Briefe von Goethe an Lavater. Johann Wolfgang von Goethe
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Название: Briefe von Goethe an Lavater

Автор: Johann Wolfgang von Goethe

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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      Drükt der Menschen schwellend Herze nieder.

      Und er kommt. Vor seinem starren Wüthen

      Streicht der Schiffer weis die Segel nieder.

      Mit dem angsterfüllten Balle spielen

      Wind und Wellen.

      Und an ienem Ufer drüben stehen

      Freund und Lieben, beben auf dem Festen:

      Ach warum ist er nicht hier geblieben!

      Ach der Sturm! Verschlagen weg vom Glüke!

      Soll der Gute so zu Grunde gehen!

      Ach er sollte! Ach er könnte! Götter!

      Doch er stehet mannlich an dem Steuer.

      Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen;

      Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen.

      Herrschend blikt er in die grimme Tiefe

      Und vertrauet landend oder scheiternd

      Seinen Göttern.

      Den 11. Sept. 76.

G.

      9

      Deinen Abraham erwart ich freundlich. Weiß zwar kein Wort wie ich ihn hätte dramatisiren dörfen, doch will ich deiner Poesey gern förderlich und dienstlich seyn.

      Ueber die Platten hab ich nur so was hingeworfen, damit der Band fertig werde. Wenn du mich nur anbläsest, denn ich sage dir, was du von mir begehrest, dazu sieh bald.

      Gestern tief in dem Getreibe der Meßgeleits-Zeremonien, fiel mir Ariostens Wort vom Pöbel ein: Werth des Todes vor der Geburt.

      Hättest du mir Neuton geschickt – der wäre gesät und geerndtet worden. Du mußt mich kennen lernen wenn du mich brauchen willst, du bist zwar dadrinnen sonst ein feiner Schelm, aber ich will dichs noch weiter lehren.

      Pestaluz hat mir seine Ankunft melden lassen.

      Deinen Abraham hab ich nun. Deinet will ihn drucken, und ich will thun dran wie mirs um’s Herz ist, bin ich doch nicht weder in Abrahams Fall noch Isaacks – das Stück wird gute weite Wirkung thun. Will auch einen Würzruch drein dämpfen hier und da meines Fäßleins, denk ich.

      Pestaluz war sehr gut. Ich sagt ihm gleich ich wünschte du kenntest deine Landsleute besser und sie dich besser – Er redete ganz für dich – ohne aber. Gott geb aus einem feinen Herzen.

      1776.

G.

      10

      Ich habe zwey Pakete von dir erhalten, dazwischen eine Lücke war; sieh nach. In meinem iezigen Leben weichen alle entfernten Freunde in Nebel, es mag so lang währen als es will, so hab ich doch ein Musterstückgen des bunten Treibens der Welt recht herzlich mitgenossen. Verdruß, Hoffnung, Liebe, Arbeit, Noth, Abentheuer, Langeweile, Haß, Albernheiten, Thorheit, Freude, Erwartetes und Unversehnes, Flaches und Tiefes, wie die Würffel fallen, mit Festen, Tänzen, Schellen, Seide und Flitter ausstaffirt; es ist eine treffliche Wirthschaft. Und bey dem allem l. Br., Gott sey Dank, in mir und in meinen wahren Endzwecken ganz glücklich. Ich habe keine Wünsche als die ich wirklich mit schönem Wanderschritt mir entgegen kommen sehe.

      Es ist dein Schicksal daß ich an dir diese Freude nicht erleben soll. Leb wohl, grüs alles.

      Vor Weimar im Garten

      d. 8. Jan. 77.

G.

      Lied

      des Phisiognomischen Zeichners

      O daß die innre Schöpfungskrafft

      Durch meinen Sinn erschölle!

      Daß eine Bildung voller Safft

      Aus meinen Fingern quölle!

      Ich zittre nur, ich stottre nur,

      Ich kann es doch nicht lassen;

      Ich fühl, ich kenne dich, Natur,

      Und so muß ich dich fassen.

      Wenn ich bedenk wie manches Jahr

      Sich schon mein Sinn erschliesset,

      Wie er, wo dürre Haide war,

      Jezt Freudenquell geniesset;

      Da ahnd ich ganz Natur nach dir,

      Dich frey und lieb zu fühlen,

      Ein lustger Springbrunn wirst du mir

      Aus tausend Röhren spielen;

      Wirst alle deine Kräfte mir

      In meinem Sinn erheitern,

      Und dieses enge Daseyn hier

      Zur Ewigkeit erweitern.

G.

      11

      Da hast du von dem herrlichen Lindau einige Blätter. Zimmerm. schreibt mir er sey todt, ich glaube kein Wort davon. Deine Phis. geht immer richtig durch meine Hände, ich kann nichts dafür thun als hie und da ausstreichen. Bey Raphael hab ich einen grosen Schnitt gemacht und mir selbst von einem Tag zum andern versprochen den Riß wieder auszufüllen, es ging aber nicht.

      Ich lebe ganz glücklich in anhaltendem Reiben und Treiben des Lebens, und bin stiller in mir, als ie, schreibe niemanden, höre von niemanden, mich kümmert außer meinem Kreis nun gar nichts.

      Kaufm. ist wieder da, ich hab ihn nur einen Blick gesehn, er sitzt bey Lyndern auf dem Gute.

      Linnaeus Petern erwart ich mit dem Frühjahr, ich will sehn obs glückt was ich mit ihm vorhabe. Herder ist wohl und vergnügt.

      Leb wohl, grüs dein Weibele, Buben und Kaysern.

      W. d. 19. Febr. 77.

G.

      Nachts in meinem Garten, in einem warmen Stübgen, da mir draußen über Schnee und hellen Mondenschein, Waldhörner übers Thal herüber blasen.

      12

      Da schicke ich dir Briefe von Peter Baumgartner die du weiter spediren sollst. Mich machts lachen, daß er zum Anfang einen Spiesruthen lauffen, und einen ausprügeln sieht, das er, wie er sagt, nicht wieder sehen mag. Der Junge ist nun mein, und wenn ichs recht kann, so soll er, wenn ich die Augen zuthue, oder ihn verlasse, oder er mich, von niemandem abhängen, weil er von allem abzuhängen fühlen muß. Adio man sagt immer was Dummes wenn man was allgemeines, oder was künftig zu thuendes sagt.

      Schreib mir auch ein Wort von Lindaus Vermächtniß für den Buben, ich denke wir werden kein Kraut damit fett machen.

      Schreib mir auch ein Wort von dir. Sag Kayser daß ich ihm das Verlangte schicken werde. Adio.

      Weimar d. 14. August

      1777.

      13

      Der Jacobis Portrait sind angelangt, ich schick sie dir aber nicht, sie sind abscheulich. Friz grüßt dich sehnlich, und wird dir von hier aus schreiben.

      Der Herzog hat mir sechs Schädel kommen lassen, habe herrliche Bemerkungen gemacht, die Ew. Hochwürden zu Diensten stehn, wenn dieselben sie nicht ohne mich fanden.

      Cassir doch, ich bitte dich, die Familientafel von uns, sie ist СКАЧАТЬ