Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Читать онлайн книгу Jane Eyre - Шарлотта Бронте страница 32

Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

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СКАЧАТЬ und Ge­schmack für hö­he­re, rei­ne­re Din­ge ein­zu­flö­ßen.

      Das ist wahr, mein teu­rer Le­ser, und ich wuss­te und fühl­te das; – und ob­gleich ich ein un­voll­kom­me­nes Ge­schöpf bin mit vie­len Feh­lern und we­ni­gen gu­ten Ei­gen­schaf­ten, so war ich He­len Burns’ doch noch nie­mals über­drüs­sig ge­wor­den; nie­mals hat­te ich auf­ge­hört, für sie eine Lie­be zu he­gen, die so stark, so zärt­lich und so ach­tungs­voll war, wie nur je ein Ge­fühl mein Herz be­wegt hat. Wie hät­te es denn auch an­ders sein kön­nen, wenn He­len zu al­len Zei­ten und un­ter al­len Um­stän­den mir eine ru­hi­ge und treue Freund­schaft be­wie­sen hat­te, wel­che kei­ne böse Lau­ne je ver­bit­ter­te, kein Streit je­mals stör­te? – Aber He­len war au­gen­blick­lich krank; seit meh­re­ren Wo­chen war sie mei­nen Au­gen be­reits ent­rückt; ich wuss­te nicht, in wel­chem Zim­mer sie sich jetzt be­fand. Man hat­te mir ge­sagt, dass sie sich nicht in der Ho­spi­tal­ab­tei­lung un­ter den Fie­ber­kran­ken be­fän­de; denn ihre Krank­heit war die Schwind­sucht, nicht der Ty­phus, und ich in mei­ner Un­wis­sen­heit stell­te mir un­ter Schwind­sucht et­was mil­des vor, das durch Pfle­ge und Für­sor­ge mit der Zeit ge­heilt wer­den müs­se.

      In die­ser Idee wur­de ich noch da­durch be­stärkt, dass sie ei­ni­ge­mal an son­ni­gen, war­men Nach­mit­tagen her­un­ter kam und von Miss Tem­ple in den Gar­ten ge­führt wur­de; bei die­sen Ge­le­gen­hei­ten ge­stat­te­te man mir aber nicht, mit ihr zu spre­chen oder mich ihr auch nur zu nä­hern; ich sah sie nur aus dem Fens­ter des Schul­zim­mers und dann nicht ein­mal deut­lich; denn sie war in vie­le Tü­cher gehüllt und saß in ei­ni­ger Ent­fer­nung auf der Ve­ran­da.

      Ei­nes Abends im An­fang des Mo­nats Juni war ich sehr spät mit Mary Ann im Wal­de ge­blie­ben; wie ge­wöhn­lich hat­ten wir uns von den an­de­ren ge­trennt und wa­ren weit ge­wan­dert, so weit, dass wir den Weg ver­lo­ren und den­sel­ben in ei­ner ein­sa­men Hüt­te er­fra­gen muss­ten, wo ein Mann und eine Frau wohn­ten, die eine Her­de voll halb­wil­der Schwei­ne zu hü­ten hat­ten, wel­che von der Ei­chel­mast im Wal­de ge­mä­s­tet wur­den. Als wir end­lich zu­rück­ka­men, war der Mond schon auf­ge­gan­gen; ein Pony, wel­ches wir als das­je­ni­ge des Arz­tes er­kann­ten, stand an der Gar­ten­pfor­te. Mary Ann be­merk­te, dass wahr­schein­lich ir­gend­je­mand schwer er­krankt sein müs­se, wenn Mr. Ba­tes noch so spät am Abend ge­holt wor­den sei. Sie ging in das Haus; ich blieb zu­rück, um noch eine Hand­voll Wur­zeln, die ich im Wal­de aus­ge­gra­ben, in mei­nem Gar­ten ein­zu­pflan­zen; ich fürch­te­te, dass sie bis zum nächs­ten Mor­gen ver­wel­ken wür­den. Nach­dem dies ge­sche­hen, ver­weil­te ich noch ei­ni­ge Mi­nu­ten; die Blu­men duf­te­ten so süß, als der Tau fiel; es war ein so wun­der­schö­ner Abend, so rein, so ru­hig, so warm; und der noch ge­röte­te Wes­ten ver­sprach wie­der­um einen schö­nen Tag. Im dunklen Os­ten stieg ma­je­stä­tisch der Mond em­por. Ich be­ob­ach­te­te dies al­les und freu­te mich dar­an, wie ein Kind sich zu freu­en ver­mag, – da plötz­lich kam mir der Ge­dan­ke, wie nie­mals zu­vor:

      »Wie trau­rig ist es doch, jetzt auf dem Kran­ken­bett lie­gen zu müs­sen und in To­des­ge­fahr zu schwe­ben! Die­se Welt ist so schön – wie ent­setz­lich wäre es, ab­be­ru­fen zu wer­den und wer weiß wo­hin ge­hen zu müs­sen!«

