Название: Turandot, Prinzessin von China
Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
Жанр: Драматургия
isbn:
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Und lebt ein solcher Thor, der seinen Kopf
Wagt, um ein Ungeheuer zu besitzen!
Barak. Nein! Sagt das nicht. Wer nur ihr Konterfei
Erblickt, das man sich zeigt in allen Ländern,
Fühlt sich bewegt von solcher Zaubermacht,
Daß er sich blind dem Tod entgegen stürzt,
Das göttergleiche Urbild zu besitzen.
Kalaf. Irgend ein Geck.
Barak. Nein, wahrlich! Auch der Klügste.
Heut ist der Zulauf hier, weil man den Prinzen
Von Samarcanda, den verständigsten,
Den je die Welt gesehn, enthaupten wird.
Der Khan beseufzt die fürchterliche Pflicht;
Doch ungerührt frohlockt die stolze Schöne.
(Man hört in der Ferne den Schall von gedämpften Trommeln.)
Hört! Hört Ihr! Dieser dumpfe Trommelklang
Verkündet, daß der Todesstreich geschieht;
Ihn nicht zu sehen, wich ich aus der Stadt.
Kalaf. Barak, du sagst mir unerhörte Dinge.
Was? Konnte die Natur ein weibliches
Geschöpf wie diese Turandot erzeugen,
So ganz an Liebe leer und Menschlichkeit?
Barak. Mein Weib hat eine Tochter, die im Harem
Als Sklavin dient und uns Unglaubliches
Von ihrer schönen Königin berichtet.
Ein Tiger ist sie, diese Turandot,
Doch gegen Männer nur, die um sie werben.
Sonst ist sie gütig gegen alle Welt;
Stolz ist das einz'ge Laster, das sie schändet.
Kalaf. Zur Hölle, in den tiefsten Schlund hinab
Mit diesen Ungeheuern der Natur,
Die kalt und herzlos nur sich selber lieben!
Wär' ich ihr Vater, Flammen sollten sie
Verzehren.
Barak. Hier kommt Ismael, der Freund
Des Prinzen, der sein Leben jetzt verloren.
Er kommt voll Thränen – Ismael!
Zweiter Auftritt.
Ismael zu den Vorigen.
Ismael (reicht dem Barak die Hand, heftig weinend). Er hat
Gelebt – Der Streich des Todes ist gefallen.
Ach! Warum fiel er nicht auf dieses Haupt!
Barak. Barmherz'ger Himmel! – Doch warum ließt Ihr
Geschehn, daß er im Divan der Gefahr
Sich bloßgestellt?
Ismael. Mein Unglück braucht noch Vorwurf.
Gewarnt hab' ich, beschworen und gefleht,
Wie es mein Herz, wie's meine Pflicht mich lehrte.
Umsonst! Des Freundes Stimme wurde nicht
Gehört; die Macht der Götter riß ihn fort.
Barak. Beruhigt Euch!
Ismael. Beruhigen? Niemals, niemals!
Ich hab' ihn sterben sehen. Sein Gefährte
War ich in seinem letzten Augenblick,
Und seine Abschiedsworte gruben sich
Wie spitz'ge Dolche mir ins tiefste Herz.
"Weine nicht!" sprach er. "Gern und freudig sterb' ich,
"Da ich die Liebste nicht besitzen kann.
"Mag es mein theurer Vater mir vergeben,
"Daß ich ohn' Abschied von ihm ging. Ach, nie
"Hätt' er die Todesreise mir gestattet!
"Zeig' ihm dies Bildniß!
(Er zieht ein kleines Portrait an einem Band aus dem Busen.)
"Wenn er diese Schönheit
"Erblickt, wird er den Sohn entschuldigen."
Und an die Lippen drückt' er jetzt, lautschluchzend,
Mit heft'gen Küssen dies verhaßte Bild,
Als könnt' er, sterbend selbst, nicht davon scheiden;
Drauf kniet' er nieder, und – mit einem Streich —
Noch zittert mir das Mark in den Gebeinen —
Sah ich Blut spritzen, sah den Rumpf hinfallen
Und hoch in Henkers Hand das theure Haupt;
Entsetzt und trostlos riß ich mich von dannen.
(Wirft das Bild in heftigem Unwillen auf den Boden.)
Verhaßtes, ewig fluchenswerthes Bild!
Liege du hier, zertreten in dem Staub!
Könnt' ich sie selbst, die Tigerherzige,
Mit diesem Fußtritt so wie dich zermalmen!
Daß ich dich meinem König überbrächte!
Nein, mich soll Samarcand nicht wieder sehn.
In eine Wüste will ich fliehn und dort,
Wo mich kein menschlich Ohr vernimmt, auf ewig
Um meinen vielgeliebten Prinzen weinen. (Geht ab.)
Dritter Auftritt.
Kalaf und Barak.
Barak (nach einer Pause).
Prinz Kalaf, habt Ihr's nun gehört?
Kalaf. Ich stehe
Ganz voll Verwirrung, Schrecken und Erstaunen.
Wie aber mag dies unbeseelte Bild,
Das Werk des Malers, solchen Zauber wirken?
(Er СКАЧАТЬ