Название: Wilderer und Jäger Staffel 1
Автор: Anne Altenried
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Wilderer und Jäger Staffel
isbn: 9783740934996
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Alois wechselte das Thema, weil er sowieso in Gedanken woanders war. Er freute sich darauf, bald seiner Verlobten wieder nahe zu sein und das nachzuholen, was er versäumt zu haben meinte.
Vierundzwanzig Stunden später war Lukas Kronseder allein im Jägerhaus und im Revier. Er brachte einiges in Ordnung, packte aus, überprüfte die Vorräte wie auch die zwei Gewehre, die jederzeit einsatzbereit zu sein hatten.
Am Nachmittag gönnte er sich den Luxus, einfach nichts zu tun und an Anita zu denken. Dazu trank er einen Enzian und schüttelte sich gleich, als würde es ihm nicht schmecken. Die Wiederaufnahme seiner Arbeit allerdings erschien ihm heute nicht so wichtig wie das Wiedersehen mit Anita.
Ein fast sonntäglicher Friede war um Lukas Kronseder. Er ahnte nicht, daß zwischen Rotspitz und Gamsmugl heute ein Mensch hart an den Tod gebracht werden würde.
Dort nämlich lag der Bertrammer-Hannes trotz plötzlich eingesetztem Frost auf der Lauer, nachdem er den Söllner bergauf hatte gehen sehen. Daß er jener Stelle zusteuerte, wo er, Hannes, mit ihm gerungen und wahrscheinlich den Knopf vom neuen Janker verloren hatte, erschien verdächtig.
Voller Ungeduld und mit wachsender Gereiztheit wartete der Bertrammer nun darauf, den Söllner aus dem Hinterhalt erschießen zu können. Daß dieser dann aber dem Hügel zustrebte und sich immer schneller entfernte, ließ den Bertrammer unvorsichtig werden.
Er folgte dem Söllner so rasch er konnte. Als er diesen später auf einer kleinen Lichtung stehenbleiben sah, hob er das Gewehr an – schoß.
Der Schuß peitschte durch die beginnende Dämmerung. Er hallte mehrfach wider und erreichte auch das Ohr des sinnenden Burschen im Jägerhaus.
So schnell war der Kronseder gewiß noch nie bereit gewesen, einem alarmierenden Geräusch zu folgen. Es dauerte nur Minuten, bis er mit weit ausholenden Schritten bergan eilte. Unterdessen hatte der Bertrammer den Söllner zu Boden stürzen und reglos liegen bleiben sehen. Er entfernte sich schleunigst, damit wieder einmal ein Todesfall unaufgeklärt blieb. Seinen Weg zu Anita wähnte er jetzt frei. Ein Triumphgefühl sondergleichen erfüllte ihn, und er konnte nicht schnell genug zu seinem Hof zurückkehren.
Um ein vielleicht notwendig werdendes Alibi zu haben, schwindelte er der vom Einkauf kommenden Magd vor: »Ach Lenerl, ich hab bis jetzt im Bett gelegen, schein mir beim Mittagsmahl den Magen verdorben zu haben.«
Leni glaubte das natürlich, war entsprechend erschrocken und sofort eifrig um ihn bemüht.
»Du solltest dich wieder hinlegen«, riet sie, als er widerwillig den bitteren Kräutertee trank, den sie ihm gebracht hatte.
Hannes Bertrammer schüttelte verneinend den Kopf. Er wollte im Lehnstuhl am Fenster sitzen bleiben. Während er eine Leidensmiene machte, blickte er gespannt zum Hof des Söllner hinüber.
Es dauerte für ihn unendlich lange, bis sich dort etwas tat. Erst durchbrach das Licht von starken Scheinwerfern das Dunkel. Dann fuhr ein Wagen beim Nachbarn vor das Haus. Schattenhaft war eine Gestalt zu erkennen, die kurz darauf im Haus verschwand.
Dem Bertrammer brannten bereits die Augen vom langen Starren. Als er sie rieb, verpaßte er die Gelegenheit zu sehen, ob derjenige allein abfuhr oder Anita mitgenommen hatte.
Unruhe überfiel ihn. Er wollte nicht wahrhaben, daß er sich plötzlich fürchtete. Jetzt bekam er tatsächlich Magenschmerzen; ihm wurde übel.
