Название: Frauenpower trotz MS Teil 1
Автор: Caroline Régnard-Mayer
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
Серия: Frauenpower trotz MS Trilogie
isbn: 9783742774446
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Diese Untersuchung ließ ich erst im Januar 2004 machen, da mir mein Hausarzt nach dem Befund mitteilte: „Sie sind doch gesund und nur eine Belastung für die Krankenkasse durch die MRT-Kosten!“.
Aber im Dezember 2003 während einer Reha mit meiner Tochter in Davos, ging es mir sehr schlecht, die üblichen Ausfälle und Schwindelanfälle.
Mein Neurologe deutete dann schon nach dem Befund des Schädel-MRTs an (Marklagerläsionen, dicht am Balken Entmarkungsherde mit Schrankenstörung, Verdacht auf MS), dass auch er eine MS vermute und überwies mich ins Klinikum Ludwigshafen zur Lumbalpunktion und weiteren Abklärung im Februar 2004.
„Wo war der „eingebildete“ Patient?“ fragte ich mich ...
„Der Diagnose-Schock“
Am 17.02.04 kam ich nun mit zwiespältigen Gefühlen, mit einer großen Angst vor der Wahrheit, auf der anderen Seite mit positivem Denken - mich wird es schon nicht treffen - im Klinikum Ludwigshafen Neuro 1 an. Mein Vater fuhr mich in die Klinik. Von nun ab war ich auf mich alleine gestellt.
Es folgten endlose Untersuchungen von EEG, Blutentnahme, SEP, AEP und vieles mehr. Nichts verstand ich von all dem — heute bin ich fast Weltmeister im Verstehen! Ausführliche Gespräche über meine Symptome der letzten Jahre folgten.
Am zweiten Tag erfolgte dann die Lumbalpunktion. Einmal und nie mehr!!!
Ich hatte solch eine Angst und dann das Gefühl der Nadel in meinem Rückenmark, nicht in Worten zu beschreiben. Die Assistenzärztin musste noch sehr unerfahren sein nach dieser Folterprozedur, ihren Schweißperlen auf der Stirn und ihrem plötzlichen Verschwinden zu urteilen. Anschließend befolgte ich den Rat der Ärzte, 12 Stunden zu liegen und viel zu trinken, aber aus den wenigen Stunden wurden noch fünf Tage Bettruhe. Denn ich bekam nach der Punktion solche unerträglichen Kopfschmerzen, die nicht an meine schlimmsten Migräneanfällen herankamen. Zum Glück ging es meiner Bettnachbarin Katja auch so, sonst hätte ich an mir gezweifelt.
Die kommenden fünf Tage verbrachten wir im Liegen mit Essen, Erzählen und Hoffen.
Mit Katja, die am selben Tag die Diagnose erhielt, verbindet mich heute eine Freundschaft mit allen Höhen und Tiefen. Bei meinen schlimmsten Schüben steht sie immer an meinem Klinikbett.
Nun hieß es abwarten, und die Ergebnisse ließen auf sich warten, da es das Faschings-wochenende war. Helau!
Eigentlich habe ich es ja geahnt, aber als der Oberarzt mit drei Assistenzärzten am 21.02.04 vor meinem Bett stand, war es doch ein unbegreiflicher SCHOCK.
Ich hatte MS.
Vor den Ärzten behielt ich die Fassung, beruhigte sie noch, weil sie so anteilnehmend waren. Ich dachte, die reden über jemand anderen, aber doch nicht über mich!! Aber dann ...
Katja und ich weinten zusammen, jeder für sich und doch auch um die andere.
Was man in solch einem Moment empfindet, wenn man über eine unheilbare Erkrankung erfährt, ist fast unmöglich in Worte zu fassen. Schock, Lähmung, Zukunftsangst, tausende von Fragen, nicht begreifen, nichts Greifbares, ein Nebel umgibt einem. Es trifft dann doch nicht immer nur die Anderen!
