Название: Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden
isbn: 9783863775155
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Er hatte Espresso und Ramazotti für sie beide bestellt und der Kellner servierte die Getränke mit einem charmanten Lächeln.
»Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen möchte«, erwiderte Wendy und fühlte die Hitze in den Wangen.
Alexander löffelte Zucker in die kleine Tasse.
»Sie geben mir Rätsel auf, Wendy.« Aus seinem Mund klang ihr Name wie ein Gedicht, weich und fast zärtlich.
Wendy lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. Der Lichtschein der Kerze, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand, lag wie ein Weichzeichner auf ihr Gesicht. Die Konturen verschwammen und ließen sie jünger, zerbrechlicher erscheinen.
Alexander hätte Wendy stundenlang ansehen können. Die geröteten Wangen standen ihr gut.
»Ich Ihnen? Sie doch wohl eher mir«, lächelte sie ein wenig verlegen.
»Das verstehe ich nicht«, gab Alexaner sichtlich erschrocken zurück.
Wendy trank einen Schluck von dem kleinen starken Kaffee und dachte kurz nach. Dann stellte sie die Tasse auf den Tisch und lehnte sich zurück. Nachdenklich betrachtete sie ihr attraktives Gegenüber.
»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?« Als Alexander Gutbrodt schon nervös werden wollte, beschloss sie endlich, das Versteckspiel zu beenden.
»Natürlich. Ich werde sie nach besten Wissen und Gewissen beantworten.«
Daran hatte Wendy keinen Zweifel. Er wirkte durch und durch seriös. Trotzdem schlug ihr Herz aufgeregt in ihrer Brust.
»Könnte es vielleicht sein, dass Sie verheiratet sind?« Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen und bemerkte, wie seine Nasenflügel bebten.
»Nein.«
»Waren Sie es?«
»Vier Jahre lang.« Er klang nicht glücklich. »Und um die nächste Frage gleich zu beantworten: Ariane und ich hatten keine Kinder«, sagte Alexander und griff nach dem Kräuterlikör, um ihn in einem Zug hinunterzustürzen. Er stellte das Glas ab und dachte kurz nach. Dann heftete er seine Augen auf Wendy.
»Ich kann mir denken, warum Sie mir diese Frage stellen«, gestand er. »Ehrlich gesagt hatte ich nicht gedacht, dass Sie so sensibel sind. Aber offenbar hat Sie mein Verhalten irritiert«, sagte er ihr auf den Kopf zu.
Wendy konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Sie haben vielleicht vergessen, dass ich seit vielen Jahren in der Praxis Dr. Norden arbeite, mit sehr vielen Menschen zu tun habe und mir einbilde, eine recht gute Menschenkenntnis entwickelt zu haben.« Meistens jedenfalls!, sagte eine hämische Stimme in ihrem Ohr und erinnerte sie unwillkürlich an Edgar von Platen. In diesem einen Fall hatten sie ihre Fähigkeiten im Stich gelassen. Aber war irren nicht menschlich? »Ihr offensichtlicher Wankelmut hat mich irritiert. An einem Tag haben Sie mich zum Essen eingeladen, um mich in den kommenden Tagen mehr oder weniger zu ignorieren.«
»War es wirklich so schlimm?« Alexander Gutbrodt war sichtlich schockiert. »Ich hatte keine Ahnung.«
»Na ja, ich hab es überlebt«, lächelte Wendy versöhnlich. Auf keinen Fall wollte sie aus einer Mücke einen Elefanten machen.
Doch Alexander schien anderer Meinung zu sein.
»Nein, nein, ich möchte, dass Sie mich verstehen. Deshalb werde ich Ihnen meine Geschichte erzählen.« Er hielt inne und drehte das leere Glas in den Händen. »Aber ich muss Sie warnen. Es ist keine sehr schöne Geschichte«, gestand er und schickte Wendy einen flehenden Blick.