Die Magd hörte ihn stöhnen und rief kurzerhand den Dorfarzt an. Dieser kam, als die Uhr in der Diele siebenmal schlug. Leni bekreuzigte sich sofort, weil sie die Sieben für keine gute Zahl hielt. Sie machte sich ehrlich Sorgen um ihren Bauern und grollte dem Doktor, als dieser den Fall herabspielte.
»Beweg dich mehr – fahr net so viel Auto – leb gemäßigter«, so lauteten die ärztlichen Ratschläge. »Du strotzt vor Gesundheit, Bertrammer«, hörte die heimlich lauschende Magd den Arzt fröhlich sagen. »Geh lieber zum Söllner-Madl nüber und versuch’s zu trösten.«
»Um Himmels willen! Was ist passiert?« fragte der Bauer in gespieltem Entsetzen
»Auf Anitas Vater hat man heut geschossen und ihn bei der sibirischen Kält einfach liegenlassen.«
»Und – ist er tot?« erkundigte sich Hannes Bertrammer.
»Noch net. Gnade dem, der das auf sein Gewissen geladen hat! Mit derselben Waffe wurd auf den Söllner geschossen, mit der sein Sohn Leo erschossen worden ist. Das war kein Zufall, sondern die mörderische Absicht, eine Familie auszurotten. Aber man ist schon dabei, Untersuchungen anzustellen. Dazu kommen eigens Spezialisten her.«
Längst hatte das Gesicht des Bertrammer an Farbe verloren. Auch dem scharf prüfenden Blick des Arztes vermochte er nicht standzuhalten.
»Jessas na«, murmelte er, »was sind das für Zeiten!«
Der Doktor antwortete nicht. Er rief nach der Magd und überließ ihr die Pflege, die – wenn überhaupt – der Bauer noch für sich in Anspruch nahm.
Kaum war er jedoch fort, verließ der Bertrammer seinen Sessel und zog sich für einen Besuch bei Anita um. Er war aufgeregt, mußte sich zu einer mitleidvollen Miene zwingen, als er drüben höflich anklopfte. Niemand kam, um zu öffnen. Er drückte schließlich die Klinke nieder und blickte ungläubig, als er die Haustür verschlossen fand.
Zweimal ging der Bertrammer ums Wohnhaus des Nachbarn. Durch die Fenster spähte er in die Räume und horchte. Keiner erschien, um seine Neugier zu befriedigen. Er war zwar enttäuscht, jedoch schon ruhiger. Wegen Leo Söllner hatte er seinerzeit keine Gewissensbisse gehabt. Warum sollte er sie dessen Vater wegen empfinden?
Anita ist Hals über Kopf zum Vater geeilt, überlegte er, während er heimging. Das bedeutet also – der Söllner liegt im Sterben. Am End ist er bereits bewußtlos? Ein Toter aber kann net mehr reden, auch net über das, was ihn vielleicht vor kurzem noch stutzig oder argwöhnisch gemacht hat…
Hannes Bertrammer war mit diesem Tag zufrieden. Er glaubte, außerhalb eines jeden Verdachtes zu sein. Vier Gewehre besaß er, von denen er eins nur benutzt hatte. Es würde unauffindbar sein, denn er hatte sich gut abgesichert.
Von Magenbeschwerden war nicht mehr die Rede. Er bestellte sich Speckknödel und aß, als hätte er seit Tagen gefastet. Leni war aufs höchste verwundert und erneut in Sorge.
»Du solltest dich doch in allem mäßigen, Bauer«, erinnerte sie.
»Hast also wieder gelauscht!« schrie er sie an, nahm die leere Schüssel und warf sie nach ihr. Leni brachte sich weinend in Sicherheit, während er mit vollen Backen weiterkaute.
Lukas Kronseder hatte den Mann zunächst sachkundig versorgt, den er blutend auf der kleinen Lichtung vorgefunden hatte. Wieder einmal trug er dann eine menschliche Last talwärts, wobei er sich fragte, ob er dazu ausersehen sei, immer erst dann hinzuzukommen, wenn eine verbrecherische Tat bereits vollzogen worden war.
Der Mann, den er mühsam schleppte, schien ohne Besinnung zu sein. Er stöhnte hin und wieder, was Lukas hoffen ließ, ihn noch lebend in ärztliche Behandlung bringen zu können.
Diesmal hatte er Glück – mehr Glück, als er ahnte. Unterwegs traf er auf zwei Wanderer. СКАЧАТЬ