Die Äbtissin von Castro. Stendhal
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Название: Die Äbtissin von Castro

Автор: Stendhal

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Am 28. August 1559 schickte der Herzog zwei Kompagnien Soldaten nach Gallese. Am 30. kamen Don Leonardo del Cardine, ein Verwandter des Herzogs und Don Ferrante, Graf d'Aliffe, der Bruder der Herzogin in Gallese an und gingen in die Gemächer der Herzogin, um ihr den Tod zu geben. Sie verkündeten ihr, daß sie sterben müsse und sie nahm diese Nachricht ohne die leiseste Erregung hin. Sie wollte vorher beichten und die heilige Messe hören. Als dann die beiden Herren sich ihr wieder näherten, bemerkte sie, daß sie untereinander nicht einig waren. Sie fragte, ob sie einen Befehl ihres Gatten, des Herzogs, hätten, sie zu ermorden.

      ‚Ja, Signora‘, erwiderte Leonardo. Die Herzogin wollte ihn sehen; Don Ferrante zeigte ihn ihr.

      Ich finde in dem Prozeß des Herzogs von Palliano die Aussage der Mönche, welche diesen schrecklichen Vorgängen beiwohnten. Diese Aussagen sind weit über die der andern Zeugen zu stellen und das kommt, scheint mir, daher, daß die Mönche ohne jede Furcht vor Gericht aussagten, während alle andern Zeugen mehr oder weniger Mitschuldige ihres Herrn gewesen waren.

      Der Kapuzinerbruder Antonio von Pavia sagte folgendes aus:

      „Nach der Messe hatte sie fromm die heilige Kommunion genommen und während wir ihr Trost zusprachen, trat der Graf d'Aliffe, der Bruder der Herzogin ins Zimmer, in der Hand eine Schnur und einen daumdicken Haselnußstab, der etwa eine halbe Elle lang sein mochte. Er verband der Herzogin mit einem Taschentuch die Augen und sie zog es mit großer Kaltblütigkeit tiefer über ihre Augen hinunter, um ihn nicht zu sehen. Der Graf legte ihr die Schnur um den Hals, aber da sie nicht taugte, nahm sie der Graf wieder ab und entfernte sich einige Schritte; als die Herzogin ihn gehen hörte, hob sie das Taschentuch von den Augen und sagte:

      ‚Nun? Was geschieht?‘

      Der Graf antwortete:

      ‚Die Schnur war nicht gut, ich werde eine andre holen, damit Ihr nicht leiden müßt.‘

      Als er diese Worte sprach, ging er hinaus und kam nach einigen Minuten mit einer andern Schnur ins Zimmer zurück; er legte ihr von neuem das Taschentuch über die Augen, schlang ihr die Schnur um den Hals, steckte den Stab durch den Knoten, drehte ihn herum und erdrosselte sie. Die Sache ging, was die Herzogin betraf, ganz im Ton einer gewöhnlichen Unterhaltung vor sich.“

      Ein andrer Kapuziner, Bruder Antonio von Salazar, schließt seine Aussage mit folgenden Worten:

       Ich wollte mich zurückziehen, weil ich Bedenken hatte wegen meines Gewissens und um sie nicht sterben zu sehn, aber die Herzogin sagte zu mir:

      ‚Entferne dich nicht von hier, um Gottes Barmherzigkeit willen.‘

      Nun erzählt der Mönch die Umstände ihres Todes genau so wie wir sie eben geschildert haben. Er fügt hinzu:

      ‚Sie starb als gute Christin, immer wiederholend: Ich glaube, ich glaube.‘“

      Die beiden Mönche, welche offenbar von ihrem Vorgesetzten die nötige Genehmigung erhalten hatten, blieben bei ihren Aussagen, daß die Herzogin immer ihre völlige Unschuld beteuerte, sowohl in allen Unterredungen mit ihnen, wie in jeder Beichte und besonders auch in der Beichte, die der Messe voranging, wo sie das heilige Abendmahl empfing. Wäre sie schuldig gewesen, hätte sie sich durch diesen Stolz bloß in die Hölle gestürzt.

      In der Gegenüberstellung des Kapuzinerbruders Antonio von Pavia mit Don Leonardo del Cardine, sagte der Bruder:

      „Mein Gefährte sagte dem Grafen, daß es gut wäre, solange zu warten, bis die Herzogin niederkäme; sie ist seit sechs Monaten schwanger,“ fügte er hinzu, „und man sollte die Seele des armen unglücklichen Kleinen retten, den sie in ihrem Schoß trägt; man muß ihn taufen.“

      Worauf der Graf d'Aliffe antwortete:

      „Ihr wißt, daß ich nach Rom gehen muß, und ich will dort nicht mit dieser Maske vor dem Gesicht erscheinen.“ Mit dieser ungesühnten Schmach wollte er damit sagen.

