Название: Die Aufgeregten
Автор: Johann Wolfgang von Goethe
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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Karoline. Hernach der Baron.
Karoline (nachdem sie einige Mal nachdenkend auf und ab gegangen). Er verlässt mich keinen Augenblick, auch im Traum selbst war er mir gegenwärtig. O, wenn ich glauben könnte, dass sein Herz, seine Absichten so redlich sind, als seine Blicke, sein Betragen reizend und einnehmend ist! Ach, und die Art, mit der er alles zu sagen weiß, wie edel er sich ausdrückt! Man sage, was man will, welche Vorzüge gibt einem Menschen von edler Geburt eine standesmäßige Erziehung! Ach, dass ich doch seinesgleichen wäre!
Der Baron (an der Türe).
Sind Sie allein, beste Karoline?
Karoline. Herr Baron, wo kommen Sie her? Entfernen Sie sich! Wenn mein Vater käme! Es ist nicht schön, mich so zu überfallen.
Baron. Die Liebe, die mich hieher führt, wird auch mein Fürsprecher bei Ihnen sein, angebetete Karoline. (Er will sie umarmen.)
Karoline.
Zurück, Herr Baron! Sie sind sehr verwegen. Wo kommen Sie her?
Baron. Ein Geschrei weckt mich, ich springe herunter und finde, dass mein Neffe sich eine Brausche gefallen hat. Ich finde Ihren Vater um das Kind beschäftigt, nun kommt auch Ihre Muhme, ich sehe, dass es keine Gefahr hat, es fällt mir ein: Karoline ist allein – und was kann mir bei jeder Gelegenheit anders einfallen als Karoline? Die Augenblicke sind kostbar, schönes, angenehmes Kind! Gestehen Sie mir, sagen Sie mir, dass Sie mich lieben. (Will sie umarmen.)
Karoline.
Noch einmal, Herr Baron! Lassen Sie mich, und verlassen Sie dieses
Haus!
Baron. Sie haben versprochen, mich so bald als möglich zu sehen, und wollen mich nun entfernen?
Karoline.
Ich habe versprochen, morgen früh mit Sonnenaufgang in dem Garten zu sein, mit Ihnen spazieren zu gehen, mich Ihrer Gesellschaft zu freuen.
Hieher hab' ich Sie nicht eingeladen.
Baron.
Aber die Gelegenheit —
Karoline.
Hab' ich nicht gemacht.
Baron.
Aber ich benutze sie; können Sie mir es verdenken?
Karoline.
Ich weiß nicht, was ich von Ihnen denken soll.
Baron.
Auch Sie – lassen Sie es mich frei gestehen – auch Sie erkenne ich nicht.
Karoline.
Und worin bin ich mir denn so unähnlich?
Baron.
Können Sie noch fragen?
Karoline.
Ich muss wohl, ich begreife Sie nicht.
Baron.
Ich soll reden?
Karoline.
Wenn ich Sie verstehen soll.
Baron.
Nun gut. Haben Sie nicht seit den drei Tagen, die ich Sie kenne, jede
Gelegenheit gesucht, mich zu sehen, und zu sprechen?
Karoline.
Ich leugne es nicht.
Baron.
Haben Sie mir nicht, sooft ich Sie ansah, mit Blicken geantwortet?
Und mit was für Blicken!
Karoline (verlegen).
Ich kann meine eignen Blicke nicht sehen.
Baron. Aber fühlen, was sie bedeuten. – Haben Sie mir, wenn ich Ihnen im Tanze die Hand drückte, die Hand nicht wieder gedrückt?
Karoline.
Ich erinnere mich's nicht.
Baron.
Sie haben ein kurzes Gedächtnis, Karoline. Als wir unter der Linde drehten, und ich Sie zärtlich an mich schloss, damals stieß mich
Karoline nicht zurück.
Karoline. Herr Baron, Sie haben sich falsch ausgelegt, was ein gutherziges, unerfahrnes Mädchen —
Baron.
Liebst du mich?
Karoline.
Noch einmal, verlassen Sie mich! Morgen frühe —
Baron.
Werde ich ausschlafen.
Karoline.
Ich werde Ihnen sagen —
Baron.
Ich werde nichts hören.
Karoline.
So verlassen Sie mich.
Baron (sich entfernend).
O, es ist mir leid, dass ich gekommen bin.
Karoline (allein, nach einer Bewegung, als wenn sie ihn aufhalten wollte). Er geht, ich muss ihn fortschicken, ich darf ihn nicht halten. Ich liebe ihn und muss ihn verscheuchen. Ich war unvorsichtig und bin unglücklich. Weg sind meine Hoffnungen auf den schönen Morgen, weg die goldnen Träume, die ich zu nähren wagte. O, wie wenig Zeit braucht es, unser ganzes Schicksal umzukehren!
Vierter Auftritt
Karoline. Breme.
Karoline.
Lieber Vater, wie geht's? Was macht der junge Graf?
Breme.
Es ist eine starke Kontusion; doch ich hoffe, die Läsion soll nicht gefährlich sein. Ich werde eine vortreffliche Kur machen, und der
Herr Graf wird sich künftig, sooft er sich im Spiegel besieht, bei der
Schmarre mit Achtung seines geschickten Chirurgi, seines Breme von
Bremenfeld erinnern.
Karoline.
Die arme Gräfin! Wenn sie nur nicht schon morgen käme.
Breme. Desto besser! Und wenn sie den übeln Zustand des Patienten mit Augen sieht, wird sie, wenn die Kur vollbracht ist, desto mehr Ehrfurcht für meine Kunst empfinden. Standespersonen müssen auch wissen, dass sie und ihre Kinder Menschen sind; man kann sie nicht genug empfinden machen, wie verehrungswürdig ein Mann ist, der ihnen in ihren Nöten beisteht, СКАЧАТЬ