Название: Willkommen im Exzelsior
Автор: Jo Danieli
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742793249
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Gloria lauscht lauscht mit offenem Mund und steht dann auf, die Stirn runzelnd, ins Telefon schnaubend. “Was meinst du damit, Bernie?” (lauscht) “Wie kannst du das sagen? Sie ist eine Expertin!”
Im Fernsehen schaut die Feministin die Moderatorin entspannt an und greift nach ihrem Wasserglas. “Käufliche Männer hätten wahrscheinlich viel mehr Kunden als käufliche Frauen.”
Gloria jubelt und springt auf. “Hast du das gehört, Bernie? Hallo? Bernie?”
Sie schaut ungläubig das Telefon an, denn Bernie hat aufgelegt. Gloria schüttelt den Kopf und schaut wieder zum Fernseher. “Er hat aufgelegt. Das fasse ich ja nicht.”
Sie nimmt die Fernbedienung und dreht den Ton leiser. Die Moderatorin spricht jetzt: “Glauben Sie, dass die Idee der frei zugänglichen sexuellen Befriedigung für Frauen von Männern als eine Art Bedrohung aufgefasst werden würde?”
Die Feministin lächelt. “Danke für die Frage. Ganz genauso ist es.”
Gloria setzt sich wieder hin und murmelt, versonnen. “Was für ein Zufall. Genau dieses Thema, heute, hier ...”
“Frauen, die ihre Sexualität ausleben und sie befriedigen könnten, wie und wann sie wollen, wären in keinem Aspekt mehr von den männlichen Machern der Gesellschaft abhängig. Sie wären gesund und frei. Und stark.”
Gloria nickt der TV-Frau zu. Die Moderatorin lächelt höflich. “In einer männerdominierten Gesellschaft wäre derlei vermutlich gar nicht zu verwirklichen.”
Die Feministin seufzt und macht eine bedauernde Geste: “Es gäbe kein Verständnis dafür und keine Ambition, einen solchen Zustand der weibliche Freiheit überhaupt herbeizuführen. Auch von Seiten der Frauen nicht. Jahrhundertelange Gehirnwäsche kann nicht über Nacht überwunden werden.”
“Also haben wir es hier mit einem geradezu utopischen Thema zu tun?” Die Moderatorin lächelt weiter verbindlich, aber die Feministin kontert völlig ernst. “Ich hoffe nicht mehr lange. Frauen mit ausreichend gutem Sex wären so gesund, agil und leistungsfähig, dass die Männer geradezu gebrechlich und wohl auch dumm dastehen würden. Und vor allem rückblickend. in die Geschichte, wo soviel durch männerdominierte Machtausübung ruiniert wurde, im Sozialen, im Weltpolitischen. Im Familiären, Zwischenmenschlichen!”
Gloria ballt die Faust und ruft aus: “So ist es!”
Die Moderatorin versucht, zu entschärfen. “Die meisten Leute würden allerdings sagen, dass die Männer ja alles lenkend im Griff haben ...”
Die Feministin schnaubt, bitter sarkastisch. “Ja, im Griff! Um alles wohin genau zu lenken? In welchen neuen Abgrund? Wir haben so viele kranke Gesellschaften, basierend auf Doktrinen, die von Männern geschaffen wurden.”
Die Moderatorin sucht in ihrem Skript nach einem Faden, nickt und zuckt die Schultern, und die Feministin beobachtet sie nachsichtig. “Es ist schwer, auf so etwas zu antworten, ich weiß. Meist geht es ja um Religionen und philosophische Weisheiten.”
Gloria flüstert grimmig. “Von Männern.”
“... von Männern, weil die Frauen ganz einfach nichts zu sagen hatten. Und immer noch erschreckend wenig zu sagen haben.”
Die Moderatorin wirft mutig ein: “Sie könnten aber, heutzutage, nicht wahr?”
Die Feministin runzelt die Stirn und betrachtet die Moderatorin, leicht frustriert: “In einigen wenigen Ländern, ja. Und selbst dort ist momentan der Einfluss unaufgeklärter, ja, mittelalterlicher patriarchalischer Ideologien, die auf Gewalt und Unterdrückung beruhen, wachsend. Also, die Antwort ist, nein. Nicht wirklich.”