      Kaum war die Herzogin tot, als die beiden Kapuziner darauf bestanden, daß man die Leiche ohne Verzug öffne, um das Kind zu taufen; aber der Graf und Don Leonardo hörten nicht auf ihre Bitten.

      Am nächsten Tag wurde die Herzogin in der Kirche des Orts mit einigem Gepränge bestattet. Ich habe den amtlichen Bericht darüber gelesen. Dieses Ereignis, dessen Kunde sich sofort verbreitete, machte wenig Eindruck; man hatte es schon seit langem erwartet; man hatte schon mehrere Male die Nachricht von diesem Tod in Gallese und in Rom verkündet und außerdem war ein Mord außerhalb der Stadt und zu einer Zeit, wo der h. Stuhl frei war, gar nichts Besonderes. Das Konklave, welches auf den Tod Paul IV. folgte, war sehr stürmisch; es dauerte nicht weniger als vier Monate.

      Am 26. Dezember 1559 war der Kardinal Carlo Carafa genötigt, bei der Wahl eines Papstes mitzuwirken, welcher von Spanien vorgeschlagen worden war und folglich allen strengen Maßnahmen willig zustimmen mußte, die Philipp II. gegen ihn, Kardinal Carafa, verlangen würde. Der Neuerwählte nahm den Namen Pius IV. an.

      Wenn der Kardinal zur Zeit, als sein Oheim starb, nicht verbannt gewesen wäre, hätte er auf die Wahl Einfluß gehabt oder zum mindesten hätte er die Ernennung eines Feindes verhindern können.

      Kurz darauf verhaftete man den Kardinal wie den Herzog; der Befehl Philipp II. ging offenbar dahin, sie zugrunde zu richten. Sie hatten sich gegen vierzehn Hauptanklagepunkte zu verantworten. Man verhörte auch alle, die über diese vierzehn Punkte hatten Aufklärung geben können. Dieser ausgezeichnet geführte Prozeß macht zwei Foliobände aus, die ich mit großem Interesse gelesen habe, weil man dort auf jeder Seite Schilderungen von Sitten trifft, welche die Historiker der Erhabenheit der Geschichte nicht würdig fanden. Ich habe dort sehr merkwürdige Einzelheiten über einen Mordanschlag verfolgen können, der von der spanischen Partei gegen den Kardinal Carafa versucht wurde, als er noch allmächtiger Minister war.

      Übrigens wurde er und sein Bruder wegen Verbrechen verurteilt, die für andere keine gewesen wären, zum Beispiel: den Liebhaber einer untreuen Frau getötet zu haben und diese Frau auch. Einige Jahre später heiratete der Fürst Orsini die Schwester des Großherzogs von Toscana; er glaubte, daß sie ihm untreu sei und ließ sie in Toscana selbst unter Zustimmung ihres Bruders des Großherzogs vergiften und niemals wurde ihm das Verbrechen angerechnet. Auch mehrere Fürstinnen aus dem Hause Medici sind so gestorben.

      Als der Prozeß der beiden Carafa beendet war, machte man einen langen Auszug davon, der zu wiederholten Malen von den Kongregationen der Kardinäle geprüft wurde. Nachdem man einmal übereingekommen war, den Mord, der den Ehebruch rächte, mit dem Tode zu bestrafen – eine Art Verbrechen, mit dem das Gericht vordem sich nie befaßt hatte – ist es nur zu klar, daß der Kardinal schuldig war, seinen Bruder zum Verbrechen angestiftet zu haben, wie der Herzog schuldig, weil er es ausführen ließ.

      Am 3. März 1561 hielt Papst Pius IV. ein Konsistorium, das acht Stunden dauerte und bei dessen Schluß er das Urteil über die Carafa in folgender Weise sprach: Prout in schedula – Es möge nach dem Gesetze geschehn.

      In der Nacht des folgenden Tages schickte der Fiskal den Borgelloführer der Sbirren nach der Engelsburg, um das Todesurteil an den beiden Brüdern, Carlo, Kardinal Carafa und Giovanni, Herzog von Palliano, vollstrecken zu lassen. So geschah es. Man nahm zuerst den Herzog vor. Er wurde von der Engelsburg in das Gefängnis von Tordinone überführt, wo alles vorbereitet war, denn dort wurden dem Herzog, dem Grafen d'Aliffe und Don Leonardo del Cardine der Kopf abgeschlagen.

      Der Herzog ertrug diese schrecklichen Augenblicke nicht nur wie ein Mann von hohem Adel, sondern er war auch als Christ bereit, alles aus Liebe zu Gott zu erdulden. Er richtete schöne Worte an СКАЧАТЬ