Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel. Johann Wolfgang von Goethe
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СКАЧАТЬ Bring mir einen Krug Wein, gib Hansen auch ein Glas, sag ihm, er soll munter sein, es gilt. Ich hoffe jeden Augenblick, meine Kundschafter sollen zurьckkommen.

      Georg. Ach gestrenger Herr!

      Gцtz. Was hast du?

      Georg. Darf ich nicht mit?

      Gцtz. Ein andermal, Georg, wann wir Kaufleute fangen und Fuhren wegnehmen.

      Georg. Ein andermal, das habt Ihr schon oft gesagt. O diesmal! diesmal! Ich will nur hintendreinlaufen, nur auf der Seite lauern. Ich will Euch die verschossenen Bolzen wiederholen.

      Gцtz. Das nдchstemal, Georg. Du sollst erst ein Wams haben, eine Blechhaube und einen Spieя.

      Georg. Nehmt mich mit! Wдr ich letzt dabei gewesen, Ihr hдttet die Armbrust nicht verloren.

      Gцtz. Weiяt du das?

      Georg. Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den Fuяknechten hob sie auf; weg war sie! Gelt ich weiя?

      Gцtz. Erzдhlen dir das meine Knechte?

      Georg. Wohl. Dafьr pfeif ich ihnen auch, wann wir die Pferde striegeln, allerlei Weisen und lerne sie allerlei lustige Lieder.

      Gцtz. Du bist ein braver Junge.

      Georg. Nehmt mich mit, daя ich's zeigen kann!

      Gцtz. Das nдchstemal, auf mein Wort. Unbewaffnet wie du bist, sollst du nicht in Streit. Die kьnftigen Zeiten brauchen auch Mдnner. Ich sage dir, Knabe, es wird eine teure Zeit werden: Fьrsten werden ihre Schдtze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hansen seinen Kьraя wieder und bring mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein Mцnch! Wo kommt der noch her?

      (Bruder Martin kommt.)

      Gцtz. Ehrwьrdiger Vater, guten Abend! woher so spдt? Mann der heiligen Ruhe, Ihr beschдmt viel Ritter.

      Martin. Dank Euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur demьtiger Bruder, wenn's ja Titel sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hцr ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.

      Gцtz. Ihr seid mьde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.

      Martin. Fьr mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.

      Gцtz. Ist das Euer Gelьbde?

      Martin. Nein, gnдdiger Herr, es ist nicht wider mein Gelьbde, Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelьbde ist, so trinke ich keinen Wein.

      Gцtz. Wie versteht Ihr das?

      Martin. Wohl Euch, daя Ihr's nicht versteht. Essen und trinken, mein ich, ist des Menschen Leben.

      Gцtz. Wohl!

      Martin. Wenn Ihr gegessen und getrunken habt, seid Ihr wie neu geboren; seid stдrker, mutiger, geschickter zu Euerm Geschдft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn Ihr Wein getrunken habt, seid Ihr alles doppelt, was Ihr sein sollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so unternehmend, noch einmal so schnell ausfьhrend.

      Gцtz. Wie ich ihn, trinke, ist es wahr.

      Martin. Davon red ich auch. Aber wir-(Georg mit Wasser.)

      Gцtz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach, und leg dich mit dem Ohr auf die Erde, ob du nicht Pferde kommen hцrst, und sei gleich wieder hier.

      Martin. Aber wir, wenn wir gegessen und getrunken haben, sind wir grad das Gegenteil von dem, was wir sein sollen. Unsere schlдfrige Verdauung stimmt den Kopf nach dem Magen, und in der Schwдche einer ьberfьllten Ruhe erzeugen sich Begierden, die ihrer Mutter leicht ьber den Kopf wachsen.

      Gцtz. Ein Glas, Bruder Martin, wird Euch nicht im Schlaf stцren. Ihr seid heute viel gegangen. (Bringt's ihm.) Alle Streiter!

