Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Im Sonnenwinkel Staffel

isbn: 9783740914325

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      Sechs Stunden war die Maschine nun schon in der Luft. Jacky war in Eric Rides Arm eingeschlafen. Ein paarmal hatte die Stewardess ihm schon verwunderte Blicke zugeworfen, die er jedoch ignorierte.

      Nun blieb sie an der Seite stehen.

      »Sie sind sehr reizend zu dem Kind, Mr Ride«, sagte sie und schenkte ihm einen bewundernden Blick, der jedoch mehr ausdrückte als nur Dankbarkeit.

      Immerhin war Eric Ride noch ein sehr gut aussehender Mann, dass man seinem jugendlichen Gesicht nach zehn Jahre seines Lebens abstreichen konnte.

      Es war durchaus nicht so, dass Eric Ride unempfänglich für weibliche Vorzüge gewesen wäre, aber jetzt galt seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Kind.

      Er bedeutete der Stewardess mit einer Handbewegung, dass das Kind nicht geweckt werden sollte.

      Immer wieder blickte er auf das süße Gesichtchen hinab, das jetzt ganz glücklich und gelöst aussah, und auch er wünschte, dass dieser Flug nie ein Ende nehmen möge.

      Gut, dass er seine Ankunftszeit nicht telegrafiert hatte. So konnte er sich um das Wohl und Wehe seiner kleinen Freundin noch etwas länger kümmern. Und er war auch fest entschlossen, es zu tun, um sie keinesfalls einer herrischen Großmutter auszuliefern. Menschenkenntnis besaß er, aber zog nicht in Betracht, dass er jetzt schon Vorurteile hegte.

      Was er von Jacky erfahren hatte, beschäftigte ihn sehr.

      Sie hieß mit vollem Namen Jacqueline Dane, und ihre Mutter Li hatte anscheinend einen Rekord im Heiraten und Scheidenlassen aufgestellt, wenn man ausschloss, dass sie von Zeit zu Zeit mit verschiedenen Männern zusammengelebt hatte.

      Welchen Namen die Großmutter trug, hatte er noch nicht in Erfahrung gebracht.

      Aber der Flug war noch lang, und Jacky würde nicht die ganze Zeit schlafen.

      Da war sie auch schon wieder munter. Sie rieb sich die Augen. Dann blinzelte sie zu ihm empor.

      »Schön!«, seufzte sie zufrieden. »Ich dachte schon, dass ich bloß geträumt habe, aber du bist wirklich da, Daddy.«

      Und nun schien sie es schon als Gewissheit zu nehmen, dass er auch bei ihr bleiben würde.

      »Bekomme ich wieder Pickis?«, fragte sie. »Mir hat es noch nie so gut geschmeckt.«

      Er winkte der Stewardess. Innerhalb kürzester Zeit brachte sie diesmal ein Tablett mit köstlichen Kleinigkeiten.

      »Ich möchte aber sehr gern Pickis«, wisperte Jacky.

      »Du sollst mal sehen, wie gut die schmecken, die ich dir jetzt mache«, sagte er.

      »Du musst aber auch mitessen, Daddy«, verlangte sie. »Dann schmeckt es noch viel besser.«

      Sie hatte die Umwelt vegessen. Eric Ride und Jacky Dane schienen allein zu sein unter dem blauen Himmel, und die Erde war unerreichbar fern.

      »Da würde die Mama schön gucken, wie lieb ich zu unserem Daddy bin, nicht wahr, Bimbo?«, bemerkte Jacky, »wenn sie jetzt auf einer Wolke vorbeikäme? Aber kommt man eigentlich in den Himmel, wenn man sich das Genick bricht, Daddy?«

      Er schwieg ein bisschen erschrocken, weil sie es gar so unbekümmert sagte.

