Название: Gefunden
Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Героическая фантастика
Серия: Weg der Vampire
isbn: 9781632910554
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Scarlet eilte an den Tieren vorbei, führte Ruth weitere Gassen entlang, die sich an Händlern vorbeiwanden, und in weitere Gassen hinein. Dieses Labyrinth schien nicht enden zu wollen, und Scarlet konnte selbst den Himmel kaum sehen.
Endlich fand Scarlet einen Händler mit einem riesigen Brocken gebratenem Fleisch. Sie konnte es von Weitem riechen, der Geruch sickerte ihr in alle Poren; sie blickte hinunter und sah, dass Ruth zu ihm hochblickte und sich die Lippen leckte. Sie blieb gaffend davor stehen.
„Willst du'n Stück kaufen?“, fragte der Händler, ein großer Mann mit einer blutbefleckten Schürze.
Scarlet wollte ein Stück mehr als alles andere. Doch als sie in ihre Taschen griff, fand sie absolut kein Geld darin. Sie griff sich an ihr Armband, und mehr als alles andere wollte sie es abnehmen und diesem Mann verkaufen, um eine Mahlzeit zu erstehen.
Doch sie zwang sich dazu, es nicht zu tun. Sie spürte, dass es wichtig war, und so brachte sie ihre gesamte Willenskraft auf, um sich zurückzuhalten.
Stattdessen schüttelte sie langsam und traurig den Kopf zur Antwort. Sie packte Ruth und führte sie fort von dem Mann. Sie konnte Ruth winseln und protestieren hören, doch sie hatten keine Wahl.
Sie zogen weiter, und schließlich endete das Labyrinth in einem hellen und sonnigen, weit offenen Hauptplatz. Scarlet war vom freien Himmel beeindruckt. Nach all diesen Gässchen fühlte er sich wie das Geräumigste an, das sie je gesehen hatte, mit tausenden Menschen, die darin umhertrieben. In seiner Mitte stand ein Steinbrunnen, und der Platz war von einer enormen Steinmauer umrahmt, die sich über hundert Meter in die Luft erhob. Jeder Stein war so dick, dass sie insgesamt zehnmal so groß war wie sie. Vor dieser Mauer standen hunderte Menschen, klagend und betend. Scarlet hatte keine Ahnung, warum, oder wo sie war, doch sie spürte, dass sie im Zentrum der Stadt war, und dass dies ein sehr heiliger Ort war.
„He du!“, kam eine fiese Stimme.
Scarlet spürte, wie sich die Haare in ihrem Nacken aufstellten, und drehte sich langsam herum.
Da saß eine Gruppe von fünf Jungs auf einem Steinvorsprung und starrte auf sie hinunter. Sie waren von Kopf bis Fuß dreckig und in Lumpen gekleidet. Sie waren Jugendliche, vielleicht 15 Jahre alt, und sie konnte die Gemeinheit in ihren Gesichtern sehen. Sie konnte spüren, dass sie auf Ärger hofften, und dass sie gerade ihr nächstes Opfer ausgemacht hatten; sie fragte sich, ob es offensichtlich war, wie alleine sie war.
Unter ihnen war ein wilder Hund, riesig, tollwütig wirkend, und doppelt so groß wie Ruth.
„Was machst du hier draußen ganz alleine?“, fragte der Anführer spöttisch, zum Gelächter der anderen vier. Er war muskulös und sah dümmlich aus, mit breiten Lippen und einer Narbe auf der Stirn.
Als sie sie ansah, fühlte Scarlet, wie ein neuer Sinn über sie kam, einer, den sie nie zuvor erfahren hatte: es war ein erhöhter Sinn der Intuition. Sie wusste nicht, was geschah, doch plötzlich konnte sie klar und deutlich ihre Gedanken lesen, spürte ihre Gefühle, kannte ihre Absichten. Sie fühlte sofort, glasklar, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Sie wusste, dass sie ihr schaden wollten.
Ruth knurrte neben ihr. Scarlet konnte eine gröbere Konfrontation kommen spüren—und genau das wollte sie vermeiden.
Sie bückte sich und fing an, Ruth davonzuführen.
„Komm mit, Ruth“, sagte Scarlet, während sie sich herumdrehte und anfing, davonzugehen.
„He Mädel, ich rede mit dir!“, schrie der Junge.
