Der eiserne Gustav. Hans Fallada
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Название: Der eiserne Gustav

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hans-Fallada-Reihe

isbn: 9783961188826

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СКАЧАТЬ wieviel denn, junge Frau?« fragt der dicke Meister.

      »Was ich kriegen kann …«

      Und schon wird ihr ein Stück Schweinekopf über den Tisch zugeschoben, sie staunt, sie sieht die weiße bleiche Haut an, das tief rote, stark durchblutete Fleisch: ein Stück Schweinebacke, fast zwei Pfund Fett und Fleisch! Eilig geht sie, mit gesenktem Kopf, die Tasche eng gegen die Brust gedrückt, schiebt sie sich durch die anderen, die noch nichts haben, die vielleicht ohne alles werden abziehen müssen – die Armen!

      Sie lächelt selig. Frühes Aufstehen, Kälte, Warten, Verzweiflung – alles ist vergessen: Sie hat ein großes Stück Schweinebacke, fast zwei Pfund Fleisch und Fett!

      Sie eilt die Treppen hinauf. Aber hier, direkt vor ihrer Wohnungstür, stutzt sie. Die Freude verfällt. Sie legt der hockenden Gestalt die Hand auf die Schulter.

      »Was ist denn, Eva?«

      Eva hebt ein verschwollenes, rotes Gesicht. »Vater hat mich rausgeschmissen, Tutti«, flüstert sie. »Kann ich zu dir reinkommen?«

      »Gerne«, sagt Gertrud Gudde und schließt die Wohnungstür auf.

      3 Hackendahl wird wieder klein

      Der Aufschwung, den die neuen Pferde Gustav Hackendahl gegeben hatten, war längst wieder vorüber. Mit den Pferden war die Sorge um die Kutscher gekommen und hatte nie aufgehört. Diese Kerle, die man da auf den Bock gesetzt hatte, die nichts von Pferden verstanden, die nicht fahren konnten, die keine Straße wußten, denen es ganz egal war, ob sie Fahrgäste hatten oder keine, die Hauptsache, am Abend gab’s den Garantielohn – diese Kerle, uralt oder ganz jung, hatten den alten Hackendahl halb zu Tode geärgert.

      Und zu der Sorge wegen der Kutscher war die Sorge um das Futter gekommen. Ja, so lange man noch Hafer auf dem Boden zu liegen hatte, konnte man gut sagen: Es sind ja nur Russenpferdchen, und zur Not leben sie auch von Stroh. Als dann aber wirklich die Futternot anfing, als die Bezugscheine nie reichten, als den Pferden rationiert wurde wie den Menschen, da mußte man zugeben: Jawohl, vielleicht können sie wirklich nur von Stroh leben, aber dann tun sie eben nichts, dann stehen sie bloß im Stall. Wenn sie aber arbeiten, dann wollen sie auch fressen! Und sie mußten arbeiten, sie mußten Geld verdienen, alles wurde teurer, und das Geld wurde immer knapper, es wurde so nötig gebraucht!

      Ja, auch mit dem Geld war es knapp geworden im Hause Hackendahl. Viel Bargeld war an Eggebrecht gegangen für die »Katzen«, und was sonst so da war, das hatte Hackendahl für Kriegsanleihe gezeichnet, und nun war es festgelegt. Hätte er es sich damals besser überlegt, er hätte ja nicht alle Ersparnisse in Kriegsanleihe festlegen müssen. Aber es sollte eine große Summe sein, die der Gustav Hackendahl zeichnete. Und so wurde es eine große Summe. Es schadete ja auch nichts, denn: »Was wir zum Leben brauchen, das bringt der Droschkenbetrieb uns immer ein, Mutter.«

      Aber es sah nicht so aus, als ob er das tun würde, er brachte nichts, und an manchem Freitag, dem Lohntag, mußte Hackendahl kratzen und kratzen, um den Kutscherlohn zusammenzukriegen. Das Geld wurde so knapp, wie es noch nie gewesen war! Man hätte doch zum Beispiel denken sollen, ein Haushalt, in dem zwei Söhne und eine Tochter fehlen, ist billiger als ein Haushalt, in dem sie sich alle Tage mit an den Tisch setzen. I wo, der Haushalt wurde teurer!