      Martin. In Gottes Namen! (Sie stoяen an.) Ich kann die mьяigen Leute nicht ausstehen; und doch kann ich nicht sagen, daя alle Mцnche mьяig sind; sie tun, was sie kцnnen. Da komm ich von St. Veit, wo ich die letzte Nacht schlief. Der Prior fьhrte mich in den Garten; das ist nun ihr Bienenkorb. Vortrefflicher Salat! Kohl nach Herzens Lust! und besonders Blumenkohl und Artischocken, wie keine in Europa!

      Gцtz. Das ist also Eure Sache nicht. (Er steht auf, sieht nach dem Jungen und kommt wieder.)

      Martin. Wollte, Gott hдtte mich zum Gдrtner oder Laboranten gemacht!

      Ich kцnnte glьcklich sein. Mein Abt liebt mich, mein Kloster ist Erfurt in Sachsen; er weiя, ich kann nicht ruhn; da schickt er mich herum, wo was zu betreiben ist. Ich geh zum Bischof von Konstanz.

      Gцtz. Noch eins! Gute Verrichtung!

      Martin. Gleichfalls.

      Gцtz. Was seht Ihr mich so an, Bruder?

      Martin. Daя ich in Euern Harnisch verliebt bin.

      Gцtz. Hдttet Ihr Lust zu einem? Es ist schwer und beschwerlich ihn zu tragen.

      Martin. Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt! und mir kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Mensch sein dьrfen. Armut, Keuschheit und Gehorsam – drei Gelьbde, deren jedes, einzeln betrachtet, der Natur das Unausstehlichste scheint, so unertrдglich sind sie alle. Und sein ganzes Leben unter dieser Last, oder der weit drьckendern Bьrde des Gewissens mutlos zu keuchen! O Herr! was sind die Mьhseligkeiten Eures Lebens, gegen die Jдmmerlichkeiten eines Standes, der die besten Triebe, durch die wir werden, wachsen und gedeihen, aus miяverstandener Begierde Gott nдher zu rьcken, verdammt?

      Gцtz. Wдr Euer Gelьbde nicht so heilig, ich wollte Euch bereden, einen Harnisch anzulegen, wollt Euch ein Pferd geben, und wir zцgen miteinander.

      Martin. Wollte Gott, meine Schultern fьhlten Kraft, den Harnisch zu ertragen, und mein Arm Stдrke, einen Feind vom Pferd zu stechen! – Arme schwache Hand, von jeher gewohnt, Kreuze und Friedensfahnen zu fьhren und Rauchfдsser zu schwingen, wie wolltest du Lanze und Schwert regieren! Meine Stimme, nur zu Ave und Halleluja gestimmt, wьrde dem Feind ein Herold meiner Schwдche sein, wenn ihn die Eurige ьberwдltigte. Kein Gelьbde sollte mich abhalten wieder in den Orden zu treten, den mein Schцpfer selbst gestiftet hat!

      Gцtz. Glьckliche Wiederkehr!

      Martin. Das trinke ich nur fьr Euch. Wiederkehr in meinen Kдfig ist allemal unglьcklich. Wenn Ihr wiederkehrt, Herr, in Eure Mauern, mit dem Bewuяtsein Eurer Tapferkeit und Stдrke, der keine Mьdigkeit etwas anhaben kann, Euch zum erstenmal nach langer Zeit, sicher vor feindlichem ьberfall, entwaffnet auf Euer Bette streckt und Euch nach dem Schlaf dehnt, der Euch besser schmeckt als mir der Trunk nach langem Durst: da kцnnt Ihr von Glьck sagen!

      Gцtz. Dafьr kommt's auch selten.

      Martin (feuriger). Und ist, wenn's kommt, ein Vorschmack des Himmels. – Wenn Ihr zurьckkehrt, mit der Beute Eurer Feinde beladen, und Euch erinnert: den stach ich vom Pferd, eh er schieяen konnte, und den rannt ich samt dem Pferde nieder, und dann reitet Ihr zu Euerm Schloя hinauf, und-Gцtz. Was meint Ihr?

      Martin. Und Eure Weiber! (Er schenkt ein.) Auf Gesundheit Eurer Frau!

      (Er wischt sich die Augen.) Ihr habt doch eine?

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