      Und dann mach­te mei­ne See­le die ers­te erns­te An­stren­gung, das zu be­grei­fen, was man in Be­zug auf Him­mel und Höl­le in sie ge­legt hat­te; zum ers­ten Mal blick­te ich um mich und sah vor mir, ne­ben mir, hin­ter mir nichts als einen un­er­mess­li­chen Ab­grund; zum ers­ten Mal beb­te mei­ne See­le ent­setzt zu­rück, sie emp­fand und fühl­te nichts si­che­res mehr als den einen Punkt, auf wel­chem sie stand – die Ge­gen­wart, al­les an­de­re war eine form­lo­se Wol­ke, eine un­er­gründ­li­che Tie­fe – es schau­der­te mich bei dem Ge­dan­ken zu strau­cheln, zu wan­ken – und in das Cha­os hin­ab­zut­au­chen. Als ich noch die­sen neu­en Ge­dan­ken nach­hing, hör­te ich, wie die große Haus­tür ge­öff­net wur­de; Mr. Ba­tes trat her­aus, mit ihm eine Kran­ken­wär­te­rin. Nach­dem sie ge­war­tet bis er aufs Pferd ge­stie­gen und fort­ge­rit­ten war, woll­te sie die Tür wie­der­um schlie­ßen. Ich lief zu ihr.

      »Wie geht es He­len Burns?«

      »Sehr schlecht«, lau­te­te die Ant­wort.

      »War Mr. Ba­tes ih­ret­we­gen ge­kom­men?«

      »Ja.«

      »Und was sagt er?«

      »Er sagt, dass sie nicht mehr lan­ge bei uns ver­wei­len wird.«

      Hät­te ich die­se Phra­se ges­tern ge­hört, so wür­de sie nur den Glau­ben in mir wach­ge­ru­fen ha­ben, dass man sie nach Nor­thum­ber­land in ihre Hei­mat brin­gen wol­le. Ich wür­de nicht ver­mu­tet ha­ben, dass es be­deu­te, sie sei ster­bend, – aber jetzt be­griff ich so­fort; es wur­de mir au­gen­blick­lich klar, dass He­len Burns’ Tage auf die­ser Welt ge­zählt sei­en, und dass sie bald hin­auf in die Re­gi­on der Geis­ter ge­hen wür­de – wenn es über­haupt eine sol­che Re­gi­on gab. Im ers­ten Mo­ment be­mäch­tig­te sich mei­ner ein na­men­lo­ser Schre­cken; dann emp­fand ich den hef­tigs­ten Schmerz, dann einen Wunsch – den Wunsch, sie zu se­hen. Und ich frag­te, in wel­chem Zim­mer sie läge.

      »Sie ist in Miss Temp­les Zim­mer«, sag­te die Wär­te­rin.

      »Kann ich hin­auf ge­hen und mit ihr spre­chen?«

      »O nein, Kind! Das geht nicht an. Und jetzt ist es auch für Sie Zeit, hin­ein zu ge­hen; Sie wer­den das Fie­ber be­kom­men, wenn Sie drau­ßen sind, wäh­rend der Tau fällt.«

      Die Wär­te­rin schloss die Haus­tür; ich ging durch den Sei­ten­ein­gang, wel­cher zu dem Schul­zim­mer führ­te; ich kam noch zu rech­ter Zeit; es war neun Uhr, und Miss Mil­ler rief ge­ra­de die Schü­le­rin­nen zum Schla­fen­ge­hen.

      Es moch­te viel­leicht zwei Stun­den spä­ter, un­ge­fähr elf Uhr sein; es war mir nicht mög­lich ge­we­sen ein­zu­schla­fen und aus der tie­fen Ruhe, wel­che im Schlaf­zim­mer herrsch­te, schloss ich, dass mei­ne Ge­fähr­tin­nen fest schlie­fen; lei­se stand ich auf, zog mein Kleid über mein Nacht­ge­wand und schlich mich bar­fuß aus dem Ge­mach, um Miss Temp­les Zim­mer zu su­chen. Es be­fand sich am ent­ge­gen­ge­setz­ten Ende des Hau­ses; aber ich kann­te den Weg, und die Strah­len des un­be­wölk­ten Som­mer­mon­des hal­fen mir, ihn zu fin­den. Ich ver­spür­te einen schar­fen Ge­ruch von Kam­pher und ge­brann­tem Es­sig, als ich mich dem Zim­mer der Fie­ber­kran­ken nä­her­te; schnell eil­te ich an der Tür vor­über, aus Furcht, dass die Kran­ken­wär­te­rin, wel­che die gan­ze Nacht wa­chen muss­te, mich hö­ren kön­ne. Ich hat­te Angst da­vor, ent­deckt und zu­rück­ge­schickt zu wer­den, denn ich muss­te He­len se­hen, – ich muss­te sie um­ar­men be­vor sie starb, – ich muss­te ihr einen letz­ten Kuss ge­ben, noch ein letz­tes Wort mit ihr spre­chen.

      Nach­dem ich die Trep­pe hin­un­ter­ge­gan­gen war, einen Teil vom Erd­ge­schoss des Hau­ses durch­schrit­ten hat­te und es mir ge­lun­gen war, ohne Geräusch zwei Tü­ren zu öff­nen, er­reich­te ich eine zwei­te Trep­pe; die­se stieg ich wie­der hin­auf und be­fand mich ge­ra­de vor der СКАЧАТЬ