Für Immer mit Dir . Sophie Love
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СКАЧАТЬ all das, was sie in meiner Abwesenheit durchgemacht hat, ausradieren?“

      Emilys Herz sank. Fühlte sich Daniel wirklich für die Jahre verantwortlich, über die er keine Kontrolle hatte? Für all die Monate, Wochen und Tage, die er Chantelle nicht lieben und nicht für sie sorgen konnte?

      „Das können wir“, meinte Emily mit entschlossener Stimme. „Du kannst das.“

      Daniel seufzte und Emily wusste, dass er nicht wirklich daran glaubte, und dass ihre Worte in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder herauskamen. Es würde noch eine Weile dauern, bis er damit zurechtkam, nicht von Anfang an in Chantelles Leben für sie da gewesen zu sein. Emily hoffte einfach nur, dass er das kleine Mädchen mit seinen Grübeleien nicht von sich stoßen würde.

      Das Essen war fertig, weshalb sich alle im Esszimmer versammelten. An dem riesigen, dunklen Eichentisch sah Chantelle winzig aus. Sie konnte ihre Ellbogen gerade so auf die Tischplatte stützen. Die Einrichtung des Raumes war nicht wirklich für Kinder ausgelegt.

      „Ich hole ihr ein Kissen“, sagte Serena lachend.

      In diesem Moment bemerkte Emily, dass Chantelle weinte.

      „Es ist schon in Ordnung, Liebes“, sagte sie sanft. „Ich weiß, dass du weit unten sitzt, aber Serena wird dir ein Kissen holen und dann wirst du so hoch wie eine Prinzessin sitzen.“

      Chantelle schüttelte den Kopf. Deswegen war sie nicht so aufgelöst, doch sie schien den wahren Grund nicht in Worte fassen zu können.

      „Ist es das Essen?“, fragte Daniel besorgt. „Ist es zu scharf? Zu viel? Du musst nicht alles aufessen. Oder überhaupt etwas davon. Wir können uns auch etwas liefern lassen.“ Er wandte sich an Emily, seine Worte überschlugen sich vor lauter Bestürzung. „Warum haben wir uns nichts bestellt?“

      Emily zog ihre Augenbrauen hoch, als ob sie ihm damit sagen wollte, er solle sich beruhigen und nicht noch mehr Anspannung in die Situation zu bringen. Dann schob sie ihren Stuhl zurück, stand auf und ging zu Chantelle, neben die sie sich kniete.

      „Chantelle, du kannst mit uns reden“, meinte sie so sanft wie möglich. „Mit mir und deinem Daddy. Wir sind hier für dich und werden nicht wütend sein.“

      Chantelle lehnte sich an Emily und flüsterte ihr etwas zu. Obwohl ihre Stimme so leise war, dass man sie kaum verstand, konnte Emily gerade so ausmachen, was das kleine Mädchen murmelte. Als sie begriff, was sie gerade gehört hatte, blieb ihr Herz fast stehen.

      „Sie sagte, dass sie vor Glück weint“, erklärte Emily Daniel.

      Sie konnte dabei zusehen, wie Daniel erleichtert ausatmete und sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten.

      *

      Später am Abend war es für Emily und Daniel an der Zeit, Chantelle ins Bett zu bringen.

      „Ich will, dass Emily es macht“, verlangte Chantelle, während sie deren Hand ergriff.

      Emily und Daniel sahen sich an. An der Art, wie er mit den Schultern zuckte, konnte sie erkennen, wie enttäuscht er war und dass er sich ausgeschlossen fühlte.

      „Dann sag Daddy gute Nacht“, forderte Emily das kleine Mädchen auf.

      Chantelle rannte zu ihm hinüber und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, bevor sie zu Emily zurückkehrte, bei der sie sich anscheinend wohler fühlte.

      Unter all den mütterlichen Aufgaben, die Emily in den vergangenen vierundzwanzig Stunden ausgeübt hatte, war diese hier doch die nervenaufreibendste. Sie steckte die Decke um das kleine Mädchen in dem großen Himmelbett fest, das in dem Raum direkt neben dem Hauptschlafzimmer stand, legte ihren Teddybären von der Parade auf die eine und Andy Pandy auf die andere Seite des Kindes.

      „Soll ich dir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen?“, wollte Emily wissen. Ihr Vater hatte ihr abends immer vorgelesen und sie wollte dieselbe Magie auch für Chantelle erzeugen.

