Jane Eyre. Шарлотта Бронте
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jane Eyre - Шарлотта Бронте страница 33

Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

isbn:

СКАЧАТЬ wei­ßen Vor­hän­gen des­sel­ben halb ver­hängt, stand ein klei­nes Bett­chen. Ich sah die Um­ris­se ei­ner Ge­stalt un­ter der Bett­de­cke, doch das Ge­sicht war durch die Gar­di­nen ver­deckt. Die Wär­te­rin, mit wel­cher ich im Gar­ten ge­spro­chen hat­te, saß in ei­nem Lehn­stuhl und schlief; eine halb­her­ab­ge­brann­te Ker­ze, die auf dem Ti­sche stand, ver­brei­te­te ein trü­bes Licht. Miss Tem­ple war nicht sicht­bar; spä­ter er­fuhr ich, dass sie zu ei­ner im De­li­ri­um lie­gen­den Fie­ber­kran­ken ge­ru­fen wor­den. – Ich wag­te mich wei­ter ins Zim­mer hin­ein; dann stand ich ne­ben dem klei­nen Bet­te still; mei­ne Hand fass­te den Vor­hang, doch hielt ich es für bes­ser, zu spre­chen, be­vor ich den­sel­ben zur Sei­te zog. Ein Schau­er fass­te mich bei dem Ge­dan­ken, dass ich viel­leicht nur noch eine Lei­che se­hen könn­te.

      »He­len«, flüs­ter­te ich sanft, »wachst du?«

      Sie be­weg­te sich, schob den Vor­hang zu­rück – – und ich blick­te in ihr blei­ches, ab­ge­zehr­tes aber ru­hi­ges Ge­sicht. Sie schi­en so we­nig ver­än­dert, dass mei­ne Furcht au­gen­blick­lich schwand.

      »Bist du’s wirk­lich, Jane?« frag­te sie mit ih­rer ge­wohn­ten, sanf­ten Stim­me.

      »Ah!« dach­te ich, »sie wird nicht ster­ben; sie ir­ren sich alle; wäre es der Fall, so könn­te sie nicht so ru­hig, so fried­lich aus­se­hen; das wäre nicht mög­lich.«

      Ich ging an ihr Bett und küss­te sie; ihre Stirn war kalt und ihre Wan­ge war kalt und ab­ge­zehrt, und ihre Hän­de und ihre Arme eben­falls; aber ihr Lä­cheln war das alte ge­blie­ben.

      »Wes­halb kommst du hier­her, Jane? Es ist schon nach elf Uhr; ich habe es vor ei­ni­gen Mi­nu­ten schla­gen hö­ren.«

      »Ich kam um dich zu se­hen, He­len. Ich hör­te, du seist sehr krank, und ich konn­te nicht ein­schla­fen, be­vor ich noch ein­mal mit dir ge­spro­chen hat­te.«

      »Du bist also ge­kom­men, um mir Le­be­wohl zu sa­gen: wahr­schein­lich bist du ge­ra­de noch zu rech­ter Zeit ge­kom­men.«

      »Willst du fort, He­len? Willst du etwa nach Hau­se.«

      »Ja, nach Hau­se – in mei­ne letz­te, mei­ne ewi­ge Hei­mat!«

      »Nein, nein, He­len«, un­ter­brach ich sie jam­mernd. Wäh­rend ich ver­such­te, mei­ner Trä­nen Herr zu wer­den, hat­te He­len einen hef­ti­gen Hus­ten­an­fall; in­des­sen weck­te die­ser die Kran­ken­wär­te­rin nicht; als er vor­über, lag sie ei­ni­ge Mi­nu­ten ganz er­schöpft da; dann flüs­ter­te sie:

      »Jane, dei­ne klei­nen Füße sind nackt; lege dich zu mir ins Bett und de­cke dich mit mei­ner De­cke zu.«

      Ich tat es; sie schlang ih­ren Arm um mich, und ich schmieg­te mich dicht an sie. Nach lan­gem Schwei­gen fuhr sie flüs­ternd fort:

      »Ich bin sehr glück­lich, Jane; und wenn du hörst, dass ich ge­stor­ben bin, so musst du mir ver­spre­chen, nicht zu trau­ern; denn es ist nichts zu be­trau­ern. Wir alle müs­sen ja ei­nes Ta­ges ster­ben, und die Krank­heit, die mich fort­rafft, ist nicht schmerz­haft; sie schrei­tet lang­sam und schmerz­los fort; mein Ge­müt ist in Frie­den. Ich hin­ter­las­se nie­man­den, der mich be­trau­ert. Ich habe nur einen Va­ter; er hat sich vor kur­z­em wie­der ver­hei­ra­tet und wird mich nicht ver­mis­sen. Ich st­er­be jung – aber ich wer­de auch vie­len Lei­den ent­ge­hen. Ich hat­te kei­ne Ei­gen­schaf­ten, kei­ne Ta­len­te, die mir ge­hol­fen hät­ten, einen gu­ten Weg durch die Welt zu ma­chen. Fort­wäh­rend wür­de ich das Ver­kehr­te ge­tan ha­ben.«

