Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Читать онлайн книгу Jane Eyre - Шарлотта Бронте страница 27

Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

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      »Holt je­nen Stuhl«, sag­te Mr. Brock­le­hurst auf einen sehr ho­hen Stuhl deu­tend, von dem eine Schulauf­se­he­rin sich so­eben er­ho­ben hat­te. Er wur­de ge­bracht.

      »Stellt je­nes Kind hin­auf.«

      Und hin­auf ge­stellt wur­de ich, von wem weiß ich nicht; ich war nicht in der Ver­fas­sung, die be­glei­ten­den, nä­he­ren Um­stän­de wahr­zu­neh­men; ich fühl­te nur, dass ich un­ge­fähr bis zur Höhe von Mr. Brock­le­hursts Nase em­por­ge­hisst wur­de, dass er kaum eine Elle lang von mir ent­fernt stand und dass un­ter mir eine Wol­ke von sil­ber­grau­en Fe­dern, dun­kel­ro­tem Sei­den­pel­ze und oran­ge­gel­ben Klei­dern durch­ein­an­der wog­te.

      Mr. Brock­le­hurst räus­per­te sich.

      »Mei­ne Da­men«, sag­te er zu sei­ner Fa­mi­lie ge­wandt, »Miss Tem­ple, Leh­re­rin­nen und Kin­der, ihr alle se­het die­ses Mäd­chen?«

      Na­tür­lich sa­hen sie es; denn ich fühl­te ihre Au­gen wie Brennglä­ser auf mei­ne ver­seng­te Haut ge­rich­tet.

      »Ihr se­het, dass sie noch jung ist; ihr be­merkt, dass auch sie die ge­wöhn­li­che Ge­stalt ei­nes Kin­des hat; Gott in sei­ner Gna­de hat auch ihr die Form ge­ge­ben, die er uns al­len ge­währt; kei­ne ab­schre­cken­de Häss­lich­keit kenn­zeich­net sie als einen ge­zeich­ne­ten Cha­rak­ter. Wer wür­de glau­ben, dass der Teu­fel in ihr be­reits eine Die­ne­rin und ein wil­li­ges Werk­zeug ge­fun­den hat? Und doch – es schmerzt mich, es sa­gen zu müs­sen – ist dies der Fall.«

      Eine Pau­se. – Ich ver­such­te, der Läh­mung mei­ner Ner­ven Ein­halt zu tun und mir zu sa­gen, dass der Ru­bi­kon über­schrit­ten, dass ich der Prü­fung nicht mehr ent­ge­hen kön­ne, son­dern sie jetzt stand­haft er­tra­gen müs­se.

      »Mei­ne Kin­der«, fuhr der schwar­ze, stei­ner­ne Geist­li­che mit Pa­thos fort, »dies ist eine trau­ri­ge, eine be­trü­ben­de An­ge­le­gen­heit, denn es ist mei­ne Pf­licht euch vor die­sem Mäd­chen zu war­nen, das eins von Got­tes aus­er­wähl­ten Läm­mern sein könn­te und jetzt eine Ver­wor­fe­ne ist – kein Mit­glied der treu­en Her­de, son­dern au­gen­schein­lich eine Frem­de, ein Ein­dring­ling. Ihr müsst auf eu­rer Hut sein ihr ge­gen­über; ihr müsst ih­rem Bei­spiel nicht fol­gen; wenn es not­wen­dig ist, mei­det ihre Ge­sell­schaft, schließt sie von eu­ren Spie­len aus, habt kei­ne Ge­mein­schaft, kei­nen Um­gang mit ihr. Jetzt zu den Leh­re­rin­nen. Sie müs­sen sie über­wa­chen, ihr Tun be­ob­ach­ten, ihre Wor­te wohl er­wä­gen und prü­fen, ihre Ta­ten un­ter­su­chen, ih­ren Leib stra­fen, um ihre See­le zu ret­ten – wenn in der Tat eine sol­che Ret­tung noch mög­lich ist, denn – mei­ne Zun­ge scheut sich, es aus­zu­spre­chen – die­ses Mäd­chen, die­ses Kind, die­se Ein­ge­bo­re­ne ei­nes christ­li­chen Lan­des, schlim­mer als man­che klei­ne Hei­din, die ihr Ge­bet zu Brah­ma spricht und vor Ing­ger­naut kniet – die­ses Mäd­chen ist – eine Lüg­ne­rin!«

      Jetzt folg­te eine Pau­se von zehn Mi­nu­ten. – Ich war wie­der im Voll­be­sitz mei­ner Sin­ne, mei­nes Ver­stan­des und be­merk­te, wie all die weib­li­chen Brock­le­hursts ihre Ta­schen­tü­cher her­vor­zo­gen und sie an die Au­gen führ­ten, wäh­rend die äl­te­re Dame sich hin und her wieg­te und die bei­den jün­ge­ren flüs­ter­ten: »Wie ent­setz­lich!«

      Mr. Brock­le­hurst be­gann von neu­em.

