Название: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel
Автор: Johann Wolfgang von Goethe
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Elisabeth. Ist ein rechter Bursch, fьrcht sich vor Hexen!
Maria. Du tust besser, Karl! leb du einmal auf deinem Schloя als ein frommer christlicher Ritter. Auf seinen eigenen Gьtern findet man zum Wohltun Gelegenheit genug. Die rechtschaffensten Ritter begehen mehr Ungerechtigkeit als Gerechtigkeit auf ihren Zьgen.
Elisabeth. Schwester, du weiяt nicht, was du redst. Gebe nur Gott, daя unser Junge mit der Zeit braver wird, und dem Weislingen nicht nachschlдgt, der so treulos an meinem Mann handelt.
Maria. Wir wollen nicht richten, Elisabeth. Mein Bruder ist sehr erbittert, du auch. Ich bin bei der ganzen Sache mehr Zuschauer, und kann billiger sein.
Elisabeth. Er ist nicht zu entschuldigen.
Maria. Was ich von ihm gehцrt, hat mich eingenommen. Erzдhlte nicht selbst dein Mann so viel Liebes und Gutes von ihm! Wie glьcklich war ihre Jugend, als sie zusammen Edelknaben des Markgrafen waren!
Elisabeth. Das mag sein. Nur sag, was kann der Mensch je Gutes gehabt haben, der seinem besten treusten Freunde nachstellt, seine Dienste den Feinden meines Mannes verkauft, und unsern trefflichen Kaiser der uns so gnдdig ist, mit falschen widrigen Vorstellungen einzunehmen sucht.
Karl. Der Vater! der Vater! Der Tьrner blдst 's Liedel: "Heisa, mach 's Tor auf."
Elisabeth. Da kommt er mit Beute.
(Ein Reiter kommt.)
Reiter. Wir haben, gejagt! wir haben gefangen! Gott grья Euch, edle Frauen.
Elisabeth. Habt ihr den Weislingen?
Reiter. Ihn und drei Reiter.
Elisabeth. Wie ging's zu, daя ihr so lang ausbleibt?
Reiter. Wir lauerten auf ihn zwischen Nьrnberg und Bamberg, er wollte nicht kommen, und wir wuяten doch, er war auf dem Wege. Endlich kundschaften wir ihn aus: er war seitwдrts gezogen, und saя geruhig beim Grafen auf dem Schwarzenberg.
Elisabeth. Den mцchten sie auch gern meinem Mann feind haben.
Reiter. Ich sagt's gleich dem Herrn. Auf! und wir ritten in Haslacher Wald. Und da war's kurios: wie wir so in die Nacht reiten, hьt just ein Schдfer da, und fallen fьnf Wцlf in die Herd und packten weidlich an. Da lachte unser Herr und sagte: "Glьck zu, liebe Gesellen! Glьck ьberall und uns auch!" Und es freuet' uns all das gute Zeichen. Indem so kommt der Weislingen hergeritten mit vier Knechten.
Maria. Das Herz zittert mir im Leibe.
Reiter. Ich und mein Kamerad, wie's der Herr befohlen hatte, nistelten uns an ihn, als wдren wir zusammengewachsen, daя er sich nicht regen noch rьhren konnte, und der Herr und der Hans fielen ьber die Knechte her und nahmen sie in Pflicht. Einer ist entwischt.
Elisabeth. Ich bin neugierig, ihn zu sehn. Kommen sie bald?
Reiter. Sie reiten das Tal herauf, in einer Viertelstund sind sie hier.
Maria. Er wird niedergeschlagen sein.
Reiter. Finster genug sieht er aus.
Maria. Sein Anblick wird mir im Herzen weh tun.
Elisabeth. Ah! – Ich will gleich das Essen zurecht machen. Hungrig werdet ihr doch alle sein.
Reiter. Rechtschaffen.
Elisabeth. Nimm den Kellerschlьssel und hol vom besten Wein! Sie haben ihn verdient. (Ab.)
Karl. Ich will mit, Tante.
