Название: Das verschwundene Schiff
Автор: Geri Schnell
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750211322
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Der Barmann schiebt Reto einen Zettel hin. Er wird aufgefordert, sich in der Garderobe zu melden. Auch Cäsar und seine Kollegen müssen zurück in die Garderobe.
«Ihr könnt euch jetzt zurückziehen», erklärt Scot, «für heute habt ihr Feierabend».
Grete, eine der Discoqueens aus Bayern, lädt die Gruppe noch in ihre Kabine ein, sie will noch nicht schlafen.
«Ich bin etwas enttäuscht», erkläre Reto, «zu gerne hätte ich noch beobachtet, was im Büro des amerikanischen Präsidenten so abläuft.»
Sie diskutieren über die illustereillustre Gesellschaft auf dem Oberdeck. Casanova ist sicher, dass der eine Herr Abgeordneter im Europaparlament ist. Nur sein Name kommt ihm nicht mehr in den Sinn, er ist sicher aus Belgien, das hört man an seinem Akzent. Grete ist sicher, dass der eine Herr bei einem Schmiergeldskandal eine Rolle spielte, aber wie das war, kann sie auch nicht mehr genau sagen. Zu reden gibt auch die Tatsache, dass das Schiff noch keinen Hafen angelaufen hat. Man will unter sich sein. Seit sie an Bord sind, gibt es keinen Kontakt mehr zur Aussenwelt und das scheint nicht nur auf dem Unterendeck so zu sein, sondern auch bei den noble Herrschaften. Das finde Reto etwas sonderbar, in diesen Kreisen ist doch dauernd ein geschäftliches Gespräch zu führen, wie haben sich diese Leute wohl organisiert. Irgendwie müssen doch ihre Geschäfte weiterlaufen, sie können doch nicht einfach eine Pause einlegen. Nun, das ist ihr Problem, aber seltsam ist es schon. Rund eine Stunde später löst sich die kleine Party auf, jeder geht in seine Kabine.
Kurz bevor Reto sich hinlegen will, summte das Telefon. Die Tage an Bord werden immer anstrengender. Er schaut auf dem Computer nach, er hat tatsächlich um diese Zeit noch einen Job zu erledigen, an der Bar muss er Kenneth, einen irischen Unternehmer, abholen. Der hat offensichtlich noch Lust auf eine Spezialbehandlung. So wird der Raum beschrieben, in den Reto ihn bringen muss.
Er betritt die Bar und sucht nach Kenneth. Die Beleuchtung ist noch düsterer als vorher und er kann das vereinbarte Zeichen nicht sofort erkennen. Auf der Bühne läuft wieder eine Show, allerdings sind keine Darsteller aus der AnimateurgruppeAnimateur Gruppe beteiligt. Die Bühne ist nur schwach beleuchtet und man kann nur erkennen, dass eine SM-Szene geboten wird. Ein Mädchen ist so verschnürt, dass sie sich nicht bewegen kann. Fünf Männer in Lederkleidung mit offenem Schritt, stehen um sie herum und betasten das Mädchen. Sie windet sich und versucht sich den Berührungen zu entziehen, allerdings ist sie so verschnürt, dass sie keine Möglichkeiten hat, sich gegen die Männer zu wehren.
«Du suchst sicher mich», meldet sich nun der lange Ire bei Reto, «komm, bring mich hier weg, nur zuschauen macht kein Spass.»
Reto ist es recht so, das ist gar nicht seine Welt, wie können sich Frauen nur für so etwas hergeben. Sie verlassen die Bar. Die Gänge sind verlassen, der Ire ist bester Stimmung, offensichtlich hat er schon einiges getrunken.
«Die Kleine hat sich ganz schön gewehrt», meint er belustigt, «aber sie hatte keine Chance, nun muss sie einiges einstecken, die Lewinsky spielen wäre sicher einfacher gewesen, nun, das hat sie jetzt davon.»
«Was heisst das, - Lewinsky spielen?»
«Nun, sie war sich zu fein dazu, jetzt kann sie es mit fünfen oder noch mehr aufnehmen, so kann sie Hemmungen abbauen.»
Nun wird Reto langsam klar, dass muss Judy die Französin sein. Am liebsten wäre er umgekehrt und hätte sie dort rausgeholt. Doch das würde nicht so einfach sein, die werden sicher keine Spielverderber akzeptieren, da muss man schon etwas vorsichtiger agieren.
