Die Äbtissin von Castro. Stendhal
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Читать онлайн книгу Die Äbtissin von Castro - Stendhal страница 8

Название: Die Äbtissin von Castro

Автор: Stendhal

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Geständnis, das Capecce der Herzogin zu machen gewagt hatte, schien der brütenden Diana ein unerwarteter Glücksfall. Ihre Herrin war bisher zum Verzweifeln tugendhaft gewesen; wenn sie nun eine Leidenschaft empfände, einen Fehltritt beginge, würde sie Dianas alle Augenblicke bedürfen, und dann konnte sie alles von einer Frau erhoffen, deren Geheimnisse sie kannte.

      Weit davon, die Herzogin darauf aufmerksam zu machen, was sie sich schulde, und auf die schreckliche Gefahr, der sie sich inmitten eines so indiskreten Hofs aussetzen würde, sprach Diana, von der Unbändigkeit ihrer Leidenschaft fortgerissen, zu ihrer Herrin von Marcello Capecce, als ob sie von Domiziano Fornari spräche. In langen Unterhaltungen einsamer Stunden fand sie täglich Gelegenheit, die Reize und die Schönheit des armen Marcello, der so traurig aussah, in Erinnerung zu bringen; er gehöre doch, wie die Herzogin, den vornehmsten Familien Neapels an, sein Auftreten sei ebenso edel wie sein Blut, und nichts als jene Güter, die eine Laune des Glücks jeden Tag verleihen könnten, fehlten ihm, um in jeder Beziehung der Frau, die er zu lieben wagte, gleichzustellen.

      Diana bemerkte erfreut als erste Wirkung dieser Reden, daß sich das Vertrauen verdoppelte, das die Herzogin ihr schenkte.

      Sie beeilte sich, Marcello Capecce von dem, was vorging, zu verständigen. In der Glut dieses Sommers promenierte die Herzogin oft in den Wäldern der Umgebung von Gallese. Neigte sich der Tag, so erwartete sie die kühlende Brise vom Meere her auf den Hügeln dieser Wälder, von deren Gipfel man das Meer in der kurzen Entfernung von kaum zwei Meilen erblickt.

      Ohne die strengen Regeln der höfischen Sitte außer acht zu lassen, konnte sich Marcello in diesen Wäldern aufhalten; er verbarg sich dort, wie man sagt, und trug Sorge, sich den Blicken der Herzogin erst zu zeigen, wenn sie durch die Worte der Diana Brancaccio genügend vorbereitet war. Diese gab dann Marcello ein Zeichen.

      Als Diana ihre Herrin nahe daran sah, der verhängnisvollen Leidenschaft nachzugeben, die sie in ihrem Herzen erweckt hatte, gab sie selbst sich der heftigen Liebe zu Domiziano Fornari hin. Nun schien es ihr ja sicher, ihn heiraten zu können. Aber Domiziano war ein kluger junger Mann, von kaltem, zurückhaltendem Charakter, und die ungestüme Leidenschaft seiner feurigen Geliebten wurde ihm bald lästig, statt ihn zu fesseln. Diana Brancaccio war, wie gesagt, eine nahe Verwandte der Carafa; er hielt es für sicher, erdolcht zu werden, wenn der gefürchtete Kardinal Carafa, der, mochte er auch jünger als der Herzog von Palliano sein, doch das eigentliche Oberhaupt der Familie war, auch nur das Geringste über seine Liebesbeziehung erführe.

      Die Herzogin hatte schon seit einiger Zeit der Leidenschaft Capecces nachgegeben, als man eines schönen Tages Domiziano Fornari nicht mehr in dem Dorf fand, wohin man den Hof des Marchese von Montebello verbannt hatte. Er blieb verschwunden. Später erfuhr man, daß er sich in dem kleinen Hafen von Nettuno eingeschifft habe; ohne Zweifel hatte er seinen Namen gewechselt; nie wieder hörte man von ihm.

      Wer könnte die Verzweiflung Dianas schildern? Nachdem die Herzogin ihre Anklagen gegen das Schicksal lange mit Güte angehört hatte, gab sie ihr eines Tages zu verstehn, daß dieser Gesprächsgegenstand doch erschöpft zu sein scheine. Diana sah sich von ihrem Liebhaber verschmäht; ihr Herz war den grausamsten Leidenschaften preisgegeben; sie zog die sonderbarste Schlußfolgerung aus dem Augenblick der Langeweile, den die Herzogin bei der Wiederholung ihrer Klagen empfunden hatte. Diana redete sich ein, daß die Herzogin Domiziano Fornari veranlaßt habe, sie auf immer zu verlassen, ja daß sie es gewesen sei, die ihm die Mittel zur Reise gab. Dieser tolle Einfall stützte sich auf nichts als einige Vorhaltungen, welche die Herzogin ihr früher einmal gemacht hatte. Dem Argwohn folgte bald der Wunsch, sich zu rächen. Sie suchte um eine Audienz beim Herzog nach und teilte ihm mit, was zwischen seiner Frau und Marcello vorging. Der Herzog weigerte sich, dem zu glauben. „Bedenkt,“ sagte er ihr, „daß ich der Herzogin seit fünfzehn Jahren nicht den leisesten Vorwurf zu machen habe. Sie hat den Versuchungen des Hofes und den Verführungen unserer glänzenden Stellung in Rom widerstanden. Die liebenswertsten Persönlichkeiten, der General der französischen Armee, Herzog von Guise selbst, haben nichts erreicht, und Ihr wollt behaupten, daß sie einen gewöhnlichen Edelmann erhört hat?“

