Festmahl der Drachen . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Festmahl der Drachen - Морган Райс страница 8

СКАЧАТЬ sich Gareth unter seinen Untertanen um, um zu sehen, wie sie ihn nun betrachten würden.

      Sie hatten sich bereits abgewandt und verließen nach und nach den Saal. Gareth konnte die Enttäuschung in ihren Gesichtern erkennen; konnte sehen, dass er nur ein weiteres erfolgloses Spektakel in ihren Augen war. Nun wussten sie alle, jeder Einzelne von ihnen, dass er nicht ihr wahrer König war. Er war nicht der bestimmte und auserwählte MacGil. Er war ein Nichts. Nur ein weiterer Prinz, der den Thron an sich gerissen hatte.

      Gareth fühlte, wie er vor Scham brannte. Er hatte sich noch nie so alleine gefühlt wie in diesem Moment. Alles, was er sich je erträumt hatte, seit seiner Kindheit, war eine Lüge gewesen. Eine Einbildung. Er hatte sein eigenes Märchen geglaubt.

      Und es hatte ihn unter sich begraben.

      KAPITEL SECHS

      Gareth marschierte in seinem Gemach auf und ab. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Er war fassungslos, dass er es nicht geschafft hatte, das Schwert zu ziehen, und versuchte, die Auswirkungen dessen zu erfassen. Er fühlte sich wie betäubt. Er konnte kaum glauben, dass er dämlich genug gewesen war, zu versuchen, das Schwert zu ziehen, das Schicksalsschwert, das die letzten sieben Generationen lang kein MacGil erfolgreich gezogen hatte. Wie war er auf die Idee gekommen, dass er besser sein würde als seine Vorfahren? Warum hatte er angenommen, dass es ihm anders ergehen würde?

      Er hätte es wissen sollen. Er hätte vorsichtig sein sollen, hätte sich niemals selbst überschätzen sollen. Er hätte sich damit zufriedengeben sollen, den Thron seines Vaters zu haben. Warum musste er es drauf ankommen lassen?

      Nun wusste jeder seiner Untertanen, dass er nicht der Auserwählte war; seine Herrschaft würde nun dadurch getrübt sein; vielleicht würden sie nun auch mehr Gründe haben, ihn des Mordes an seinem Vater zu verdächtigen. Er konnte jetzt schon sehen, dass sie ihn anders ansahen als zuvor, als wäre er ein wandelnder Geist, als würden sie sich bereits darauf vorbereiten, bald einen neuen König zu haben.

      Schlimmer noch, zum ersten Mal in seinem Leben war sich Gareth seiner selbst nicht ganz sicher. Sein ganzes Leben lang hatte er sein Schicksal deutlich vor sich gesehen. Er war sich sicher gewesen, dass er dazu bestimmt war, den Platz seines Vaters einzunehmen, zu herrschen und das Schwert zu führen. Sein Selbstvertrauen war bis auf die Grundfesten erschüttert. Nun war er sich gar nichts mehr sicher.

      Was am schlimmsten war: er konnte nicht aufhören, dieses Bild vom Gesicht seines Vaters vor sich zu sehen, das ihm erschienen war, bevor er das Schwert zog. War dies seine Rache gewesen?

      „Bravo“, ertönte eine langsame, sarkastische Stimme.

      Gareth wirbelte herum, erschrocken, dass noch jemand außer ihm im Zimmer war. Er erkannte die Stimme sofort; es war eine Stimme, die ihm über die Jahre zu vertraut geworden war, und die er gelernt hatte, zu verachten. Es war die Stimme seiner Gemahlin.

      Helena.

      Da stand sie, in einer entfernten Ecke des Raumes, und betrachtete ihn, während sie an ihrer Opium-Pfeife sog. Sie nahm einen tiefen Zug, hielt den Atem an und blies dann langsam aus. Ihre Augen waren blutunterlaufen und er konnte sehen, dass sie schon zu lange geraucht hatte.

      „Was tust du hier?“, fragte er.

      „Dies ist immerhin mein Brautgemach“, erwiderte sie. „Ich kann hier alles tun, was ich will. Ich bin deine Frau und deine Königin. Vergiss das nicht. Ich regiere dieses Königreich nicht weniger als du. Und nach deinem Debakel heute würde ich den Ausdruck regieren eher locker sehen.“

      Gareths Gesicht brannte rot auf. Helena hatte schon immer eine Gabe besessen, ihn mit dem tiefsten Tiefschlag zu treffen, im unpassendsten Moment. Er hasste sie mehr als jede andere Frau in seinem Leben. Er konnte kaum fassen, dass er je eingewilligt hatte, sie zu heiraten.