Gloria ballt die Faust. “Und wir haben so lange für Gleichberechtigung gekämpft. Mit dem Erfolg, dass immer noch Männer glauben, dass sie besser und wertvoller als Frauen seien.”
Sie schnappt sich das Telefon wieder und will den Fernseher ausschalten, erregt den Kopf schüttelnd. Die Feministin fährt aber fort. “Aber was nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die Natur der Frau: Eine Frau wird immer mütterlich gestimmt sein, egal, wie befriedigt sie ist. Das heißt, je besser eine Frau sich fühlt, desto nachsichtiger wird sie mit den Männern sein. Eine Frau wird nur dann zur Furie, wenn sie sich wehren muss.”
Gloria schaut Adriane mit offenem Mund an. Die Feministin lächelt bitter: “In den Epochen der Matriarchate haben die Frauen den intellektuell weit unterlegenen Männern den Gefallen getan, sie wegen ihrer Körperkraft zu Schutzdiensten heranzuziehen. Wozu das geführt hat, sehen wir heute. Die Männer haben sich gegen ihre Ernährerinnen gewandt und ein Regime der Gewalt geschaffen. Weltweit.”
Die Moderatorin nickt und lauscht. Adriane gestikuliert. “Es gibt soviel Krieg. Alle Gesellschaften sind verschuldet. Die Menschen sind krank und verzweifelt! Was ist also an der Männerherrschaft positiv?” (lacht bitter) “Dass wir Frauen uns immerhin ohne Ketten bewegen dürfen?”
Sie schaut direkt in die Kamera. “Auch das ist keine Selbstverständlichkeit ...”
Gloria schaltet den Fernseher ab und lehnt sich seufzend zurück, schließt die Augen. “Und ich habe doch Recht, Bernie. Es gibt nicht deshalb keine Callboy-Ringe, weil es keinen Bedarf gibt, sondern weil ihr es zu einem Tabu erklärt habt ... aus lauter Angst!”
Sie schnappt sich ihr Telefon und schaut es an, zuckt dann aber die Schultern und legt es wieder weg. Ihr Gesichtsausdruck spiegelt den Gedanken, dass es keinen Sinn machen würde, sich weiter aufzuregen.
Gloria liegt in ihrem Jogging-Anzug auf der Couch im Wohnzimmer und schaut sich einen Pornofilm an. Sie klemmt sich ein Zierkissen zwischen die Beine und reibt sich daran. Dann beginnt sie mit ihren Händen ihre Schamgegend zu streicheln, zu massieren und zu drücken ... und hört genervt damit auf. Sie schaltet den Film aus und bleibt nachdenklich auf dem Sofa liegen. Dann greift sie zum Telefon und wählt die Nummer ihrer Freundin Suzie.
“Hi. Suzie.” Gloria steht auf und setzt sich an den Tisch, zündet sich eine Zigarette. “Ja, genau. Du, eine Frage: Wie oft machst du eigentlich Selbstbefriedigung?”
Sie lauscht ins Telefon und grinst vor sich hin, zieht einen Notizblock zu sich heran und einen Kugelschreiber und beginnt Penisse und Männchen zu kritzeln. “Nicht im Ernst? So oft? Und er merkt gar nichts, dein Allerliebster?” (lauscht) “Verstehe. Nein, bei mir klappt das gar nicht mehr.” (lauscht) “Hast du schon einmal daran gedacht, dir einen Callboy zu nehmen?” (kichert) “Aber sicher gibt es die!”
Sie raucht und seufzt. “Na, online! Also – viel besser als irgendwen in einer Bar aufzugabeln. Der vielleicht ein Mörder ist oder ein, was weiß ich, Spion.” (lauscht, kichert” “Wirklich? Nein, ein Vibrator gibt mir gar nichts.” (lauscht, kichert) “Auch nicht. He, wann hast du Zeit und Lust?” Sie zieht ein erstauntes Gesicht und schaut auf die Uhr.
Das Experiment
Gloria und ihre Freundin Suzie (38, blond, СКАЧАТЬ