Egmont. Johann Wolfgang von Goethe
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Название: Egmont

Автор: Johann Wolfgang von Goethe

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Rede für die Freiheit, zur Übung der Redekunst"; da war doch immer Fritz der erste, und der Rektor sagte: wenn's nur ordentlicher wäre, nur nicht alles so über einander gestolpert. – Damals kocht' es und trieb! – Jetzt schlepp' ich mich an den Augen des Mädchens so hin. Kann ich sie doch nicht lassen! Kann sie mich doch nicht lieben! – Ach – Nein – Sie – Sie kann mich nicht ganz verworfen haben. – Nicht ganz – und halb und nichts! – Ich duld' es nicht länger! – Sollte es wahr sein, was mir ein Freund neulich ins Ohr sagte? daß sie nachts einen Mann heimlich zu sich einläßt, da sie mich züchtig immer vor Abend aus dem Hause treibt. Nein, es ist nicht wahr, es ist eine Lüge, eine schändliche verleumderische Lüge! Klärchen ist so unschuldig, als ich unglücklich bin. – Sie hat mich verworfen, hat mich von ihrem Herzen gestoßen – Und ich soll so fortleben? Ich duld', ich duld' es nicht. – Schon wird mein Vaterland von innerm Zwiste heftiger bewegt, und ich sterbe unter dem Getümmel nur ab! Ich duld' es nicht! – Wenn die Trompete klingt, ein Schuß fällt, mir fährt's durch Mark und Bein! Ach, es reizt mich nicht, es fordert mich nicht, auch mit einzugreifen, mit zu retten, zu wagen. – Elender, schimpflicher Zustand! Es ist besser, ich end' auf einmal. Neulich stürzt' ich mich ins Wasser, ich sank – aber die geängstete Natur war stärker; ich fühlte, daß ich schwimmen konnte, und rettete mich wider Willen. – Könnt' ich der Zeiten vergessen, da sie mich liebte, mich zu lieben schien! – Warum hat mir's Mark und Bein durchdrungen, das Glück? Warum haben mir diese Hoffnungen allen Genuß des Lebens aufgezehrt, indem sie mir ein Paradies von weitem zeigten? – Und jener erste Kuß! Jener einzige! – Hier (die Hand auf den Tisch legend), hier waren wir allein – sie war immer gut und freundlich gegen mich gewesen – da schien sie sich zu erweichen – sie sah mich an – alle Sinnen gingen mir um, und ich fühlte ihre Lippen auf den meinigen. – Und – und nun? – Stirb, Armer! Was zauderst du? (Er zieht ein Fläschchen aus der Tasche.) Ich will dich nicht umsonst aus meines Bruders Doktorkästchen gestohlen haben, heilsames Gift! Du sollst mir dieses Bangen, diese Schwindel, diese Todesschweiße auf einmal verschlingen und lösen.

      Zweiter Aufzug.

      Platz in Brüssel.

      Jetter und ein Zimmermeister treten zusammen.

      Zimmermeister. Sagt' ich's nicht voraus? Noch vor acht Tagen auf der

      Zunft sagt' ich, es würde schwere Händel geben.

      Jetter. Ist's denn wahr, daß sie die Kirchen in Flandern geplündert haben?

      Zimmermeister. Ganz und gar zu Grunde gerichtet haben sie Kirchen und Kapellen. Nichts als die vier nackten Wände haben sie stehen lassen. Lauter Lumpengesindel! Und das macht unsre gute Sache schlimm. Wir hätten eher, in der Ordnung, und standhaft, unsere Gerechtsame der Regentin vortragen und drauf halten sollen. Reden wir jetzt, versammeln wir uns jetzt, so heißt es, wir gesellen uns zu den Aufwieglern.

      Jetter. Ja, so denkt jeder zuerst: was sollst du mit deiner Nase voran?

      Hängt doch der Hals gar nah damit zusammen.

      Zimmermeister. Mir ist's bange, wenn's einmal unter dem Pack zu lärmen anfängt, unter dem Volk, das nichts zu verlieren hat. Die brauchen das zum Vorwande, worauf wir uns auch berufen müssen, und bringen das Land in Unglück. (Soest tritt dazu.)

      Soest. Guten Tag, ihr Herrn! Was giebt's Neues? Ist's wahr, daß die

      Bilderstürmer gerade hierher ihren Lauf nehmen?

      Zimmermeister. Hier sollen sie nichts anrühren.

      Soest. Es trat ein Soldat bei mir ein, Tobak zu kaufen; den fragt' ich aus. Die Regentin, so eine wackre, kluge Frau sie bleibt, diesmal ist sie außer Fassung. Es muß sehr arg sein, daß sie sich so geradezu hinter ihre Wache versteckt. Die Burg ist scharf besetzt. Man meint sogar, sie wolle aus der Stadt flüchten.

      Zimmermeister. Hinaus soll sie nicht! Ihre Gegenwart beschützt uns, und wir wollen ihr mehr Sicherheit verschaffen als ihre Stutzbärte. Und wenn sie uns unsere Rechte und Freiheiten aufrecht erhält, so wollen wir sie auf den Händen tragen.

      (Seifensieder tritt dazu.)

      Seifensieder. Garstige Händel! Üble Händel! Es wird unruhig und geht schief aus! – Hütet euch, daß ihr stille bleibt, daß man euch nicht auch für Aufwiegler hält.

      Soest. Da kommen die sieben Weisen aus Griechenland.

      Seifensieder. Ich weiß, da sind viele, die es heimlich mit den Calvinisten halten, die auf die Bischöfe lästern, die den König nicht scheuen. Aber ein treuer Unterthan, ein aufrichtiger Katholike —

      (Es gesellt sich nach und nach allerlei Volk zu ihnen und horcht.)

      (Vansen tritt dazu.)

      Vansen. Gott grüß' euch Herren! Was Neues?

      Zimmermeister. Gebt euch mit dem nicht ab, das ist ein schlechter Kerl.

      Jetter. Ist es nicht der Schreiber beim Doktor Wiets?

      Zimmermeister. Er hat schon viele Herren gehabt. Erst war er Schreiber, und wie ihn ein Patron nach dem andern fortjagte, Schelmstreiche halber, pfuscht er jetzt Notaren und Advokaten ins Handwerk, und ist ein Branntweinzapf.

      (Es kommt mehr Volk zusammen und steht truppweise.)

      Vansen. Ihr seid auch versammelt, steckt die Köpfe zusammen. Es ist immer redenswert,

      Soest. Ich denk' auch.

      Vansen. Wenn jetzt einer oder der andere Herz hätte, und einer oder der andere den Kopf dazu, wir könnten die spanischen Ketten auf einmal sprengen.

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