Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740914325
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»Das, Eric, ist allein meine Angelegenheit«, rief seine Mutter von der Tür her. »Ich komme wohl gerade noch zur rechten Zeit, Titus? Überleg dir, was du sagst! Diese Dingen gehen nur dich und mich etwas an. Eric, würdest du mich bitte mit Herrn Grossmann allein lassen«, erklärte sie in ähnlichem Ton, wie Eric vorhin seinen Sohn zum Verlassen des Zimmers bewogen hatte.
»Ich überlasse ihn dir gern, Granny«, sagte Eric grimmig, »aber wenn er unverschämt wird, schrei um Hilfe!«
»Er wird nicht unverschämt werden«, erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln.
*
»Nun, Titus, was ist?«, fragte sie.
Er starrte mit verkniffenen Augen vor sich hin.
»Ich bin gekommen, um dir das Land zu bezahlen.«
»Ich schenke es Evi«, erklärte sie.
»Es ist heute sehr viel wert«, entgegnete er düster.
»Umso besser. Ich habe Wichtigeres mit dir zu besprechen. Hab einen Augenblick Geduld. Nimm Platz, und trink einen Obstler. Den magst du doch wohl.«
Er ließ sich in einen Sessel fallen und blickte ihr nach. Leichtfüßig ging sie aus dem Raum.
Er trank nicht. Er grübelte. Nach wenigen Minuten kam Mary-Ann Ride zurück.
»Hier sind die Briefe, die Frederic dir geschrieben hat«, sagte sie ruhig. »Sie sind nicht geöffnet, du kannst sie lesen. Und du kannst den Poststempel kontrollieren, nicht dass du meinst, ich hätte meine Abende damit zugebracht, sie zu schreiben.«
»Woher hast du sie?«, fragte er tonlos.
»Aus dem alten Sekretär. Emmerich hat Albrecht die Briefe gebracht. Wahrscheinlich hat er dafür ein hübsches Sümmchen bekommen.«
»Für frühere Zeiten wohl«, stellte er mit belegter Stimme fest. »Jetzt ist es nichts wert. Wir haben es unter seiner Matratze gefunden. Er hatte bei mir alles, was er brauchte. Ich verstehe solche Untreue nicht.«
»Du hast ihn immer wie einen Idioten behandelt. Du hast ihn angebrüllt. Ich kenne dich doch. Albrecht war diplomatischer, wenn er seine Ziele verfolgte. Er war schlauer als du, Titus. Übrigens habe ich auch diesen Brief von Milena gefunden.«
Sie legte ihn vor Titus Grossmann hin. Sein Gesicht wurde noch fahler, als er ihn las.
»Auch das gab ihm kein Recht, sie so zu behandeln!«, stieß er grimmig hervor.
»Wir wissen nicht, wie er sie behandelt hat«, stellte Mary-Ann fest. »Es ist lange her. Willst du deinen Groll nicht begraben, Titus? Ich habe nicht die Absicht, dir nachzulaufen und dich anzuflehen. Ich will vernünftig mit dir reden. Es geht um Evi und Freddy. Eine Mitgift braucht sie nicht, aber meinst du nicht, dass deine Tochter ein Anrecht auf ein bisschen Glück hat?«
»Hier ist ihre Heimat«, erwiderte er hart. »Sie ist meine einzige Erbin. Sie wird einen Mann bringen, der den Hof bewirtschaftet.«
»Du kannst sie nicht gegen ihren Willen zwingen«, erklärte Mary-Ann nun ebenso hart. »Und auch du hast kein ewiges Leben, Titus, wie wir alle nicht!«
»Aber solange ich lebe, wird sie tun, was ich sage!«
»Du hirnverbrannter Dickschädel!«, brauste sie auf. »Willst du andere zwingen, Geschütze aufzufahren, die deinem Ruf sehr schaden könnten? Evi wird mündig, und dann kann sie tun und lassen, was sie will.«
»Bis es so weit ist, wird sie längst mit Leopold verheiratet sein. Verlass dich drauf!«
Sie lachte auf. »Nein, darauf verlasse ich mich gewiss nicht. Du wirst dich noch wundern! Ich werde es an die große Glocke hängen, dass Evi wie eine Magd schuften muss und nicht einmal ein Kleid bekommt!«
»Sie hat eins!«, schrie er empört. »Für den Kirchgang reicht es, und herumzuflanieren braucht sie nicht.«
Sie maß ihn mit einem langen Blick.
»Dass du überhaupt noch wagst, in die Kirche zu gehen«, bemerkte sie kopfschüttelnd. »Ich kann mich nur wundern. Ich habe jetzt noch anderes zu erledigen. Auf Wiedersehen, Titus. Vielleicht änderst du deine Meinung doch noch, wenn du die Briefe gelesen hast.«
*
»Dein Mädchen kann einem leidtun«, sagte Eric Ride zu seinem Sohn. »Der Alte ist ja ein Tyrann. Es muss schrecklich sein, wenn Kinder einen solchen alten Vater haben. Das Generationsproblem ist wohl das Schlimmste.«
»Es kommt immer auf den Vater an«, lächelte Freddy. »Mit Evi bin ich mir einig. Wenn er noch Theater macht, türmt sie. Käti hat ihr auch zugeredet.«
Eric Ride runzelte die Stirn.
»Wir wollen doch nichts unversucht sein lassen, um eine gütliche Einigung zu erreichen«, meinte er. »Glaube mir, es ist besser. Diese Menschen hier sind ein eigener Schlag. Sie setzen sich nicht so schnell über alles hinweg.«
»Diesbezüglich scheinst du aber auch eine ganze Portion Erbmasse mit dir herumzutragen, Dad«, stellte Freddy fest.
»Himmel noch mal, wo will denn Granny schon wieder hin?«, wechselte er das Thema, als er den Wagen davonfahren hörte.
»Sie ist sehr unternehmungslustig, wie mir scheint«, bemerkte sein Vater. »So kenne ich sie schon lange nicht mehr.«
»Vielleicht bekommt ihr das Klima hier doch besser«, lächelte Freddy.
»Wo steckt denn Jacky?«
»Sie ist mal mit zu den Auerbachs gegangen. Ich konnte es der kleinen Bambi nicht abschlagen. Man muss schon zugeben, dass es hier reizende Kinder gibt.«
»Und selten gibt es so viel nette Menschen auf einem Platz«, nickte Freddy. »Du müsstest dir wirklich Zeit nehmen, sie näher kennenzulernen. Aber morgen ist ja Sonntag, da treffen wir sie in der Kirche.«
Eric Ride sah seinen Sohn verblüfft an.
»Ich soll in die Kirche gehen?«
»Warum eigentlich nicht? Ich gehe ja auch. Du wirst staunen, aber es gefällt mir sogar.«
*
Nun waren Bob und Peggy Dane mit ihrem kleinen Sohn nach Erlenried gekommen.
Von Fritzi Fanchon freundlich empfangen, gefiel es ihnen bald in dem hübschen Haus.
Unbemerkt hatte Dorrit Maxwell das Gästezimmer bei den Roths bezogen.
Von ihrem Fenster aus konnte sie den Garten der Auerbachs überblicken, und sie sah, wie die Kinder dort spielten.
Sie entdeckte auch Jacky, die eine der Fröhlichsten war.
Sie ist ein Kind, ging es ihr durch den Sinn. Wenn man lieb zu ihr ist und ihr das Gefühl der Geborgenheit gibt, wird es ihr gar nicht so schwerfallen, sich an ihre Eltern zu gewöhnen.
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