Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740914325
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»Du wirst doch nicht neidisch sein, Bambi?«
»Neidisch bin ich nicht, aber einen Hasen hätte ich auch gern.«
»Das würde Jonny nicht gefallen. Dafür hast du ihn«, entgegnete Inge Auerbach.
Jonny kam schon schwanzwedelnd daher, kaum dass er seinen Namen vernommen hatte.
»Du würdest dem Häslein nicht wehtun, nicht wahr, Jonny?«, fragte Bambi.
»Da bin ich mir nicht sicher«, warf Inge Auerbach ein.
»Er ist eifersüchtig.«
»Jörg ist auch eifersüchtig«, stellte Bambi gedankenvoll fest.
»Wie kommst du darauf?«, fragte ihre Mami.
»Sie soll sich ja nicht unterstehen, einen andern anzuschauen, wenn er in Berlin ist, hat er gesagt. Das ist doch eifersüchtig, Mami?«
Als ihre Mutter darauf nicht gleich etwas erwiderte, fuhr sie sprunghaft fort: »Herr Herwig fährt immer hinter dem Bus her. Wie findest du das? Er könnte ihn hier leicht überholen.«
»Ihm pressiert es halt nicht.«
Bambi legte den Kopf schief.
»Ich glaube eher, es ist wegen Carola«, meinte sie.
»Warum?«, fragte Inge belustigt.
»Immer ist er da, wo sie ist. Sogar in der Kirche. Es wird auch Zeit, dass mal wieder eine Hochzeit ist.«
»Bambi, vergiss nicht, dass Herr Deuring erst kürzlich gestorben ist«, mahnte Inge. »Du solltest dir auch nicht so viel den Kopf über andere zerbrechen.«
»Zerbrech ich mir doch nicht, Mami. Mir kommt manches nur so in den Sinn. Aber jetzt haben ja bald Fritzi und Pfarrer Frerichs Hochzeit. Da mache ich ganz allein ein Gedicht. Das darf ich doch?«
»Sag es aber lieber erst mir vor«, erklärte Inge, die schon wusste, dass bei Bambis Gedichten manchmal etwas Komisches herauskam.
»Es wird ganz feierlich«, versicherte Bambi. »Hoffentlich ist es nicht zu heiß an dem Tag.«
»Warum denn nicht, Bambi?«
»Weil ich sagen will: Er nahm sie wärmend an sein Herz!«
»O mein Gott!«, entfuhr es Inge, aber weil Bambi sie ganz bestürzt anschaute, sagte sie rasch: »Du kannst ja auch sagen, er nahm sie schützend an sein Herz, wenn es zu warm werden sollte.«
Hinter der runden Kinderstirn arbeitete es.
»Wärmend finde ich schöner. Mir ist es immer ganz warm, wenn ihr mich in den Arm nehmt, auch wenn’s draußen kalt ist. Ich muss mir noch was überlegen. Ich geh jetzt mit Jonny an den See.«
»Du musst erst frühstücken.«
»Wenn man hungrig ist, kann man besser denken«, meinte Bambi weise.
»Das hat ihr doch bestimmt der Opa wieder eingeredet«, sagte Inge vor sich hin, aber gespannt war sie nun doch auf Bambis Dichtkunst.
Die Kleine kam verblüffend rasch zurück.
»Mir ist was ganz Gutes eingefallen, Mami«, rief sie. »Und das kann ich ganz schnell behalten.«
»Sag es mir«, bat Inge.
»Im Falle eines Falles, bist du mein Ein und Alles. Warum lachst du, Mami? Ist das nicht schön?«
»Es reimt sich«, lächelte Inge.
Bambi warf ihr einen schrägen Blick zu.
»Wenn es dir nicht gefällt, muss ich mir was anderes ausdenken«, erklärte sie, keine Spur beleidigt. »Es kommt mir auch so bekannt vor. Kann man dichten auch lernen, Mami?«
»Gewiss, mein Schatz.«
»Vielleicht geht’s doch besser, wenn der Magen nicht knurrt«, überlegte Bambi.
*
Sehr früh war Paul Deuring zu Dr. Riedel gegangen. Ebenso wie Franziska hoffte er, dass Helga noch schlafen würde, bis er zurück war.
Aber sie kam schon aus ihrem Zimmer, als er erst eine Viertelstunde aus dem Haus war.
Franziska hatte das Gefühl, als blicke Helga durch sie hindurch, als existiere sie gar nicht für das Mädchen.
»Wo ist Vati?«, fragte Helga aggressiv.
Etwas in Franziska bäumte sich dagegen auf, die Lüge fortzusetzen.
Ihr Mutterherz wehrte sich dagegen, Helga als Kranke zu betrachten.
Entsetzen erfüllte sie, als Helga plötzlich überstürzt zu reden begann.
»Ich kann mir denken, was geschehen ist. Ihr hattet Meinungsverschiedenheiten, und dann ist Vati gegangen, und dann waren dir die Leute hier wichtiger. Dieser Herwig und …, und …«
»Du weißt nicht, was du redest, Helga!«, stieß Franziska entsetzt hervor.
Doch da kam Paul schon wieder zurück. Helga stürzte auf ihn zu und klammerte sich an ihn.
»Lass uns weggehen, Vati!«, jammerte sie. »Ich habe dich lieb, ich werde dich immer lieb haben. Ich habe nicht gewollt, dass wir das Haus verkaufen. Nein, ich wollte es nicht, nur die andern.«
Franziska war den Tränen nahe, und als Paul dann sagte: »Es ist gut, Helga. Wir werden verreisen, wir beide!«, da lief sie hinaus.
Regungslos stand sie in ihrem Zimmer am Fenster, als Paul eintrat.
»Bitte, erschrick nicht«, flüsterte er, »und sag nichts. Ich habe das mit Dr. Riedel verabredet. Ich bekomme einen Leihwagen aus Hohenborn, dann fahre ich ein paar Tage mit Helga weg.«
»Aber Hilmar konnte gar nicht fahren«, sagte sie verzweifelt. »Wegen seiner Augen nicht.«
»Vielleicht wird Helga dann schneller aus diesem Trauma erwachen«, meinte er. »Bitte, verzweifele nicht, Franzi! Wir wollen nichts unversucht sein lassen.«
Was sollte sie dagegen sagen oder tun? Sie starrte hinaus und fühlte sich elender als an dem Morgen, an dem Pfarrer Frerichs ihr die Hiobsbotschaft gebracht hatte.
»Dr. Riedel wird dir alles erklären«, sagte Paul noch. Dann rief Helga schon wieder nach ihm.
»Ich bin fertig, Vati«, erklärte sie. »Wir können fahren.«
Für ihre Mutter hatte sie nicht einmal einen Abschiedsgruß.
Sie hat ihren Koffer gepackt, dachte Franziska. Das kann sie, also kann sie auch denken.
Aber СКАЧАТЬ