Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

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СКАЧАТЬ Au­gen, wel­che plötz­lich eine Schön­heit be­kom­men hat­ten, die noch ei­gen­tüm­li­cher war, als jene Miss Temp­les – eine Schön­heit, die we­der in der schö­nen Far­be noch in den lan­gen Wim­pern oder den herr­lich ge­zeich­ne­ten Au­gen­brau­en lag, – son­dern in dem Aus­druck, in der Be­we­gung, in dem Glanz. Jetzt trug sie das Herz auf der Zun­ge und die Spra­che floss – aus wel­cher Quel­le weiß ich nicht – denn hat ein vier­zehn­jäh­ri­ges Mäd­chen ein Herz, das groß ge­nug, stark und kräf­tig ge­nug ist, um den brau­sen­den Quell der rei­nen, vol­len, feu­ri­gen Be­red­sam­keit fas­sen zu kön­nen? Dies war die Ei­gen­art von He­lens Ge­sprächs­wei­se an die­sem mir un­ver­ge­ss­li­chem Aben­de; es war, als wol­le ihr Geist sich be­ei­len, in ei­ner kur­z­en Span­ne Zeit eben­so voll und ganz zu le­ben, wie die meis­ten Men­schen wäh­rend ei­nes lan­gen Da­seins.

      Sie spra­chen über Din­ge, von de­nen ich nie­mals ge­hört hat­te; von längst ge­schwun­de­nen Zei­ten und Na­tio­nen; von fer­nen Län­dern, von ent­deck­ten oder nur ge­ahn­ten Na­tur­ge­heim­nis­sen – sie spra­chen von Bü­chern. Wie vie­le sie ge­le­sen hat­ten! Wel­chen rei­chen Schatz von Kennt­nis­sen sie be­sa­ßen! Dann schie­nen sie so ver­traut mit fran­zö­si­schen Na­men und fran­zö­si­schen Schrift­stel­lern; aber mein Er­stau­nen stieg aufs höchs­te, als Miss Tem­ple He­len frag­te, ob sie zu­wei­len einen frei­en Au­gen­blick er­üb­ri­gen kön­ne, um das La­tein, wel­ches ihr Va­ter sie ge­lehrt hat­te, zu wie­der­ho­len; dann nahm sie ein Buch von ei­nem Bü­cher­brett und bat sie, eine Sei­te des Vir­gil zu le­sen und zu über­set­zen; He­len ge­horch­te und mein Sinn für Ver­eh­rung und Hochach­tung er­wei­ter­te sich, wäh­rend ich lausch­te. Kaum hat­te sie ge­en­det, als die Glo­cke er­tön­te, wel­che die Zeit des Schla­fen­ge­hens ver­kün­de­te; wir durf­ten nicht län­ger ver­wei­len; Miss Tem­ple um­arm­te uns bei­de und sag­te wäh­rend sie uns an ihr Herz zog:

      »Gott seg­ne euch, mei­ne Kin­der!«

      He­len hielt sie ein we­nig län­ger ans Herz ge­drückt als mich; sie ließ sie wi­der­stre­ben­der von sich; He­len folg­te ihr Auge bis an die Tür; ihr galt der trau­ri­ge Seuf­zer, wel­cher ihre Brust hob, ihr die Trä­ne, wel­che sie schnell zu trock­nen be­müht war.

      Als wir das Schlaf­zim­mer er­reich­ten, hör­ten wir Miss Scat­cherds Stim­me; sie sah nach, ob die Schieb­la­den in Ord­nung wa­ren; ge­ra­de hat­te sie jene von He­len Burns her­aus­ge­zo­gen, und als wir ein­tra­ten, wur­de He­len mit ei­nem schar­fen Ver­wei­se be­grüßt und die Leh­re­rin kün­dig­te ihr an, dass sie am fol­gen­den Tage mit ei­nem hal­b­en Dut­zend un­or­dent­li­cher Din­ge an die Schul­ter ge­hef­tet um­her ge­hen wer­de.

      »Mei­ne Sa­chen be­fan­den sich al­ler­dings in ei­ner em­pö­ren­den Un­ord­nung«, flüs­ter­te He­len mir zu, »ich hat­te die Ab­sicht ge­habt auf­zuräu­men, aber ich ver­gaß es.«

      Am nächs­ten Mor­gen schrieb Miss Scat­cherd mit weit­hin sicht­ba­ren Buch­sta­ben auf ein Stück Pap­pe das Wort »Sch­lam­pe« und band es wie einen Denk­zet­tel um He­lens große, in­tel­li­gen­te und mil­de Stirn. Ge­dul­dig und ohne Mur­ren trug sie es bis zum Abend, es wie eine ver­dien­te Stra­fe an­se­hend. Kaum hat­te Miss Scat­cherd sich nach den Nach­mit­tags-Un­ter­richts­stun­den zu­rück­ge­zo­gen, als ich auf He­len los­stürz­te, es her­abriss und es ins Feu­er warf. Die Wut, de­ren sie nicht fä­hig war, hat­te den gan­zen Tag über in mei­ner See­le ge­tobt, und große, hei­ße Trä­nen hat­ten fort­wäh­rend mei­ne Wan­gen ge­netzt; denn der An­blick ih­rer trau­ri­gen Re­si­gna­ti­on gab mir einen un­er­träg­li­chen Stich ins Herz.

