Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Читать онлайн книгу Jane Eyre - Шарлотта Бронте страница 14

Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

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СКАЧАТЬ ver­setzt wer­den – und ich hof­fe, dass sie sich dank­bar zei­gen wird für das un­schätz­ba­re Pri­vi­le­gi­um, wel­ches ihr da­durch zu Teil wird.«

      »Ich wer­de sie also so bald wie mög­lich schi­cken, Mr. Brock­le­hurst, denn ich ver­si­che­re Sie, ich hege das in­nigs­te Ver­lan­gen, so schnell wie ir­gend tun­lich von ei­ner Verant­wort­lich­keit be­freit zu wer­den, wel­che mir end­lich zu läs­tig ge­wor­den ist.«

      »Ohne Zwei­fel, Ma­da­me, ohne Zwei­fel und jetzt will ich Ih­nen gu­ten Mor­gen wün­schen. In un­ge­fähr zwei bis drei Wo­chen wer­de ich nach Brock­le­hurst-Hall zu­rück­keh­ren; mein gu­ter Freund, der Erz­bi­schof, wird mir kaum er­lau­ben, ihn frü­her zu ver­las­sen. Üb­ri­gens wer­de ich Miss Tem­ple an­kün­di­gen, dass sie ein neu­es Mäd­chen zu er­war­ten hat, da­mit bei ih­rem Ein­tritt kei­ne Schwie­rig­kei­ten ent­ste­hen. Le­ben Sie wohl.«

      »Le­ben Sie wohl, Mr. Brock­le­hurst; ma­chen Sie Mrs. und Miss Brock­le­hurst und Au­gus­ta und Theo­do­ra und Ihrem Sohn Broughton Brock­le­hurst mei­ne Emp­feh­lun­gen.«

      »Das wer­de ich tun, Ma­da­me. Mein klei­nes Mäd­chen, hier ist ein Buch mit dem Ti­tel: ›Des Kin­des Füh­rer‹; le­sen Sie es mit Ge­be­ten, be­son­ders je­nen Teil, wel­cher von dem fürch­ter­li­chen, plötz­li­chen Tode Mar­ta G.s han­delt, ei­nem un­ar­ti­gen Kin­de, wel­ches der Falsch­heit und Lüge er­ge­ben war.«

      Mit die­sen Wor­ten leg­te Mr. Brock­le­hurst ein Pam­phlet, wel­ches sorg­sam in einen Um­schlag ge­näht war, in mei­ne Hand; dann ließ er sei­nen Wa­gen vor­fah­ren und ent­fern­te sich.

      Mrs. Reed und ich blie­ben al­lein; meh­re Mi­nu­ten ver­harr­ten wir im Schwei­gen; sie näh­te, ich be­ob­ach­te­te sie. Mrs. Reed moch­te zu je­ner Zeit un­ge­fähr sechs- oder sie­ben­und­drei­ßig Jah­re alt sein; sie war eine Frau von ro­bus­ter Ge­stalt, brei­ten Schul­tern und star­ken Kno­chen, nicht schlank und ob­gleich üp­pig, nicht zu fett. Sie hat­te ein ziem­lich großes Ge­sicht, der Un­ter­kie­fer war her­vor­tre­tend und stark ent­wi­ckelt; ihre Stirn war nied­rig, das Kinn breit, Mund und Nase wa­ren ziem­lich re­gel­mä­ßig; un­ter ih­ren farb­lo­sen Au­gen­brau­en blitz­te ein Auge, das we­nig Her­zens­gü­te ver­riet; ihre Haut war dun­kel und matt, das Haar flachs­blond; ihre Kon­sti­tu­ti­on war fest und ge­sund – eine Krank­heit nah­te sich ihr nie­mals. Sie war eine stren­ge, pünkt­li­che Haus­frau, der Haus­halt und die Die­ner­schaft stan­den voll­stän­dig un­ter ih­rer Kon­trol­le; nur ihre Kin­der trotz­ten zu­wei­len ih­rer Au­to­ri­tät und ver­lach­ten sie höh­nisch; sie klei­de­te sich hübsch und ver­stand es, eine schö­ne Toi­let­te mit An­stand zu tra­gen.

      We­ni­ge Schrit­te von ih­rem Lehn­stuhl ent­fernt saß ich auf ei­nem nied­ri­gen Sche­mel und ließ mei­ne Bli­cke prü­fend auf ih­rer Fi­gur und ih­ren Ge­sichts­zü­gen ru­hen. In der Hand hielt ich das Trak­tät­chen, wel­ches von dem plötz­li­chen Tode der Lüg­ne­rin han­del­te; mei­ne Auf­merk­sam­keit war ganz be­son­ders auf die­se Er­zäh­lung ge­lenkt, weil sie eine pas­sen­de War­nung für mich ent­hal­ten soll­te. Noch war mei­ne See­le wund und schmerz­haft von dem, was so­eben ge­sche­hen war, was Mrs. Reed in Be­zug auf mich mit Mr. Brock­le­hurst ge­spro­chen, von dem gan­zen In­halt ih­res Ge­sprächs. Ich hat­te je­des Wort eben­so klar emp­fun­den wie ich es ge­hör­t, und das lei­den­schaft­lichs­te Ra­che­ge­fühl be­gann sich in mir zu re­gen.