Im Davongehen blickte Scarlet über die Schulter zurück und sah, wie die Fünf vom Stein sprangen und begannen, ihr nachzugehen.
Scarlet fing zu laufen an, zurück in die Gassen, und wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diese Jungen bringen. Sie dachte an die Auseinandersetzung mit dem römischen Soldaten zurück und fragte sich einen Moment lang, ob sie stehenbleiben und versuchen sollte, sich zu verteidigen.
Doch sie wollte nicht kämpfen. Sie wollte niemandem wehtun. Oder irgendein Risiko eingehen. Sie wollte einfach nur Mama und Papa finden.
Scarlet bog in eine menschenleere Gasse ein. Sie blickte hinter sich, und in wenigen Momenten konnte sie die Gruppe Jungen ihr nachjagen sehen. Sie waren nicht weit hinter ihr, und sie holten schnell auf. Zu schnell. Ihr Hund rannte mit ihnen, und Scarlet konnte sehen, dass sie sie in wenigen Augenblicken eingeholt haben würden. Sie würde einen guten Haken schlagen müssen, um sie abzuhängen.
Scarlet bog um eine weitere Ecke und hoffte, einen Ausweg zu finden. Doch da blieb ihr das Herz stehen.
Es war eine Sackgasse.
Scarlet drehte sich langsam herum, Ruth an ihrer Seite, und stellte sich den Jungen. Sie waren nun vielleicht drei Meter entfernt. Sie wurden langsamer, als sie näherkamen, nahmen sich Zeit, genossen den Moment. Sie standen lachend da, mit grausamen Grinsern auf dem Gesicht.
„Sieht aus, als hättest du Pech gehabt, kleines Mädchen“, sagte der Anführer.
Scarlet dachte genau das Gleiche.
KAPITEL DREI
Sam erwachte unter rasenden Kopfschmerzen. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf und versuchte, den Schmerz so loszuwerden. Doch es gelang ihm nicht. Es fühlte sich an, als würde die ganze Welt auf seinen Schädel eindonnern.
Sam versuchte, die Augen zu öffnen, um herauszufinden, wo er war, und dabei wurde der Schmerz unerträglich. Blendendes Sonnenlicht spiegelte von Felsen in der Wüste wider und zwang ihn, seine Augen abzuschirmen und den Kopf zu senken. Er spürte, dass er auf felsigem Wüstenboden lag, spürte die trockene Hitze, spürte den Staub, der ihm ins Gesicht stieg. Er krümmte sich wie ein Fötus zusammen und hielt seinen Kopf fester, versuchte, den Schmerz zu vertreiben.
Erinnerungen kamen zurück.
Zuerst an Polly.
Er erinnerte sich an Caitlins Hochzeitsnacht. Die Nacht, in der er Polly einen Antrag gemacht hatte. Wie sie Ja gesagt hatte. Die Freude auf ihrem Gesicht.
Er erinnerte sich an den folgenden Tag. Wie er zur Jagd gegangen war. Wie er sich auf ihren gemeinsamen Abend gefreut hatte.
Er erinnerte sich daran, wie er sie gefunden hatte. Am Ufer. Im Sterben. Wie sie ihm von ihrem Baby erzählt hatte.
Wellen von Trauer schlugen über ihm zusammen. Es war mehr, als er bewältigen konnte. Es war wie ein schrecklicher Alptraum, der sich wiederholt in seinem Kopf abspielte, einer, den er nicht abschalten konnte. Er fühlte sich, als wäre alles, wofür es sich für ihn noch zu leben gelohnt hatte, von ihm genommen worden in einem einzigen großen Moment. Polly. Das Baby. Das Leben, wie er es kannte.
Er wünschte sich, er wäre in jenem Moment gestorben.
Dann erinnerte er sich an seine Vergeltung. Seine Rage. Wie er Kyle getötet hatte.
Und an den Moment, der alles verändert hatte. Er erinnerte sich daran, wie Kyles Geist in ihn gefahren war. Er erinnerte sich an das unbeschreibliche Gefühl der Rage, das Gefühl, dass der Geist und die Seele einer anderen Person ihm aufgedrängt wurden, ihn ganz und gar besessen hatten. Es war der Moment, in dem Sam aufhörte, zu sein, wer er war. Es war der Moment, in dem er zu jemand anderem wurde.
Sam öffnete seine Augen zur Gänze und er СКАЧАТЬ