Briefe an Ludwig Tieck 3. Various
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Название: Briefe an Ludwig Tieck 3

Автор: Various

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ auch schon niedergeschrieben hat: dies ist der einzige Weg, auf welchem ein junger Mann sein Talent ausbilden kann. Ich schätze die Anlagen, welche Sie haben, so hoch, daß ich mir diese kleine Herzensergießung darüber erlaube, und Sie bemerken lasse, daß Anlagen ohne Ausbildung des Talents bald verloren gehen. Zur Ausbildung geht freilich ein steiler und dornichter Weg, der Selbstentäußerung erfordert. Das Reich der excentrischen Imagination ist einförmiger, als es dem Faulen scheint, der gern selbstgefällig darin herumspatzirt; das Reich der Natur ist höchst mannichfaltig, aber es ist nicht so leicht zu erforschen, wer es aber zu erforschen und interessant darzustellen weiß, findet Wahrheit und Leben, da jener blos Träume findet, die vergehen, sobald das Morgenlicht strahlt.

      Shakspear ist nicht excentrisch, sondern wahre, menschliche Natur meisterhaft dargestellt; darum leben seine Stücke auch Jahrhunderte, und das was eigentlich etwa nach dem Geschmack seiner Zeit bloß wild ist, stirbt jetzt schon sogar in England, wo man seine Stücke ändern muß, wenn sie sollen aufgeführt werden. Unsere Ritterstücke und Ritterromane, welche blos wild und excentrisch sind, ohne hohe Natur getreu und lebhaft dargestellt, sterben, indem sie geboren werden. Dies ist das Loos aller Werke von gleicher Art.

      Bin ich zu offenherzig gewesen, so denken Sie, ein alter Radoteur hat es geschrieben, der es gut meint, und nicht versteht. Und wenn Sie dies nach zehn Jahren noch denken, so habe ich gewiß Unrecht.

Fr. Nicolai.

      II

Berlin d. 5 Oct. 1803.

      Ich habe, mein werther Herr und Freund, Ihr Schreiben vom 19 Aug. zu seiner Zeit richtig erhalten. Dieser Brief fand mich, der ich zeitlebens beinahe nur krank gewesen bin, in dem heftigsten Katarrhalfieber, wobei ich Tag und Nacht hustete, und an Kräften so herunterkam, daß ich vom 3ten bis zum 6ten Sept. nicht glaubte wieder zu genesen. Während dieser schweren Krankheit verlor ich den 1ten Sept. meine älteste verheirathete Tochter durch den Tod, nachdem ich schon seit 2 Monaten dieselbe hatte sinken sehen, und diesen traurigen Erfolg vorhersah. Meine Philosophie und Resignation ist überhaupt seit voriger Ostermesse sehr geprüft worden. Jetzt habe ich mein Fieber verloren, und es ist nur noch ein unbedeutender Husten übrig geblieben. Was aber eine schlimmere Folge der Krankheit ist, ist, ich kann auf meinem rechten Auge beinahe nichts sehen. Seit 3–4 Wochen, seit dieses gemerkt worden, sind alle Mittel vergeblich. Indeß hoffen doch die Aerzte einstimmig, es werde diese Blindheit gehoben werden, welches ich mehr wünsche, als zu hoffen mir getraue. Ich bin in der unangenehmen Lage, nicht ½ Stunde hinter einander lesen oder schreiben zu dürfen, das sehende Auge bei Licht gar nicht brauchen zu dürfen, und ein Ueberbleibsel von Husten hindert mich auch am langen fortgesetzten Diktiren. Wundern Sie sich also nicht, wenn ich nur ganz kurz schreibe. Es haben sich überdies während meiner Krankheit die Geschäfte sehr aufgesammelt, und ich muß nach und nach doch alle nachholen.

      Es ist mir sehr angenehm, daß Sie meine Offenherzigkeit in der bewußten Sache so aufnahmen, wie ich dieselbe gemeint hatte. Meine Absicht war, Ihnen zu zeigen, daß wenn auch an den Nachrichten, die man Ihnen gegeben hatte, etwas sein sollte, dennoch die Hauptsache sich nicht ganz so verhielt, wie man Ihnen geschrieben hatte, und daß man hier diese Sache officiel noch aus andern Gesichtspunkten betrachtete, und betrachten mußte, wie Sie in ihrem Briefe selbst einigermaßen zugestehen. Es ist freilich sehr unangenehm, daß durch eine Menge dazwischen gekommener Umstände diese Sache nicht so ging, als sie hätte gehen sollen, und als sie vielleicht würde gegangen sein, wäre sie anders eingeleitet worden. Wenn ich bis zur künftigen O. M. lebe, läßt sich vielleicht mündlich darüber etwas sagen.

      Das Hr. Bellermann an Hr. Gedikens Stelle ist an’s Gymnasium berufen worden, und daß er den Ruf angenommen hat, wissen Sie vermuthlich schon. Jakobs war vorher berufen worden, nahm aber die Stelle nicht an.