      Mrs. Reed blick­te von ih­rer Ar­beit auf; ihr Auge bohr­te sich in das mei­ne, ihre Fin­ger hiel­ten in ih­rer ge­schäf­ti­gen Be­we­gung inne.

      »Ver­lass das Zim­mer! Geh wie­der in die Kin­der­stu­be zu­rück!« In mei­nem Bli­cke oder in mei­nen Be­we­gun­gen muss­te sie et­was her­aus­for­dern­des ge­se­hen ha­ben, denn sie sprach in hef­tigs­ter, wenn auch un­ter­drück­ter Be­we­gung. Ich stand auf; ich ging an die Tür; ich kam wie­der zu­rück; dann ging ich an das Fens­ter, durch das Zim­mer, dicht an ih­ren Lehn­stuhl.

      Spre­chen muss­te ich, man hat­te mich zu schmerz­haft ver­letzt, ich muss­te mich auf­leh­nen, doch wie? Wel­che Mit­tel hat­te ich denn, um mei­ne Geg­ne­rin wirk­sam zu tref­fen? Ich fass­te mei­nen gan­zen Mut, mei­ne gan­ze Ener­gie zu­sam­men und schleu­der­te ihr fol­gen­de Wor­te ins Ge­sicht:

      »Ich bin nicht falsch, nicht lüg­ne­risch, wäre ich es, so wür­de ich sa­gen, dass ich dich lie­be, aber ich er­klä­re dir, dass ich dich nicht lie­be, ich has­se dich mehr als ir­gend­je­man­den auf der gan­zen Welt, John Reed aus­ge­nom­men, und die­ses Buch hier mit der Ge­schich­te ei­ner Lüg­ne­rin, das kannst du dei­ner Toch­ter Ge­or­gia­na ge­ben, denn sie ist es, die dich und alle an­de­ren be­lügt, nicht ich.«

      Mrs. Reeds Hän­de ruh­ten un­tä­tig auf ih­rer Ar­beit; ihr ei­si­ges Auge bohr­te sich er­star­rend in das mei­ne: »Hast du sonst noch et­was zu sa­gen?« frag­te sie mich in je­nem Tone, den man wohl Er­wach­se­nen ge­gen­über, nie­mals aber im Ge­spräch mit ei­nem Kin­de an­zu­wen­den pflegt.

      Ihre Au­gen, ihre Stim­me wühl­ten all den Hass, der in mir leb­te, auf. Von Kopf bis zu Fuße be­bend, von ei­ner Er­re­gung ge­schüt­telt, de­ren ich nicht mehr Herr wer­den konn­te, fuhr ich fort:

      »Ich bin glück­lich, dass Sie nicht mei­ne Bluts­ver­wand­te sind. Nie­mals, so lan­ge ich lebe, wer­de ich Sie wie­der Tan­te nen­nen. Nie­mals, selbst wenn ich er­wach­sen bin, wer­de ich kom­men, um Sie zu be­su­chen, und wenn ir­gend­je­mand mich fra­gen soll­te, ob ich Sie lie­be und wie Sie mich be­han­delt ha­ben, so wer­de ich ant­wor­ten, dass der Ge­dan­ke an Sie al­lein schon ge­nügt, um mich tod­krank zu ma­chen, und dass Sie mich mit elen­der Grau­sam­keit be­han­delt ha­ben.«

      »Wie kannst du es wa­gen, Jane Eyre, das zu be­haup­ten?«

      »Wie ich es wa­gen kann, Mrs. Reed? Wie ich es wa­gen kann? Weil es die Wahr­heit ist. Sie glau­ben, dass ich kein Ge­fühl habe, dass ich ohne die ge­rings­te Lie­be und Güte le­ben kann, aber so kann ich nicht le­ben – – und Sie ken­nen kein Mit­leid, kein Er­bar­men. Ich wer­de nie­mals ver­ges­sen, wie Sie mich hef­tig und rau in das rote Zim­mer zu­rück­s­tie­ßen und mich dann ein­schlos­sen – bis zu mei­ner Ster­be­stun­de wer­de ich es nicht ver­ges­sen. Ob­gleich die To­des­angst mich ver­zehr­te, ob­gleich ich vor Jam­mer und Ent­set­zen fast er­sti­ckend aus al­len Kräf­ten schrie und fleh­te: ›Hab Er­bar­men, Tan­te Reed! Hab Er­bar­men!‹ Und die­se Stra­fe lie­ßen Sie mich er­dul­den, weil Ihr bos­haf­ter, schlech­ter Sohn mich schlug – mich ohne Grund und Ur­sa­che zu Bo­den schlug. Und die­se Ge­schich­te – ge­ra­de so, wie ich sie jetzt er­zäh­le – wer­de ich je­dem er­zäh­len, der mich fragt. Die Leu­te glau­ben, dass Sie eine gute Frau sind, aber Sie sind schlecht! Sie sind hart­her­zig! Sie sind lüg­ne­risch und falsch!«

      Ehe ich noch mit die­ser Ant­wort zu Ende war, be­gann ein selt­sam glück­se­li­ges Ge­fühl der Frei­heit, des Tri­um­phes sich mei­ner See­le zu be­mäch­ti­gen. So hat­te ich noch nie­mals emp­fun­den. Es war als wenn un­sicht­ba­re Fes­seln und Ban­de plötz­lich zer­ris­sen wä­ren, und ich mir end­lich den Weg zur un­ver­hoff­ten СКАЧАТЬ