      »Sie hat sich nämlich das Genick gebrochen, als sie vom Pferd gestürzt ist«, erzählte Jacky eifrig weiter. »Clark hat gesagt, das musste ja mal passieren. Und die Nurse hat gemeint, dass ihr recht geschieht. Aber das darf man nicht sagen. Clark hat dann gesagt, dass man den Toten ihre Ruhe lassen soll, und dann hat er mit der Nurse einen ganz großen Whisky getrunken.«

      Wenn sie in einer solchen Welt aufgewachsen war, war es kein Wunder, dass sie keinen tiefen Schmerz kannte.

      »Du warst wohl viel allein, Jacky?«, fragte er.

      »Na ja, die Nurse war schon da, und Amanda, unsere Köchin. Mama war meistens fort.«

      »Und Charles, Ben und Clark?«, fragte er. Wie gut er die Namen behalten hatte!

      »Die waren auch dauernd fort. Sie mussten Geld verdienen, damit Mama immer etwas hatte. Sie konnte sehr viel ausgeben. Clark hat manchmal Krach gemacht.«

      Und während sie munter plapperte, hatte sie auch immer noch Zeit, die Pickis zu essen, die er sorgfältig zurechtmachte.

      »Wie heißt denn deine Großmutter?«, fragte Eric Ride behutsam.

      Jacky zuckte die Schultern.

      »So ein komischer Name. Die Nurse hat alles aufgeschrieben. Ich zeige es dir gleich. Noch ein Picki, bitte.« Sie aß es mit Genuss. »Du bist der liebste Daddy von der ganzen Welt!«, versicherte sie ihm dann glücklich.

      Und da beugte sich Eric Ride hinab und gab ihr einen Kuss.

      Er war seit sechs Stunden ein anderer Mensch. Ein Kind hatte ihn verwandelt und ließ ihn alles vergessen, auch dass man in Erlenried auf ihn wartete.

      Dann nestelte Jacky an ihrem Blüschen herum und holte schließlich einen kleinen Lederbeutel hervor, der um ihren Hals hing.

      »Da ist alles drin, was man wissen muss, hat die Nurse gesagt«, erklärte sie. »Schau mal ’rein.«

      Er zögerte. Das kam ihm doch ein bisschen indiskret vor. Aber Jacky lachte ihn an

      »Du bist doch jetzt mein Daddy«, stellte sie strahlend fest. »Mach mal auf.«

      Das Beutelchen enthielt einen engbeschriebenen Zettel, ein paar Geldscheine und einen sehr kostbaren Rubinring. Er verstand sich auf Schmuck, dieser Ring besaß mindestens einen Wert von zwanzigtausend Euro, und so etwas steckte man einem sechsjährigen Kind in den Brustbeutel. Wenn er nun ein Ganove wäre? Auch Ganoven verstanden es manchmal, das Vertrauen eines Kindes zu erringen.

      »Den sollte ich anstecken, wenn ich in Frankfurt bin«, erklärte Jacky treuherzig.

      »Damit die Großmutter ihn sieht und weiß, dass ich es bin. Wenn wir ihn nun wegschmeißen, Daddy, und ich komme einfach mit dir mit, dann weiß sie doch gar nicht, dass ich es bin?«

      »Das geht nicht, mein Kleines«, entgegnete er. »Die Stewardess wird dich ja begleiten, und sie weiß sehr gut, wer du bist.«

      »Aber wenn die Stewardess nicht wäre, würdest du es schon tun, nicht wahr?«

      Ja, ich würde es tun, dachte er. Zwar würde ich den Ring nicht wegwerfen, aber ich würde sie ganz einfach mitnehmen, und wenn alle gegen mich wären.

      »Nun lies mir mal vor, was auf dem Zettel steht«, fuhr Jacky fort.

      »Ich möchte es auch gern wissen.«

      In Druckschrift stand da geschrieben:

      Dieses Kind heißt Jacqueline Dane, ist sechs Jahre und Waise. Die Großmutter heißt Charlotte Freiin von Czibulski und lebt auf Gut Bitterstein in Baden.

      Recht kärglich, dachte er. Ich muss doch nachher mal die Stewardess interviewen.

      »Klingt СКАЧАТЬ