      »Dies al­les er­fuhr ich durch ihre Wohl­tä­te­rin; durch die from­me und barm­her­zi­ge Dame, wel­che sich der ver­las­se­nen Wai­se an­nahm, sie wie ihre ei­ge­ne Toch­ter er­zog, und de­ren Güte, de­ren Groß­mut die­ses un­glück­li­che Mäd­chen durch eine so schwar­ze, so schänd­li­che Un­dank­bar­keit ver­galt, dass ihre aus­ge­zeich­ne­te Be­schüt­ze­rin ge­zwun­gen war, sie von ih­ren ei­ge­nen Kin­dern zu tren­nen, aus Furcht, dass ihre las­ter­haf­te Ver­derbt­heit die Rein­heit der Klei­nen be­su­deln kön­ne. Sie hat sie hier­her ge­sandt, um ge­heilt zu wer­den, wie die Ju­den des Al­ter­tums ihre Aus­sät­zi­gen an den wo­gen­den See von Be­thes­da schick­ten. Und da­her, Vor­ste­he­rin, Leh­re­rin­nen, ich fle­he Sie an, las­sen Sie die Wel­len um die­ses Kind nicht zum Still­stand kom­men.«

      Mit die­sen er­ha­be­nen Schluss­wor­ten knöpf­te Mr. Brock­le­hurst den obers­ten Knopf sei­nes Über­zie­hers zu, und mur­mel­te et­was zu sei­ner Fa­mi­lie ge­wen­det. Die­se er­hob sich, ver­neig­te sich ge­gen Miss Tem­ple – und dann se­gel­ten all die vor­neh­men Leu­te mit großem Pomp zur Tür hin­aus. Mein Rich­ter aber wand­te sich noch ein­mal um und sag­te:

      »Lasst sie noch eine hal­be Stun­de auf je­nem Stuhl ste­hen, und dass kei­ner von euch wäh­rend des gan­zen üb­ri­gen Ta­ges mit ihr spricht.«

      Da stand ich also, hoch er­ho­ben über alle; ich, die ich so oft ge­sagt, dass ich die Schan­de nicht er­tra­gen wür­de, auf mei­nen ei­ge­nen, na­tür­li­chen Fü­ßen in der Mit­te des Zim­mers zu ste­hen – ich stand nun da, al­len Bli­cken aus­ge­setzt auf ei­nem Pie­de­stal der Schan­de. Wor­te ver­mö­gen nicht zu be­schrei­ben, wel­cher Art die Ge­füh­le wa­ren, die in mir tob­ten; aber ge­ra­de in dem Au­gen­blick, wo sie mir die Keh­le zu­sam­men­schnür­ten und mir den Atem zu rau­ben droh­ten, ging ein Mäd­chen an mir vor­bei. Und im Vor­bei­ge­hen rich­te­te sie ihre Bli­cke auf mich. Welch ein selt­sa­mes Licht ström­ten sie über mich aus! Welch ein wun­der­ba­res Ge­fühl weck­ten ihre Strah­len in mir! Und wie stark dies bis jetzt un­ge­kann­te Emp­fin­den mich mach­te! Es war, als sei ein Held, ein Mär­ty­rer an ei­nem Skla­ven oder an ei­nem Op­fer vor­über­ge­gan­gen und hät­te ihm da­durch Mut und Kraft ein­ge­flö­ßt. Ich be­herrsch­te und über­wäl­tig­te den Wein­krampf, der sich mei­ner be­mäch­ti­gen woll­te, er­hob das Haupt und stand dann fest und ohne Be­ben auf dem Stuhl. He­len Burns stell­te eine un­be­deu­ten­de Fra­ge über ihre Ar­beit an Miss Smith, wur­de we­gen der Tri­via­li­tät der­sel­ben ge­schol­ten, ging an ih­ren Platz zu­rück und lä­chel­te mir im Vor­über­ge­hen wie­der­um zu. Welch ein Lä­cheln!! Noch heu­te er­in­ne­re ich mich des­sen und ich weiß, dass es der Aus­fluss ei­nes großen Geis­tes, ei­nes wah­ren Mu­tes war; es ver­klär­te ihre schar­fen Züge, ihr ab­ge­ma­ger­tes Ge­sicht, ihre ein­ge­sun­ke­nen, grau­en Au­gen wie der Wie­der­schein von der Ge­stalt ei­nes En­gels. Und doch trug He­len Burns in die­sem Au­gen­blick die »Bin­de der Un­ord­nung« an ih­rem Arm; vor kaum ei­ner Stun­de hat­te ich erst ver­nom­men, wie Miss Scat­cherd sie für den mor­gen­den Tag ver­damm­te, ein Mit­tag­mahl von Was­ser und Brot zu hal­ten, weil sie eine Übung beim Ab­schrei­ben mit Tin­te be­fleckt hat­te. Dies ist die un­voll­kom­me­ne Na­tur des Men­schen! Sol­che Fle­cke gibt es auf der Schei­be des strahlends­ten Pla­ne­ten, und Au­gen wie Miss Scat­cherds sind nur im­stan­de die­se klein­li­chen Män­gel und Feh­ler zu ent­de­cken; für den vol­len Glanz des Gestirns sind sie blind!

      Ehe noch die hal­be Stun­de zu Ende war, schlug es fünf Uhr. Die Klas­sen wur­den ent­las­sen, und alle be­ga­ben sich zum Tee ins Re­fek­to­ri­um. Jetzt wag­te ich, her­ab­zu­stei­gen: es herrsch­te tie­fe Dun­kel­heit. Ich ging in eine Ecke und setz­te mich auf den СКАЧАТЬ