      Was die Sache mit der Verpflanzung der Lit. Zeit. nach Halle und zugleich mit Ihrem Bleiben in Jena betrifft, so fallen einem dabei mancherlei Gedanken ein, die besser mündlich als schriftlich mitgetheilt werden. Wie es mit diesen beiden Zeitungen künftig gehn wird, muß man erwarten, und des läßt sich so wenig darüber sagen, als über alle futura contingentia. Aus der öffentlichen Anzeigung habe ich gesehn, daß Sie bei der alten Kirche bleiben. So viel kann ich sagen, daß des Hrn. von Kotzebue höchst unüberlegte Aeußerung über diese Sache bei allen gesetzten Leuten Mißvergnügen erregt hat, und auch in Potsdam ist sehr gemißbilligt worden. Es gehört überhaupt zu den piis desideriis, daß die vielen Indiscretionen möchten aus unsrer neuesten Literatur verbannt werden.

      Es ist eben nicht wahrscheinlich, daß der Freimüthige unter Merkels Direction sich hierin bessern werde. Indessen ist es auch wahr, daß vernünftige Leute und wahre Gelehrte an dergleichen Klatschereien keinen Gefallen haben, und keinen Werth darauf legen. Alle solche Dinge währen eine Weile, und nach einiger Zeit hört man nichts mehr von den Leuten, die heute oder übermorgen so viel Lärm machen.

      Ich bin unverändert

der IhrigeF. Nicolai.

      Oehlenschläger, Adam Gottlob

      Geb. den 14. November 1779 zu Kopenhagen, als Konferenzrath &c. daselbst gestorben am 20. Januar 1850.

      Er hatte sich verletzt gefühlt durch einige Urtheile Tiecks über seine Schriften; hauptsächlich wohl mag es die Uebersetzung Holberg’s gewesen sein, die Jener vielleicht zu streng tadelte, und welche die alten Freunde auseinander brachte. Schön ist, was O. im ersten Schreiben (nach Goethe’s Tode) von der Versöhnung mit T. sagt.

      Oehlenschläger ist ein dänischer Dichter gewesen; seine „Gedichte“ (1803.) – die poetischen Schriften, 2 Bde. (1805.) verkünden ihn als solchen.

      Aber er war auch ein deutscher Dichter. Er gab uns die besten seiner Dramen auch in deutscher Sprache, mit bewundernswerthem Eingehen in ihren Genius; und wo er fehlte, fehlte er poetisch; so daß Goethe mit vollem Rechte aussprechen durfte: „Man schreibt eigentlich nicht so, doch man könnte (ja man sollte) so schreiben.“

      Palnatoke – Axel und Walburg – Hakon Jarl und andere seiner Werke werden bleiben – wenn freilich so entschiedene Irrthümer wie „Hamlet“ und dergleichen, kaum geboren schon ihr Ende fanden.

      Correggio, diese in Deutschland bekannteste seiner Dichtungen, hat strenge Beurtheiler gefunden, hat doch aber auch viele begeisterte Freunde sich erworben. Es giebt Scenen darin, deren Pracht mit nichts zu vergleichen ist. Chamisso schloß einstmals eine lange Diskussion für und gegen dieses Gedicht mit der Aeußerung: „Meine lieben Freunde, ich denke, wir streiten um des Kaisers Bart; wer eine Tragödie in fünf Akten, in solchen Versen machen kann, und seinen Helden mit einem Worte2 tödtet… der ist doch wohl ein Dichter!“

      I

Kopenhagen d. 7. Juli 1832.Mein geliebter Tieck!

      Nie habe ich stärker die Macht einer übeln Gewohnheit empfunden, als wenn ich an dich denke, und dann wieder denke: aber warum in aller Welt (oder in Teufels Namen) – (oder um Gottes Willen) – schreibst du nicht dem edeln Freunde, an den du so oft denkst, und jedesmal wenn du etwas gedichtet hast bei dir wünschest, um seine Meinung zu hören und vielleicht die große Lust seines Beifalls zu gewinnen?

      Leider, mein theurer Bruder! hast du den selben Fehler. Man sagt sonst „les beaux esprits se rencontrent,“ aber auf die Art könnten wir uns nicht leicht rencontriren. Ich schrieb dir einen langen Brief im vorigen Sommer. Du antwortetest nicht darauf – aber glaube ja nicht daß ich deshalb schwieg. Du hattest mir in Dresden gar zu viele und rührende Beweise deiner Freundschaft gegeben – es wäre schlecht von mir gewesen deshalb Verdacht gegen deine freundliche Gesinnung zu schöpfen. Aber da muß ich doch zu meiner Entschuldigung sagen: da war noch ein andrer Grund, warum ich lange schwieg. Es ist so betrübt seinen Freunden etwas Unangenehmes mitzutheilen, СКАЧАТЬ



<p>2</p>

Das Wort „Pfuscher,“ welches Michel Angelo in der Heftigkeit gegen Antonio Allegri ausstößt.