      »Aber wo­hin gehst du denn, He­len? Kannst du es se­hen? Kannst du glau­ben?«

      »Ich glau­be; – ich habe die fes­te Zu­ver­sicht: ich gehe zu Gott.«

      »Wo ist Gott? Was ist Gott?«

      »Mein Schöp­fer und der dei­ne, der nie­mals zer­stö­ren kann, was er ge­schaf­fen hat. Ich glau­be fest an sei­ne Macht und ver­traue sei­ner All­gü­te. Ich zäh­le die Stun­den bis zu je­ner großen, be­deu­tungs­vol­len, die mich ihm zu­rück­ge­ben soll, ihn mir von An­ge­sicht zu An­ge­sicht zei­gen wird.«

      »Du bist also si­cher, He­len, dass es ein Et­was gibt, das sich Him­mel nennt; und dass un­se­re See­len dort­hin ge­hen wer­den, wenn wir ster­ben?«

      »Ich bin si­cher, dass es ein künf­ti­ges Le­ben gibt; ich glau­be, dass Gott gut ist; ich gebe ihm mein un­s­terb­li­ches Teil ver­trau­ens­voll hin. Gott ist mein Va­ter; Gott ist mein Freund, ich lie­be ihn; ich glau­be, dass er mich liebt.«

      »Und wer­de ich dich wie­der­se­hen, He­len, wenn ich st­er­be?«

      »Du wirst in die­sel­ben Re­gio­nen der Glück­se­lig­keit kom­men wie ich; der­sel­be mäch­ti­ge All­va­ter wird auch dich an sein Herz neh­men, Jane, zweifle nicht dar­an.«

      Wie­de­r­um frag­te ich, doch die­ses Mal nur in Ge­dan­ken, »wo sind jene Re­gio­nen? Sin­d sie wirk­lich?« Und fes­ter schlang ich mei­ne Arme um He­len; sie war mir in die­sem Au­gen­blick teu­rer denn je; mir war, als kön­ne ich sie nicht fort­ge­hen las­sen; ich ver­barg mein Ge­sicht an ih­rer Brust. Gleich dar­auf sag­te sie in ih­rer sü­ßes­ten Wei­se:

      »Wie wohl ich mich füh­le! Je­ner letz­te Hus­ten­an­fall hat mich ein we­nig er­mü­det; mir ist, als könn­te ich jetzt schla­fen; aber ver­lass mich nicht, Jane; es ist so schön, dich so nahe zu wis­sen.«

      »Ich blei­be bei dir, sü­ße He­len; nie­mand soll mich von hier fort­neh­men.«

      »Ist dir warm, mein Lieb­ling?«

      »Ja.«

      »Gute Nacht, Jane.«

      »Gute Nacht, He­len.«

      Sie küss­te mich und ich küss­te sie: bald schlie­fen wir bei­de.

      Als ich er­wach­te, war es Tag. Eine un­ge­wöhn­li­che Be­we­gung weck­te mich; ich öff­ne­te die Au­gen; je­mand hielt mich in den Ar­men; es war die Kran­ken­wär­te­rin; sie trug mich durch die Kor­ri­do­re in den Schlaf­saal zu­rück. Man er­teil­te mir kei­nen Ver­weis da­für, dass ich mein Bett ver­las­sen hat­te; die Leu­te hat­ten an an­de­re Din­ge zu den­ken. Auf mei­ne vie­len Fra­gen gab man mir da­mals kei­ne Er­klä­run­gen; aber ei­ni­ge Tage spä­ter er­fuhr ich, dass Miss Tem­ple, als sie in ihr Zim­mer zu­rück­ge­kehrt, mich in dem klei­nen Bet­te ge­fun­den habe; mein Ge­sicht ruh­te auf He­len Burns Schul­ter, mei­ne Arme um­schlan­gen ih­ren Hals. Ich schlief, und He­len war – tot.

      Ihr Grab be­fin­det sich auf dem Fried­ho­fe von Brock­lebridge; noch fünf­zehn Jah­re nach ih­rem Tode deck­te es nur ein ein­fa­cher Gras­hü­gel. Jetzt be­zeich­net eine graue Mar­mor­ta­fel die Stel­le; dar­auf steht ihr Name und das Wort: »Re­s­ur­gam.«

СКАЧАТЬ