      „Meinst du?“, zischte Gareth und marschierte wutentbrannt auf sie zu. „Du vergisst, dass ich König bin, Weib, und dich einsperren lassen kann, genauso wie jeden anderen in meinem Reich, egal, ob du meine Frau bist oder nicht.“

      Sie lachte ihn aus, ein spöttisches Schnauben.

      „Und weiter?“, fuhr sie zurück. „Sollen sich deine Untertanen dann über deine sexuellen Vorlieben den Kopf zerbrechen? Nein, das bezweifle ich doch sehr stark. Nicht in der intriganten Welt von Gareth. Nicht im Kopf eines Mannes, dem es wichtiger ist als jedem anderen, was die anderen von ihm halten.“

      Gareth blieb vor ihr stehen und erkannte, dass sie eine Art hatte, durch ihn durchzublicken, die ihn bis auf die Knochen nervte. Er verstand ihre Drohung und sah ein, dass es zwecklos war, mit ihr zu streiten. Und so stand er schweigend da, wartend, die Hände zu Fäusten geballt.

      „Was willst du von mir?“, sagte er langsam, versuchte, sich unter Kontrolle zu halten und nichts Unüberlegtes zu tun. „Du kommst doch nur dann zu mir, wenn du etwas willst.“

      Sie lachte, trocken und spöttisch.

      „Wenn ich etwas will, dann nehme ich es mir. Ich bin nicht hier, um dich um etwas zu bitten. Sondern eher, um dir etwas zu sagen: dein gesamtes Königreich ist gerade Zeuge geworden, wie du versagt hast, das Schwert zu ziehen. Was bedeutet das für uns?“

      „Was meinst du, uns?“, fragte er und war sich nicht sicher, worauf sie hinauswollte.

      „Dein Volk weiß nun, was ich immer schon gewusst habe: dass du ein Versager bist. Dass du nicht der Auserwählte bist. Herzlichen Glückwunsch. Zumindest ist es hiermit offiziell.“

      Er blickte sie erzürnt an.

      „Mein Vater ist ebenso gescheitert, das Schwert zu ziehen. Das hielt ihn nicht davon ab, erfolgreich als König zu regieren.“

      „Aber es hat sich auf sein Königtum ausgewirkt“, schnappte sie zurück. „Auf jeden Augenblick davon.“

      „Wenn du so unglücklich bist mit meinen Unfähigkeiten“, fauchte Gareth, „warum verschwindest du nicht einfach von hier? Verlass mich! Verlass unseren Scherz von einer Ehe. Ich bin jetzt König. Ich brauche dich nicht länger.“

      „Gut, dass du diesen Punkt zur Sprache bringst“, sagte sie, „denn genau das ist der Grund meines Besuches. Ich möchte, dass du unsere Ehe offiziell beendest. Ich will eine Scheidung. Da ist ein Mann, den ich liebe. Ein richtiger Mann. Einer deiner Ritter, genauer gesagt. Er ist ein Krieger. Wir sind verliebt, es ist wahre Liebe. Anders als jede Liebe, die ich je kannte. Lass dich von mir scheiden, damit ich diese Affäre nicht länger verheimlichen muss. Ich möchte, dass unsere Liebe öffentlich sein kann. Und ich will mich mit ihm verheiraten.“

      Gareth starrte sie schockiert an. Er fühlte sich ausgehöhlt, als wäre ein Dolch in sein Herz gestoßen worden. Warum musste Helena auftauchen? Warum ausgerechnet jetzt? Es war zu viel für ihn. Es fühlte sich an, als würde die Welt ihn treten, während er am Boden lag.

      Zu seiner Überraschung musste Gareth feststellen, dass er doch tiefe Gefühle für Helena hegte, denn als er von ihren eigenen Lippen hörte, dass sie eine Scheidung wollte, passierte etwas in ihm. Es störte ihn. Trotz allem wurde ihm dadurch klar, dass er keine Scheidung von ihr wollte. Wenn es von ihm ausging, war das eine Sache; doch wenn es von ihr ausging, war das etwas anderes. Er wollte nicht, dass sie bekam, was sie wollte, und schon gar nicht so einfach.

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