Er ist erleichtert, als der Iren endlich in der besagten Kabine abliefert ist. Eine Dame im Lederkostüm öffnet die Türe, hoffentlich besorgt sie es dem Glatzkopf, sie sieht eher wie eine Domina aus, als nach einer Sklavin und so hat sie Kenneth auch empfangen, er wird hoffentlich seine Ttracht Prügel einstecken.
Das Schiff wird Reto immer unheimlicher, auf was hat er sich da eingelassen? So ein bisschen Erotik, das geht ja noch, doch was die mit Judy anstellen, das geht zu weit.
Er entfernte sich von der Kabine. Immer wieder ertappte er sich dabei, dass er umkehren möchte, um zu beobachten, ob noch andere Leute in die Kabine gebracht werden. Aber es ist es zu gefährlich? Wenn die Gänge mit Kameras überwacht werden, was dann? Nun was sie in diesem Fall mit ihm anstellen würden, das lässt sich sehr einfach ausrechnen, sie hätten ein Opfer mehr für ihre SM-Spiele. Darauf hat er nun gar keine Lust und sucht den kürzesten Weg zu seiner Kabine. Unterwegs beobachtet er die Wände und Türen. Kameras sind keine zu erkennen, aber die Türen scheinen überwacht zu werden, an jeder Türe gibt es Sensoren, die melden der Zentrale zumindest, ob sie offen oder zu ist. Reicht das aus, das Schiff zu überwachen? Jetzt gibt es noch drei Türen bis zu seiner Kabine, er will noch einen kleinen Test veranstalten, wie reagieren sie auf Ereignisse und wenn ja, wie schnell?
Er lässt seinen Geldbeutel so fallen, dass alles Kleingeld im Gang verstreut wird, nun beginnt er es einzusammeln. Langsam füllt sich der Geldbeutel wieder, ohne dass jemand auftaucht, hat er sie überschätzt, bildet er sich das mit der Überwachung nur ein? Er steckt eben das vermeintlich letzte Geldstück ein, als ein Kleiderschrank von einem Mann im Gang erscheint.
«Hast du ein Problem?»
«Jetzt nicht mehr, meine Geldbörse ist mir heruntergefallen, ich denk, dass ich das Meiste wieder eingesammelt habe, es fehlen höchstens noch ein paar Cents, das ist nicht so wichtig, die Putzfrau wird sich freuen.»
«Da ist noch ein Fünfziger!», freut sich der Riese und reicht es Reto.
«Danke», entgegnet der und macht sich auf den Weg in seine Kabine.
Sie sind zwar nicht die Schnellsten, doch dafür sind sie sehr furchteinflössend. Die scheinen noch mehr von diesen Supermännern an Bord zu haben, nur eigenartig, dass man sie nie an Deck sieht. Wo verbringen sie den Tag? Wer sind sie und wer ist ihr Chef? Sie machen mir nicht den Eindruck, als ob sie sich selber organisieren würden, die werden manipuliert, doch von wem?
Nun muss er sich schnell in seine Kabine zurückziehen, sonst gerät er noch unter Verdacht, die Nummer mit dem Geldbeutel wurde ihm abgenommen, doch jetzt darf er nicht mehr auffallen.
Im Zimmer schaut er sich unauffällig um und sucht nach Kameras und Mikrofonen. Er kann nichts finden. Immer wieder muss er an Judy denken, er kommt sich als Feigling vor, doch dann muss er sich eingestehen, dass es nicht klug währe, wenn er jetzt schon etwas unternehme würde. Man muss seinen Gegner zuerst kennen, erst dann darf man etwas gegen ihn unternehmen.
Zurzeit geht seine Vermutung dahin, dass sich die reichen und einflussreichen Damen und Herren auf dem Oberdeck diese Reise ausgedacht haben, um ausgiebig ihre sexuellen Perversionen auszuleben. Die Meisten auf den unteren Decks wurden durch Gratistickets oder mit guten Jobs auf das Schiff gelockt. Wenn Reto den Kurs des Schiffes richtig einschätzte, so kreuzt es jetzt weit draussen im Atlantik, irgendwo zwischen Afrika und Südamerika. Sicher weit weg von Handyantennen und den wichtigsten Schifffahrtsrouten.
Was haben diese Leute mit einem Schiff vor? Denken sie, dass sie alles kontrollieren können? Irgendwann wird sich der Widerstand formieren und dann wird es schwierig, die Kontrolle zu behalten. Soll man jetzt schon damit anfangen? СКАЧАТЬ