Maria. Komm, Bursch. (Ab.)
Reiter. Der wird nicht sein Vater, sonst ging' er mit in Stall!
(Gцtz. Weislingen. Reitersknechte.)
Gцtz (Helm und Schwert auf den Tisch legend). Schnallt mir den Harnisch auf, und gebt mir mein Wams. Die Bequemlichkeit wird mir wohl tun. Bruder Martin, du sagtest recht – Ihr habt uns in Atem erhalten, Weislingen.
Weislingen (antwortet nichts, auf und ab gehend).
Gцtz. Seid gutes Muts. Kommt, entwaffnet Euch. Wo sind Eure Kleider? Ich hoffe, es soll nichts verlorengegangen sein. (Zum Knecht.) Frag seine Knechte, und цffnet das Gepдcke, und seht zu, daя nichts abhanden komme. Ich kцnnt Euch auch von den meinigen borgen.
Weislingen. Laяt mich so, es ist all eins.
Gцtz. Kцnnt Euch ein hьbsches saubres Kleid geben, ist zwar nur leinen. Mir ist's zu eng worden. Ich hatt's auf der Hochzeit meines gnдdigen Herrn des Pfalzgrafen an, eben damals, als Euer Bischof so giftig ьber mich wurde. Ich hatt' ihm, vierzehn Tag vorher, zwei Schiff auf dem Main niedergeworfen. Und ich geh mit Franzen von Sickingen im Wirtshaus zum Hirsch in Heidelberg die Trepp hinauf. Eh man noch ganz droben ist, ist ein Absatz und ein eisen Gelдnderlein, da stund der Bischof und gab Franzen die Hand, wie er vorbeiging, und gab sie mir auch, wie ich hintendrein kam. Ich lacht in meinem Herzen, und ging zum Landgrafen von Hanau, der mir gar ein lieber Herr war, und sagte: "Der Bischof hat mir die Hand geben, ich wett, er hat mich nicht gekannt." Das hцrt' der Bischof, denn ich red't laut mit Fleiя, und kam zu uns trotzig – und sagte: "Wohl, weil ich Euch nicht kannt hab, gab ich Euch die Hand." Da sagt ich: "Herre, ich merkt's wohl, daя Ihr mich nicht kanntet, und hiermit habt Ihr Eure Hand wieder." Da ward das Mдnnlein so rot am Hals wie ein Krebs vor Zorn und lief in die Stube zu Pfalzgraf Ludwig und dem Fьrsten von Nassau und klagt's ihnen. Wir haben nachher uns oft was drьber zugute getan.
Weislingen. Ich wollt, Ihr lieяt mich allein.
Gцtz. Warum das? Ich bitt Euch, seid aufgerдumt. Ihr seid in meiner Gewalt, und ich werd sie nicht miяbrauchen.
Weislingen. Dafьr war mir's noch nicht bange. Das ist Eure Ritterpflicht.
Gцtz. Und Ihr wiяt, daя die mir heilig ist.
Weislingen. Ich bin gefangen; das ьbrige ist eins.
Gцtz. Ihr solltet nicht so reden. Wenn Ihr's mit Fьrsten zu tun hдttet, und sie Euch in tiefen Turn an Ketten aufhingen, und der Wдchter Euch den Schlaf wegpfeifen mьяte!
(Die Knechte mit den Kleidern.)
Weislingen (zieht sich aus und an).
(Karl kommt.)
Karl. Guten Morgen, Vater!
Gцtz (kьяt ihn). Guten Morgen, Junge. Wie habt ihr die Zeit gelebt?
Karl. Recht geschickt, Vater! Die Tante sagt: ich sei recht geschickt.
Gцtz. So!
Karl. Hast du mir was mitgebracht?
Gцtz. Diesmal nicht.
Karl. Ich hab viel gelernt.
Gцtz. Ei!
Karl. Soll ich dir vom frommen Kind erzдhlen?
Gцtz. Nach Tische.
Karl. Ich weiя noch was.
Gцtz. Was wird das sein?
Karl. СКАЧАТЬ