      Das kleine Mädchen nickte, obwohl ihre Augen schon begannen zuzufallen.

      Schnell eilte Emily in die Bücherei und suchte ihre alte Ausgabe von Alice im Wunderland. Als Kind war es eines ihrer Lieblingsbücher gewesen und als sie bei ihrer Ankunft in dem Haus die alte, verstaubte Ausgabe gefunden hatte, war sie vollkommen überwältigt gewesen. Es stimmte sie glücklich, zu wissen, dass sie das Buch wieder zum Leben erwecken und die in seinen Seiten versteckte Freude weitergeben konnte.

      Sie nahm das Buch mit nach oben und setzte sich in einen Sessel neben dem Bett, genau wie ihr Vater es immer getan hatte. Als sie zu lesen begann, spürte Emily, wie die Erinnerungen in ihr erwachten. Ihre eigene Stimme verwandelte sich in die ihres Vaters und sie hatte das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt zu werden.

      Sie war in ihr Bett gekuschelt, die Decke bis unter die Achseln gezogen. Der Raum war nur durch Kerzenlicht erhellt. Sie konnte das Geländer der Galerie vor ihr sehen und erkannte, dass sie sich in dem riesigen Raum am hinteren Ende des Hauses befand, in dem Zimmer, das sie sich mit Charlotte geteilt hatte. Obwohl sie sich anstrengte, nicht einzuschlafen und stattdessen der wunderbaren Geschichte zu lauschen, die ihr ihr Vater vorlas, wurden ihre Augenlider immer schwerer und begannen, zuzufallen. Einen Augenblick später bemerkte sie die Dunkelheit, die sie umfing und hörte die Schritte ihres Vaters, während er die Leiter der Galerie hinunterstieg und zur Tür hinausging. Als er die Tür öffnete, fiel ein Lichtstrahl herein, dann erklang eine Stimme: „Schlafen sie?“ Emily fragte sich, wem die Stimme wohl gehörte, denn sie erkannte sie nicht. Es war auf keinen Fall die Stimme ihrer Mutter, weil diese in New York geblieben war. Doch noch bevor sie die Chance hatte, länger darüber nachzudenken, war sie schon eingeschlafen.

      Mit einem Ruck kehrte Emily in die Gegenwart zurück. Der Raum lag nun in völliger Dunkelheit und nur der Vollmond spendete von draußen ein sanftes Licht. Auf ihren Knien lag eine Decke. Sie musste wohl beim Vorlesen eingeschlafen sein und Daniel hatte sie vermutlich über ihre Beine gelegt.

      Im Bett vor ihr schnarchte Chantelle leise vor sich hin. Emily stand auf, wobei ihr Körper von dem langen Sitzen leicht schmerzte. Seit sie in dem Haus angekommen war, versuchte Emily schon, das Mysterium um das Verschwinden ihres Vaters zu lüften. Doch nun, da Chantelle hier war, beschäftigten sich ihre Gedanken mit anderen Dingen. Sie wollte nach vorne schauen und die Zukunft planen, und nicht in eine Vergangenheit blicken, die schon lange nicht mehr existierte.

      Als sie Chantelles Tür hinter sich schloss und den Flur entlangging, fragte sich Emily, was ihr neues Leben wohl bringen würde, und wie es jetzt, da sie eine Familie hatte, wohl aussehen würde. Es überraschte sie selbst, wie sehr sie den Tag genossen und wie zufrieden und vollkommen sie sich doch gefühlt hatte. Jedes Mal, wenn Chantelle bei ihr Trost gesucht hatte, war das wie ein kleiner Sieg für sie gewesen. Ihre einzige Sorge galt Daniel. Er hatte sich mit der ganzen Sache nicht so natürlich arrangiert. Er brauchte noch etwas Zeit.

      Gerade, als diese Gedanken durch ihren Kopf schwirrten, erreichte sie das große Fenster am oberen Ende der Treppe. Draußen war es stockfinster, nur der Mond leuchtete in hellem Weiß und die Sterne strahlten. Trotz des schwachen Lichts konnte Emily Daniel sehen, der neben seinem Motorrad stand. Dann wandelte sich ihre Freude schnell in Kummer, als sie zusah, wie Daniel seinen Helm aufsetzte, auf das Motorrad stieg und die Einfahrt entlang raste, bis er nicht mehr zu sehen war.

      KAPITEL DREI

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