      Un­ge­fähr eine Wo­che nach den oben er­wähn­ten Er­zäh­lun­gen er­hielt Miss Tem­ple, wel­che an Mr. Lloyd ge­schrie­ben hat­te, des­sen Ant­wort; wie es schi­en, er­gänz­te das, was er sag­te, mei­nen Be­richt. Miss Tem­ple rief die gan­ze Schu­le zu­sam­men und ver­kün­de­te, dass die An­kla­gen, wel­che ge­gen Jane Eyre er­ho­ben, ge­nau und sorg­fäl­tig un­ter­sucht wor­den, und dass sie glück­lich sei, mich von je­der Schuld frei­spre­chen zu kön­nen. Da­rauf schüt­tel­ten die Leh­re­rin­nen mir die Hän­de und küss­ten mich, und ein Mur­meln der Freu­de lief durch die Rei­hen mei­ner Ge­fähr­tin­nen.

      Eine schwe­re Last war mir vom Her­zen ge­nom­men; und von die­ser Stun­de an be­gann ich von neu­em ernst­lich zu ar­bei­ten; ich war fest ent­schlos­sen, mir einen Weg über alle Schwie­rig­kei­ten hin­fort zu bah­nen; ich müh­te mich ab, und der Er­folg ent­sprach mei­nen An­stren­gun­gen; mein Ge­dächt­nis, wel­ches von Na­tur nicht sehr stark war, bes­ser­te sich durch ste­te Übung; mein Ver­stand wur­de durch die Ar­beit ge­schärft; nach ei­ni­gen Wo­chen wur­de ich in eine hö­he­re Klas­se ver­setzt; in we­ni­ger als zwei Mo­na­ten ge­stat­te­te man mir, mit dem Fran­zö­si­schen und Zeich­nen zu be­gin­nen. Ich lern­te die ers­ten bei­den Zei­ten des Ver­bums être und skiz­zier­te mei­ne ers­te Hüt­te – de­ren Mau­ern ne­ben­bei ge­sagt in schrä­ger Rich­tung den hän­gen­den Turm von Pisa bei wei­tem über­tra­fen – an dem­sel­ben Tage. Als ich an je­nem Abend zu Bet­te ging, ver­gaß ich, in mei­ner Fan­ta­sie das Bar­me­ci­den-Sou­per von hei­ßen Brat­kar­tof­feln und Weiß­brot und frisch­ge­mol­ke­ner Milch zu be­rei­ten, mit dem ich sonst mein in­ne­res Seh­nen zu be­frie­di­gen pfleg­te; statt des­sen er­götz­te ich mich an dem An­blick idea­ler Zeich­nun­gen, wel­che ich im Dun­keln sah, alle das Werk mei­ner ei­ge­nen Hand: fein ge­zeich­ne­te Häu­ser und Bäu­me, ma­le­ri­sche Fel­sen und Rui­nen, statt­li­che Vieh­her­den, rei­zen­de Ma­le­rei­en von Schmet­ter­lin­gen, wel­che hal­b­er­schlos­se­ne Ro­sen um­flo­gen; Vö­gel, wel­che an rei­fen Kir­schen pick­ten, Nes­ter von Zaun­kö­ni­gen, in de­nen perl­große Eier la­gen, wäh­rend jun­ge Epheu­ran­ken sie um­wu­cher­ten. Im Ge­dan­ken ven­ti­lier­te ich auch die Mög­lich­keit, ob ich je­mals im­stan­de sein wür­de, ein ge­wis­ses klei­nes fran­zö­si­sches Ge­schich­ten­buch, wel­ches Ma­da­me Pier­rot mir an je­nem Tage ge­zeigt hat­te, flie­ßend über­set­zen zu kön­nen; – aber noch war die­ses Pro­blem nicht zu mei­ner Zufrie­den­heit ge­löst, als ich sanft ein­sch­lief.

      Wie rich­tig hat Sa­lo­mo ge­sagt: – »Bes­ser ein Mahl von fri­schen Kräu­tern, wo die Lie­be ist, als ein ge­mä­s­te­ter Och­se, wo der Hass ist.«

      Jetzt hät­te ich Lo­wood mit all sei­nen Ent­beh­run­gen nicht mehr ge­gen Ga­tes­head-Hall mit sei­nem täg­li­chen Lu­xus ein­ge­tauscht.

      Aber der Ent­beh­run­gen oder viel­mehr der Müh­se­lig­kei­ten in Lo­wood wur­den auch we­ni­ger. Der Früh­ling kam – er war in der Tat schon ge­kom­men; die Win­ter­frös­te hat­ten auf­ge­hört; der Schnee war ge­schmol­zen, die schnei­den­den Win­de hat­ten nach­ge­las­sen. Mei­ne ar­men Füße, wel­che die Lüf­te des Ja­nu­ar ge­schun­den und ent­zün­det hat­ten, be­gan­nen zu hei­len und un­ter den war­men Win­den des April ihre alte Ge­stalt an­zu­neh­men; die Näch­te und Mor­gen lie­ßen mit ih­rer ka­na­di­schen Tem­pe­ra­tur nicht län­ger das Blut in un­se­ren Adern er­frie­ren; wir er­tru­gen es jetzt, die Spiel­stun­de im Gar­ten zu­zu­brin­gen; zu­wei­len an be­son­ders son­ni­gen Ta­gen СКАЧАТЬ