehen, sondern etwas zum Schweigen. Wie grösig kalt die Luft aus dem dunkeln Loch kam! Störtebeker zitterte vor Kälte, schob die Klappe zu und wärmte sich wieder auf. Als er aber einen Augenblick gelegen hatte, litt es ihn nicht mehr unter der Decke: er holte die Seekarten vom Bort und rollte sie auf und sah die roten Punkte an, die Feuer bedeuteten, und die kleinen Feuertürme und Baken, die am Rande der Karten standen, während es draußen wieder lärmte und rief.

      Abermals stand er auf. Das Zeug war noch klamm und fuchtig, aber er dachte wie sein Vater: Uppen Lief dreucht upt best! und zog sich an, so schnell es gehen wollte. Er war noch nicht ganz fertig damit, als es draußen dreimal Hurra rief, da hielt er es nicht mehr aus, halb angezogen, in Unterhosen, mit einem Stiefel am Fuß und einem in der Hand, sauste er nach oben und guckte aus der Kapp: da drängte der Ewer gerade die letzten Eisstücke beiseite und glitt langsam in das freie Fahrwasser hinein. Klaus Mewes und seine Macker zogen die mitgeschleiften Kurrleinen ein, der Ewer aber benutzte die Dünung eines vorbeigehenden Slomans zu einigen tiefen Dankesverbeugungen vor seinen Helfern: Ok veelen Dank, dat ji mi rutholpen hebbt!

      Auch vom Deich und von den Schallen rief es jetzt Hurra.

      Die Fahrensleute gingen in froher Stimmung, ehrlich erfreut über ihren Erfolg, gruppenweise über das Eis nach dem Deich zurück und sprachen und taten von der Fahrt, denn jetzt war der Weg nach der See frei geworden: was dem Einzelnen noch übrig blieb, die kleine Rinne von seinem Ewer nach dem großen Priel, war Sache eines Tages und ließ sich leicht beschicken. Die Schollenzeit war angebrochen für die Schollengreifer vom Neß: Hurra, hurra, hurra!

      Auf H. F. 125 aber, dem Ewer „Laertes“, ließen sie den Draggen zu Wasser, schossen die Leinen auf, reinigten das Deck, hängten die Laterne an das Fockstag und kletterten dann in das Boot, um den Bärenhunger zu vertreiben, der alle befallen hatte.

      Störtebeker saß auf der Euschenducht und quälte sich mit drei Dingen ab: daß der verdrehte Kerl von Schuster ihm die Stiefel noch nicht gemacht hatte, daß sein Vater morgen fahren wollte und ihn nicht mitnahm und daß sein grüner Kahn noch im Neßgraben festsaß und er noch nicht schippern konnte.

      „Du hest dat en betjen god, Seemann,“ sagte er aus diesen Gedanken heraus und streichelte den Hund, der auch keine Kniestiefel hatte und noch viel kleiner als er war und doch immer mit nach See durfte. Seemann aber hielt die Nase hoch, denn vom Deich kam ein Geruch wie von gebratenen Klößen mit dem Abendwind herübergeweht.

      Klaus Mewes lachte und wriggte schneller, denn er roch hinter den Klößen schon die See und grüßte Helgoland.

       Inhaltsverzeichnis

      1887 schreiben wir und die Hochseefischerei unter Segeln steht in Sommerblüte. Finkenwärder hat seinen Gipfel erreicht und ist Baas auf See.

      300 Ewer und Kutter nennt die Elbe ihr eigen, von denen 187 zu Finkenwärder beheimatet sind und ein H. F. auf den braunen Segeln tragen, 83 reedern mit S. B. und griesen Segeln nach Blankenese, der Rest gehört dem lüneburgischen Finkenwerder, dem Kranz, dem Mühlenberg und der Teufelsbrücke.

      Die das Land mit Fischen versorgen, sind die Mewes und Külper von Finkenwärder und die Breckwoldt und von Appen von Blankenese: sie liefern Hamburg und Bremen, Oldenburg und Glückstadt, Geestemünde und Tönning ihre Schollen und Zungen und fangen wintertags so viele Heringe, daß halb Holstein und Hannover damit gedüngt werden können, sie sind die Könige der Nordsee, die man in Dänemark so gut wie in Holland und England kennt, denn es macht ihnen nichts aus, bei Südwind einmal nach Esbjerg zu segeln oder bei Nordwind nach Jimuiden oder bei Ostwind nach London.

      Wohl haben sie auf der Weser schon einen Fischdampfer, die kleine Sagitta, aber unsere Fahrensleute lachen noch über den Smeukewer, wenn sie ihm begegnen, wohl sind schon die Zeiten vorbei, daß nur Finkenwärder auf Finkenwärder und Blankeneser auf Blankeneser Schiffen fahren, sie müssen sich schon mit Butenländern behelfen: aber dennoch steht die Sonne von Finkenwärder auf der Mittagshöhe und seine Segel beschatten die ganze See.

      Wir grüßen euch, ihr hundertsiebenundachtzig Schiffe, als wenn ihr noch alle am Leben wärt!

      * *

       *

      Klaus Störtebeker hatte es den andern Morgen ganz verteufelt hild: er mußte Brot vom Bäcker holen und Proviant vom Krämer, mußte einen Schinken aus der Rauchkammer herabschleppen (denn Klaus Mewes tat die erste Ausfahrt nicht ohne einen Schinken, obgleich man am Deich meinte, der Schinken dürfe erst beim ersten Kuckucksruf angeschnitten werden), er trug die Kruken mit Weiß- und СКАЧАТЬ