      Das Unglück wollte, daß der Herzog sich in Loriano, dem kleinen Dorf seiner Verbannung, das nur zwei knappe Meilen vom Wohnsitz seiner Frau entfernt lag, sehr langweilte und daß Diana dadurch eine ganze Reihe von Audienzen erreichen konnte, ohne daß dies der Herzogin zur Kenntnis kam. Diana hatte erstaunliche Kräfte; die Leidenschaft machte sie beredt. Sie gab dem Herzog eine Fülle von Einzelheiten; die Rache war jetzt ihre einzige Zerstreuung geworden. Sie wiederholte, daß sich Capecce fast jede Nacht gegen elf Uhr in das Schlafgemach der Herzogin begab und nicht vor zwei oder drei Uhr des Morgens fortgehe. Diese Reden machten im Anfang so wenig Eindruck auf den Herzog, daß er sich nicht die Mühe auferlegen wollte, um Mitternacht die zwei Meilen nach Gallese zurückzulegen und unerwartet in das Schlafgemach seiner Frau zu treten.

      Aber eines Abends befand er sich in Gallese; die Sonne war schon untergegangen, aber doch war es noch hell, als Diana ganz zerzaust in den Saal stürzte, wo sich der Herzog aufhielt. Alle entfernten sich, und sie sagte ihm, daß Marcello Capecce eben in das Schlafzimmer der Herzogin eingetreten sei. Der Herzog, der ohne Zweifel in diesem Augenblick schlecht gelaunt war, nahm seinen Dolch und lief zum Schlafzimmer seiner Frau, in das er durch eine geheime Tür eintrat. Er fand dort Marcello Capecce. Die beiden Verliebten wechselten wohl die Farbe, als sie ihn eintreten sahen; aber im übrigen war nichts Sträfliches am Anblick, den sie boten. Die Herzogin lag im Bett und war damit beschäftigt, eine kleine Auslage, die sie eben gemacht hatte, zu notieren; eine Kammerfrau war im Zimmer und Marcello stand drei Schritt vom Bett entfernt.

      Der Herzog packte in seinem Zorn Marcello bei der Kehle, schleppte ihn in ein Nebenzimmer, wo er ihm befahl, Degen und Dolch, mit denen er bewaffnet war, auf die Erde zu werfen. Hierauf rief der Herzog Leute seiner Wache herbei, von denen Marcello sofort ins Gefängnis von Soriano abgeführt wurde.

      Die Herzogin ließ man in ihrem Schloß, doch unter strenger Bewachung.

      Der Herzog war durchaus nicht grausam; es scheint, daß er die Absicht hatte, die Schande zu verheimlichen, um nicht gezwungen zu sein, zu den äußersten Mitteln zu greifen, welche die Ehre von ihm forderte. Er wollte glauben machen, daß Marcello wegen einer ganz andern Angelegenheit im Gefängnis gehalten würde; er nahm zum Vorwand, daß Marcello vor zwei oder drei Monaten einige ungewöhnlich große Kröten zu sehr hohem Preis gekauft hatte, und ließ das Gerücht verbreiten, dieser junge Mann habe ihn vergiften wollen. Aber das wirkliche Vergehen war schon zu bekannt, und sein Bruder, der Kardinal, ließ fragen, wann er gedenke, den Schimpf, den man gewagt hatte, ihrer Familie anzutun, im Blute der Schuldigen abzuwaschen.

      Der Herzog rief den Grafen d'Aliffe, den Bruder seiner Frau, und einen Freund des Hauses, Antonio Torando, zu sich. Sie bildeten zu dritt eine Art Gerichtshof und leiteten die Untersuchung gegen Marcello Capecce ein, der des Ehebruchs mit der Herzogin angeklagt wurde.

      Die Unbeständigkeit der menschlichen Dinge wollte, daß der Papst Pius IV., der auf Paul IV. folgte, der spanischen Partei angehörte. Er konnte Philipp II. nichts abschlagen, und dieser verlangte von ihm den Tod des Kardinals und des Herzogs von Palliano. Die beiden Brüder wurden vor Gericht angeklagt, und die Urkunden des Prozesses, den sie zu erdulden hatten, erzählen uns auch alle Umstände des Todes von Marcello Capecce.

      Einer der zahlreichen einvernommenen Zeugen sagt in folgender Weise aus:

       Wir waren in Soriano. Mein Herr, der Herzog hatte eine lange Unterredung mit dem Grafen d'Aliffe. Sehr spät am Abend stieg man in ein Vorratsgewölbe zu ebener Erde hinunter, wo der Herzog schon die zur peinlichen Befragung des Schuldigen notwendigen Seile hatte vorbereiten lassen. Zugegen waren der Herzog, der Graf d'Aliffe, der Herr Antonio Torando und ich.

      Als erster Zeuge wurde der Hauptmann Camillo Grifone, der Freund und Vertraute Capecces gerufen. Der Herzog sagte folgendes zu ihm:

      ‚Sage СКАЧАТЬ