Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.. Томас Бабингтон Маколей
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СКАЧАТЬ die mißvergnügte Partei erfinde und aussprenge, allgemein der Ueberzeugung sei, daß die Alliirten siegen würden. Der Probierstein der Aufrichtigkeit in England, schrieb er, seien die Wetten. Die Jakobiten seien zwar stets bereit zu beweisen, daß Wilhelm geschlagen werden müsse, oder zu behaupten, daß er schon geschlagen sei; aber sie wollten gleichwohl keine höheren Einsätze wetten als ihre Gegner und seien kaum zu bewegen, überhaupt eine Wette einzugehen. Die Whigs seien hingegen bereit, Tausende von Guineen auf den Ausgang des Kriegs und auf den Glücksstern des Königs zu wetten.54

      Die Ereignisse rechtfertigten das Vertrauen der Whigs und die Zurückhaltung der Jakobiten. Am 16., 17. und 18. August standen die Armeen Villeroy’s und Wilhelm’s einander gegenüber. Man erwartete mit Bestimmtheit, daß der 19. der entscheidende Tag sein werde. Die Alliirten waren schon vor Tagesanbruch kampffertig. Um vier Uhr stieg Wilhelm zu Pferde und ritt bis acht Uhr Abends von Posten zu Posten, seine Truppen vertheilend und die Bewegungen des Feindes beobachtend. Der Feind näherte sich seinen Verschanzungen an mehreren Stellen hinreichend um zu sehen, daß es nicht leicht sein würde, ihn daraus zu vertreiben; aber es kam zu keinem Gefecht. Er legte sich zur Ruhe nieder und erwartete mit Sonnenaufgang angegriffen zu werden. Aber als die Sonne aufging, sah er, daß die Franzosen sich einige Meilen zurückgezogen hatten. Er schickte sofort einen Boten an den Kurfürsten von Bayern und ersuchte ihn, unverzüglich das Kastell zu erstürmen. Während man die nöthigen Vorbereitungen dazu traf, wurde Portland abgeschickt, um die Besatzung zum letzten Male zur Uebergabe aufzufordern. Es sei klar, sagte er zu Boufflers, daß Villeroy alle Hoffnung aufgegeben habe, die Belagerung aufheben zu können. Es würde daher eine nutzlose Vergeudung von Menschenleben sein, wenn er den Kampf noch länger fortsetze. Boufflers war jedoch der Meinung, daß zur Wahrung der französischen Waffenehre noch ein Tag des Gemetzels erforderlich sei, und Portland kehrte zurück, ohne etwas ausgerichtet zu haben.55

      In den ersten Nachmittagsstunden wurde der Sturm durch vier Divisionen des verbündeten Heeres an vier Stellen zu gleicher Zeit unternommen. Ein Punkt war den Brandenburgern, ein andrer den Holländern, ein dritter den Bayern und der vierte den Engländern angewiesen. Die Engländer waren zuerst minder glücklich, als sie seither gewesen. Dies kam daher, weil die meisten diensterfahrenen Regimenter mit Wilhelm gegen Villeroy marschirt waren. Sobald als das Zeichen durch Sprengen zweier Pulverfässer gegeben war, rückte Cutts zuerst an der Spitze einer kleinen Schaar Grenadiere unter Trommelwirbel und mit fliegenden Fahnen aus den Laufgräben vor. Dieses tapfere Corps sollte durch vier Bataillone unterstützt werden, welche noch nie im Feuer gewesen waren und die, obgleich vom muthigsten Geiste beseelt, noch der Festigkeit entbehrten, die ein so gefährlicher Dienst erforderte. Die Offiziere fielen rasch hintereinander. Jeder Oberst und jeder Oberstleutnant wurde getödtet oder schwer verwundet, Cutts erhielt eine Kugel in den Kopf, die ihn für einige Zeit kampfunfähig machte. Die unerfahrenen Rekruten, so fast ohne alte Führung, drangen mit Ungestüm vorwärts, bis sie in Unordnung und außer Athem unter einem mörderischen Feuer und einem fast ebenso mörderischen Hagel von Fels- und Mauerstücken, vor einem Abgrunde ankamen. Sie verloren den Muth und wichen in Verwirrung zurück, bis es Cutts, dessen Wunde inzwischen verbunden worden war, gelang, sie wieder zu sammeln. Er führte sie nun nicht dahin von wo sie zurückgetrieben worden waren, sondern auf einen andren Punkt, wo ein furchtbarer Kampf wüthete. Die Bayern hatten tapfer, aber erfolglos ihren Sturmangriff gemacht; ihr General war gefallen und sie begannen schon zu wanken, als die Ankunft des Salamanders und seiner Leute das Schicksal des Tages änderte. Zweihundert englische Freiwillige, welche die Unehre ihres vorherigen Zurückweichens um jeden Preis wieder gut machen wollten, waren die Ersten, die sich mit dem Säbel in der Faust einen Weg durch die Palissaden bahnten, eine Batterie erstürmten, die unter den Bayern arg aufgeräumt hatte, und die Kanonen gegen die Besatzung richteten. Unterdessen hatten die vortrefflich disciplinirten und vortrefflich commandirten Brandenburger ohne großen Verlust die ihnen zuertheilte Aufgabe gelöst. Die Holländer waren ebenso glücklich gewesen. Als der Abend hereinbrach, hatten die Verbündeten die Außenwerke des Kastells auf eine Meile im Umfang im Besitz. Dieser Vortheil War mit dem Verluste von zweitausend Mann erkauft worden.56