      Denn da waren die endlosen Päckchen, die Mutter ewig ins Feld schickte, und die guten Fettigkeiten, die in den Päckchen waren, die waren Hamsterware, also teuer! Und wenn man auch zugeben mußte, daß weder Otto noch Sophie je um Geld schrieben, so war der Erich um so teurer. Ewig brauchte der Junge etwas: eine seidene Feldmütze, Eigentumsschuhe, eine Reithose aus Kordstoff. Dafür war er aber auch schon Offiziersstellvertreter und hatte einen Druckposten, in Lille, in der Etappe, und Mutter brauchte nicht in einem fort um ihn zu weinen.

      Nein, das Geld blieb nicht bei einem, es läpperte sich so weg. Trotzdem hätte man sich so weiter geholfen; es war ja Hauptsache, daß immer ein bißchen was in der Ladenkasse klapperte, dann richtete man sich schon ein.

      Dann aber war der Abend gekommen, da ein amtliches Schreiben anlangte: »Pferdenachmusterung, Vorführung sämtlicher Pferde, auch seit der letzten Musterung gekaufter, auch käuflich erworbener ausrangierter Militärpferde …«

      »Da muß ich ja bloß drüber lachen«, hatte Hackendahl gesagt. »Daß sie die Menschen nachmustern, das habe ich schon gehört. Aber nun auch die Pferde – na, laß sie! Wenn sie soviel überflüssige Zeit haben!«

      »Sie nehmen jetzt auch die Männer, die sie noch vor einem Jahr ganz untauglich geschrieben haben«, sagte Frau Hackendahl klagend. »Vater, wenn sie uns nun auch die Gäule nehmen?«

      »Was muß – muß!« sagte Hackendahl eisern, aber er tröstete sie gleich: »Die Katzen nehmen sie bestimmt nicht – und meine anderen fünf, die sind bei dem Futter auch nicht besser geworden!«

      »Die Nachgemusterten sind im letzten Jahre bei ihrer Hungerei auch nicht besser geworden!« klagte Frau Hackendahl. »Und sie haben sie doch genommen!«

      »Wir werden’s ja erleben, Mutter. Weine bloß nicht schon jetzt! Du sollst sehen, ich klappere mit ebensoviel Pferden zurück auf den Hof, wie ich losgetippelt bin!«

      Aber es war schon ein anderer Auszug gewesen als damals in den ersten Augusttagen des Jahres 1914. Damals war Hackendahl gewichtig, eine Tasche unter dem Arm, neben seinem Transport hergegangen. Er hatte die Gesichter der Leute studiert, und ihre bewundernde Anerkennung hatte ihn stolz gemacht. Bubi war nebenhergelaufen, es war noch ungewiß gewesen, gegen wen alles es Krieg geben sollte, und vor Spionen war gewarnt worden.

      Jetzt trug Hackendahl den Befehl für die Pferde in seiner Jackettasche und führte selbst die ersten vier Gäule, während ihm Futtermeister Rabause mit den nächsten vieren folgte. Man konnte gut den Lohn für die Kutscher sparen. Und in die Gesichter der Entgegenkommenden brauchte man auch nicht groß zu sehen. Die waren doch alle grau und hoffnungslos, und wenn einer wirklich auf die Pferde achtete, so dachte er bloß: Die sollten sie auch lieber zum Pferdeschlächter bringen, dann gibt’s wenigstens wieder Fleisch ohne Karten.

      Bubi aber saß in der Schule, und das war noch ein Trost; nach Spionen hätte doch keiner Jagd gemacht. Heute wollte man ja sogar gerne, daß sie in der Welt erfuhren, wie die Hungerblockade unschuldige Frauen und Kinder mordete. Aber das wollte die Welt gar nicht wissen!

      Der Musterungsplatz, der alte Musterungsplatz mit den Holzbarrieren. Aber heute war ein anderer Betrieb hier als damals. Kein langes Vorführen, nur ein kurzer Blick: »Gut. Der nächste!«

      Kaum, daß einmal einem Gaul ins Maul gesehen, ein Bein nachgefühlt wurde. »Gut! Der nächste!«

      Angst wollte Hackendahl beschleichen, er gab die Aufsicht über das Vorführen dem Rabause. Er pirschte sich an die Musterungskommission heran, aber gleich wurde er angegrobst und zurückgejagt: »Was haben Sie hier rumzustehen. Mann?! Machen Sie, daß Sie zu Ihren Pferden kommen! Hier hat keiner zu horchen!«

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