Unwillkürlich zog sich etwas in ihr zusammen, erlosch fast ihre Freude über diesen bisher gelungenen Abend. Schon wieder ein Mann mit Problemen! Auf einmal war sich Wendy nicht mehr sicher, ob sie seine Geschichte noch hören wollte. Plötzlich sehnte sie sich nach ihrer Wohnung – ohne Edgar von Platen natürlich, der dort noch immer beharrlich residierte – nach Ruhe, Entspannung und Einfachheit. Doch nun war sie zu weit gegangen. Es gab keinen Grund, Dr. Gutbrodt nicht zuzuhören, und leise seufzend gab sie sich geschlagen.
»Ich bin daran gewöhnt, unschöne Geschichten zu hören«, erklärte sie sachlich, und stockend begann ihr Begleiter zu erzählen.
*
Obwohl Dr. Verena Schreiner und auch Dr. Daniel Norden dringend von der Hochzeit abgeraten hatten, fand sich eine kleine Gesellschaft vor dem malerischen Standesamt in der Münchner Mandlstraße ein. Nur Dr. Daniel Norden und seine Frau Felicitas sowie Dr. Verena Schreiner waren eingeladen. Die große Feier mit Familie und Freunden sollte erst später stattfinden, wenn die geheim gehaltene Operation, hoffentlich mit positivem Ergebnis, über die Bühne gegangen war.
»Sie sind sehr blass«, stellte Daniel fest, als er Manfred Holler begrüßte. Mit unverhohlener Sorge musterte er seinen Patienten im schwarzen Dreiteiler, der ihm – schlank und gut gebaut, wie er war – ausnehmend gut stand. Im Normalfall hätte dieser Anblick jedes Frauenherz höher schlagen lassen. Wenn er nicht so elend ausgesehen hätte.
Es war Manfreds Geheimnis, dass er sich nur noch mit den starken Schmerzmitteln aufrecht halten konnte, die Dr. Schreiner ihm für den Notfall mitgegeben hatte. Doch dies war ein Notfall. Und wenn es das Letzte war, was Manfred tun konnte: Er wollte Nataschas sehnlichsten Wunsch erfüllen und sie heiraten, auf seinen eigenen Beinen und aufrecht stehend.
»Es geht schon«, winkte er daher tapfer ab und rang sich ein Lächeln ab, das unbeschwert wirken sollte. »Das ist nur die Aufregung vor der Hochzeit. Schließlich gibt man ja nicht jeden Tag ohne Zwang seine Freiheit auf und unterwirft sich dem Joch der Ehe.« Er bemühte sich um einen amüsierten Ausdruck in den Augen.
Doch er konnte Dr. Norden nicht täuschen, der seine Frau Fee besorgt ansah.
Gemeinsam warteten sie vor der Tür des Trausaals, bis sie aufgerufen wurden.
»Alles in Ordnung, Freddy?«, fragte auch Natascha besorgt.
Sie trug ein schlichtes elfenbeinfarbenes Kostüm. Ihr braunes Haar fiel glatt und glänzend über den Rücken. In den Händen hielt sie den Brautstrauß, einen Traum in creme und dunkelrot, und sah ihren zukünftigen Ehemann ernst an.
»Solange du bei mir bist, ist alles bestens«, murmelte er und drückte ihre Hand, als die Tür zum Trauungssaal geöffnet wurde und der Standesbeamte sie hereinbat.
Trotz ihrer Schlichtheit war die Zeremonie anrührend, und Fee tupfte eine Träne aus dem Augenwinkel, als Manfred und Natascha die Ringe tauschten. Dr. Verena Schreiner, die die Suche nach einem Mann längst aufgegeben hatte, beschloss insgeheim, es vielleicht doch noch mal zu versuchen. Schließlich gab es in diesen modernen Zeiten vielfältige Möglichkeiten, auch mit wenig Zeit Männer kennenzulernen. Das Internet und seine zahlreichen Singlebörsen war nur eine davon. Damit hatte sie ihr Glück bisher nicht versucht, und insgeheim nahm sich Verena vor, sich gleich am selben Abend dort anzumelden.
»Wenn die Eheleute und die Trauzeugen jetzt bitte unterschreiben wollen«, unterbrach der Standesbeamte ihre Gedanken und bat sie und Dr. Norden neben Natascha und Manfred an seinen Schreibtisch.
»Oh Freddy, ich war noch nie so glücklich«, flüsterte Natascha ergriffen СКАЧАТЬ