      Jetzt endlich glaubte Boufflers Alles gethan zu haben, was seine Pflicht erheischte. Am andren Morgen bat er um einen achtundvierzigstündigen Waffenstillstand, um die Hunderte von Leichen, welche die Gräben füllten und welche bald unter den Belagerern wie unter den Belagerten Krankheiten erzeugt haben würden, wegräumen und beerdigen zu lassen. Sein Ansuchen wurde bewilligt, und noch vor Ablauf der festgesetzten Zeit ließ er sagen, daß er geneigt sei zu kapituliren. Er wolle, sagte er, das Schloß binnen zehn Tagen übergeben, wenn er bis dahin nicht entsetzt würde. Es wurde ihm darauf erwiedert, daß die Verbündeten auf solche Bedingungen nicht mit ihm unterhandeln könnten und daß er sich entweder zu einer sofortigen Uebergabe verstehen oder auf einen unverzüglichen Sturm gefaßt machen müsse. Er gab nach und man kam überein, daß ihm und seinen Leuten freier Abzug gestattet werden, und daß er die Citadelle, die Artillerie und die Vorräthe den Siegern überlassen solle. Drei Salven aus sämmtlichen Feuerschlünden der verbündeten Armee verkündeten Villeroy den Fall der Festung, der er vergebens Unterstützung zu bringen versucht hatte. Er zog sich augenblicklich auf Mons zurück und ließ Wilhelm im ungestörten Genusse eines Triumphes, welcher durch die Erinnerung an vieles Mißgeschick noch erhöht wurde.

      Uebergabe des Kastells von Namur

      Der 26. August war zu einem Schauspiele bestimmt worden, wie es der älteste Soldat in Europa noch nie gesehen und wie es noch vor wenigen Wochen der jüngste Soldat kaum zu erleben gehofft hatte. Von Condé’s erster bis zu Luxemburg’s letzter Schlacht hatte die Fluth des militärischen Erfolgs ohne erhebliche Unterbrechung fortwährend eine und dieselbe Richtung beibehalten. Jetzt wendete sich das Kriegsglück. Zum ersten Male, sagte man, seit Frankreich Marschälle habe, sollte ein Marschall von Frankreich eine Festung einem siegreichen Feinde übergeben.

      Die in einer Doppelreihe aufgestellten verbündeten Truppen, Infanterie und Cavallerie, bildeten eine prächtige Gasse von der Bresche, um welche vor kurzem mit so verzweifelter Tapferkeit gekämpft worden war, bis ans Ufer der Maas. Der Kurfürst von Bayern, der Landgraf von Hessen und viele hohe Offiziere hielten zu Pferde in der Umgebung des Kastells. Wilhelm befand sich nahe bei ihnen in seinem Wagen. Die auf ungefähr fünftausend Mann zusammengeschmolzene Besatzung kam mit Trommelwirbel und wehenden Fahnen heraus. Boufflers schloß mit seinem Stabe den Zug. Es war einige Schwierigkeit über die Form der Begrüßung entstanden, welche zwischen ihm und den verbündeten Souverainen gewechselt werden mußte. Ein Kurfürst von Bayern hatte kaum Anspruch darauf, von einem Marschall von Frankreich mit dem Degen salutirt zu werden. Ein König von England hatte unbestreitbar Anspruch auf ein solches Zeichen von Ehrerbietung; aber Frankreich erkannte Wilhelm nicht als König von England an. Endlich verstand sich Boufflers dazu, die Salutirung zu verrichten, ohne zu zeigen, welchem der beiden Souveraine sie gelte. Er senkte seinen Degen. Wilhelm allein erwiederte das Compliment. Hierauf folgte eine kurze Unterredung. Um den Gebrauch der Worte Sire und Majestät zu vermeiden, wendete sich der Marschall nur an den Kurfürsten. Dieser theilte Wilhelm das Gesagte mit allen Zeichen der Ehrerbietung mit, und Wilhelm berührte kalt seinen Hut. Die Offiziere der Garnison nahmen die Nachricht mit in ihr Vaterland, daß der Emporkömmling, der in Paris nur der Prinz von Oranien genannt wurde, von den stolzesten Potentaten des deutschen Staatenbundes mit ebenso tiefer Ehrerbietung behandelt wurde, als Ludwig sie von seinen Kammerherren verlangte.57

      Verhaftung Boufflers’

      Die Ceremonie war jetzt vorüber, und Boufflers ritt weiter; aber er hatte erst eine kurze Strecke Wegs zurückgelegt, als er von Dykvelt angehalten wurde, der die verbündete Armee als Deputirter der Generalstaaten begleitete. „Sie müssen in die Stadt zurückkehren, mein Herr,” redete Dykvelt ihn an. „Der König von England hat mir befohlen, Ihnen zu sagen, daß Sie sein Gefangener sind.” Boufflers war außer sich vor Wuth. Seine Offiziere schaarten sich um ihn und schwuren, ihn bis zum letzten Athemzuge zu vertheidigen: Aber von Widerstand konnte СКАЧАТЬ



<p>54</p>

L’Hermitage, 13. (23.) Aug. 1695.

<p>55</p>

London Gazette vom 26. Aug. 1695; Monthly Mercury; Stepney an Lexington, 20. (30.) August.

<p>56</p>

Boyer’s History of King William III., 1703; London Gazette vom 29. Aug. 1695; Stepney an Lexington, 20. (30.) Aug.; Blathwayt an Lexington, 2. Sept.

<p>57</p>

Nachschrift zu dem Monthly Mercury vom August 1695; London Gazette vom 9. Sept.; Saint-Simon; Dangeau.