Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740914325
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Da ihr Mann jung gestorben war, erst dreiundvierzig Jahre alt, würde auch ihre Rente kärglich ausfallen. Es nützte nichts, die Augen davor zu verschließen. Auch darüber zu jammern nützte nichts, und es lag ihr schon gar nicht.
Vor allem aber durften die Kinder nicht allzu sehr darunter leiden.
Peter war, wie auch Helga, ein zu guter Schüler, als dass sie ihn vorzeitig von der Schule genommen hätte. Das machte sie ihm auch klar.
»Dann kann ich ja morgens Zeitungen ausfahren«, überlegte er.
Auch damit war sie nicht einverstanden. Er war immer noch im Wachsen und brauchte seinen Schlaf. Doch kräftiges Essen brauchten sie auch.
»Wir wollen alles in Ruhe überlegen«, erklärte sie. »Ich muss mich auch daran gewöhnen, dass ich nun allein entscheiden muss, und von geschäftlichen Dingen verstehe ich leider nichts. Aber zu irgendeiner Arbeit werde ich doch wohl auch noch taugen.«
Alle drei starrten sie entgeistert an.
»Du willst arbeiten, Mami?«, fragten sie wie aus einem Mund.
»Wenn mir jemand eine Chance gibt, gar zu gern«, erwiderte sie. Für euch, dachte sie weiter. Aber als sie dann allein war, verließen sie erst mal ihre Kräfte. Sie weinte sich aus.
*
Als Pfarrer Frerichs am nächsten Tag aus Hohenborn kam, sah Fritzi es seinem Gesicht an, dass er sorgenvoll gestimmt war.
Sie hatte das Abendessen schon vorbereitet. Doch so verlockend es auch duftete, denn Fritzi war nicht nur eine gute Lehrerin, sondern auch eine vorzügliche Köchin, Holger hatte heute keinen rechten Appetit.
»Es sieht böse aus für die Deurings«, berichtete er, »schlimmer als ich dachte.«
Die junge Frau holte tief Luft.
»Du machst es aber nicht besser, Holger, wenn du hungerst«, stellte sie energisch fest. »Erst wird gegessen, und dann besprechen wir alles in Ruhe. Es wäre doch gelacht, wenn wir ihnen nicht aus der Klemme helfen könnten.«
Fritzi verstand es, ihm immer wieder Mut zu machen. Er nahm sich alles nachhaltig zu Herzen.
Nun konnte man bei Gott nicht sagen, dass Fritzi oberflächlich gewesen wäre, aber sie verstand es doch immer, ein zuversichtliches Lächeln zu zeigen.
»Das Haus werden sie nicht halten können«, äußerte er nachdenklich. »Die Belastungen sind zu hoch. Es hat auch nicht viel Sinn, ihnen den Überbrückungskredit zu beschaffen. Die Kinder sind einfach zu jung. Mein Gott, Herr Deuring hätte gut und gern noch dreißig oder mehr Jahre leben können, wenn … Aber was nützt das. Eine Lösung muss gefunden werden. Ich werde mit Herwig sprechen. Er hat schon auf ganz vornehme Art die Beerdigungskosten übernommen. Vielleicht weiß er auch eine Stellung für Frau Deuring, wo sie nicht so arg strapaziert würde.«
»Eine Stellung wüsste ich«, warf Fritzi ein.
Er sah sie staunend an. »Du hast dich auch schon damit beschäftigt?«
»Es ergab sich ganz zufällig, als ich mit Frau Auerbach sprach. Wir brauchen eine Gemeindesekretärin. Eigentlich sollte es Ricky vorerst übernehmen, aber damit ist Fabian nicht einverstanden. Ich glaube fast, da ist ein Baby unterwegs. Aber jemand muss die Schreibereien erledigen, das kann Herr von Roth nicht auch noch machen. Er wird noch genug zu tun gekommen, wenn der zweite Bauabschnitt beginnt.«
»Ob Frau Deuring das aber kann? Ein wenig Schreibmaschinenkenntnisse hat sie zwar, aber sie ist doch lange aus der Übung.«
»Es treibt sie ja keiner. Es spielt sich doch alles langsam ein, und wenn sie aus dem Haus müssen, könnten sie ja vorerst hier wohnen.«
»Das ist keine Lösung, Fritzi«, sagte er diesmal energisch. »Es sind fünf Personen, und sie können nicht heute hier und morgen da wohnen. Man muss ihnen als Ersatz wieder ein richtiges Heim verschaffen. Aber da fällt mir etwas ein. Warum will Harald Herwig eigentlich das Haus kaufen?«
Fritzi lächelte flüchtig. »Wahrscheinlich ist es ihm Ernst mit der hübschen Carola.«
»Davon scheint sie aber nicht die geringste Ahnung zu haben. Sie sagt nur, dass er ein sehr entgegenkommender Chef ist.«
»Zu gegebener Zeit wird sie es schon merken. Ihr Männer seid doch viel leichter zu durchschauen, als man meint.«
»Sag das nicht«, erwiderte er. Aber nun blickte auch er wieder zuversichtlicher drein.
*
Ahnungslos, wie sehr man an ihrem Schicksal Anteil nahm und sich um eine zufriedenstellende Lösung für sie bemühte, saß Franziska Deuring noch immer vor ihren Rechnungen.
Aber wie sie es auch anfing, es wurde nicht mehr und auch nicht weniger.
Die Leute von der Bank waren heute schon da gewesen. Rücksichtslos, hatte Carola es genannt, aber Franziska Deuring konnte es ihnen nicht verübeln. Schließlich hatten sie das Geld anderer zu verwalten.
Man hatte ihr auch schon ein Angebot für das Haus gemacht. Es hatte ihr einen Stich versetzt, und sie hatte daran denken müssen, wie glücklich sie gewesen war, als sie hier eingezogen waren.
Aber konnten sie in diesem Haus ohne den geliebten Vati jemals wieder glücklich sein?
Tapfer und gefasst versuchte sie nun, den Tatsachen ins Auge zu schauen.
Aber sie hatte nicht nur Geldsorgen. Jetzt war ihre größere Sorge Helga, die völlig teilnahmslos war und geisterhaft bleich umherwanderte.
Wenn man sie ansprach, hörte sie gar nicht zu. Sie begann zu zittern, wenn es läutete. Stunden verbrachte sie auf dem Friedhof am Grab ihres Vaters.
Verbieten konnte Franziska es ihr nicht, aber sie fürchtete, dass Helga gemütskrank werden könnte.
In der Nacht schrie sie manchmal laut nach ihrem Vater, und wenn sie dann zu ihr ging, lag sie mit tränen-überströmtem Gesicht und starren Augen in ihrem Bett.
Franziska stützte den Kopf in die Hände und konnte es nicht verhindern, dass Tränen über ihre Wangen liefen.
Auf Zehenspitzen schlich sich Volker heran und schlang seine Arme um ihren Hals.
»Nicht weinen, Mami«, bettelte er. »Wir werden es schon schaffen! Vati hätte es bestimmt nicht gewollt, dass du immer nur traurig bist. Dein Volker bleibt immer bei dir.«
Er war stets ein liebevolles Kind gewesen, aber in diesen Tagen hatte sie sich buchstäblich an ihn geklammert, weil er der Einzige war, der sie ab und zu aufmunternd anlächelte.
Ganz fest nahm sie ihn in ihre Arme.
»Ja, wir bleiben zusammen, mein Junge«, sagte sie zärtlich. »Deine Mami gibt nicht auf. Wir werden es schaffen, wenn wir zusammenbleiben.«
Das war ein Versprechen, das sie auch sich selbst gab.
*
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