Eine halbe Stunde später kam mein Vater. Er versuchte die Fassung zu wahren, da er eine starke Persönlichkeit ist. Die nächsten Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich nahm meine Tasche und fuhr mit ihm nach Hause zu meiner Mutter und meinen Kindern.
Ich sah alles nur durch einen Schleier, versuchte gefasst meinen Kindern gegenüberzutreten, da sie mich nur als starke Mama kennen und sehr klein waren. Meine Mutter versuchte auch die Fassung zu bewahren. Wie es in ihr aussah, kann man sich vorstellen.
Das Mittagessen habe ich überstanden, die Wochen und Monate danach auch. Ich saß an diesem „ersten“ Abend alleine auf der Couch, die Kinder schliefen. Mein Blick war ausdruckslos, mein Körper erstarrt. Ich fühlte mich wie in einer leeren Hülle. Regungslos und absolut unfähig, überhaupt zu begreifen.
Nach den vielen Jahren der Suche meiner Symptome hatte das Ganze endlich einen Namen. Aber welch einen Namen: Multiple Sklerose.
Wie in Trance verstand ich auch irgendwie, dass ich damit endlich etwas anfangen konnte und entsprechend handeln.
Am nächsten Tag kaufte ich mein erstes Buch über das Thema MS. Ich wollte alles über diese miese Erkrankung wissen. Was wird sie aus mir machen? Gibt es Medikamente? Welche Therapie? Wie geht es beruflich weiter?
Denn schon montags fing ich eine neue Arbeitsstelle als MTA halbtags mit Wochenend- und Nachtdiensten in der Asklepiusklinik Germersheim an. Irgendwie habe ich es bis zu diesem Montag geschafft, zu funktionieren.
Viele Freunde haben angerufen und mir ihre Hilfe oder Gespräche angeboten. Leider haben sich einige mit Verschlimmerung meiner Erkrankung aus dem Staub gemacht. Aber ich habe noch einige wertvolle Freundinnen mit Anhang, die bis heute zu mir halten. Sie sehen in mir den Menschen, der ich immer noch bin und nicht die MS, die mich seelisch und körperlich verändert hat.
Auch meine Eltern und mein Bruder waren im Schockzustand. Besonders meine Eltern unter-stützten mich sehr.
Mit dem Krankheitsschock musste ich alleine fertig werden. Immer wieder starrte ich stundenlang vor mich hin.
Mein erster Arbeitstag verlief gut, ich war abgelenkt. Leider hatte ich Ende März meinen nächsten Schub. Mir fiel ständig etwas aus der Hand. In den Armen hatte ich Taubheitsgefühle, und ich hatte Konzentrationsprobleme. Mein Neurologe verschrieb mir orales Cortison, damit ich weiterarbeiten konnte. Begriffen hatte ich damals nicht, warum ich es nehmen soll und habe auch zu spät die Symptome bemerkt, die sich vor einem Schub ankündigen. Denn immer noch glaubte ich nicht an meine unheilbare Erkrankung, die mich ein Leben lang begleiten sollte.
Im Labor für meine Kollegen hatte ich eine Nervenentzündung, da mein Mondgesicht am Morgen nicht zu übersehen war. Ich konnte mit der Krankheit noch nicht umgehen, hasste sie. Die ersten Anzeichen eines Schubs übersah ich damals noch.
Da ich trotz allem sehr schnell eingearbeitet war, selbst im Röntgen und im neu erlernten EKG-Bereich, wurde ich umgehend für Nacht- und Wochenenddienste eingesetzt.
Ich wollte unter allen Umständen im Beruf bleiben und versuchte vier Monate das „Normale“ aufrecht zu erhalten.
Mein nächster Schub im Juni kostete mich meine Arbeitsstelle, da ich noch in der Probezeit war. Hätte ich doch damals schon einen Schwerbehindertenausweis gehabt!
Ich hatte Gleichgewichts- und Sensibilitätsstörungen, Sehprobleme, Gangunsicherheit, Missempfindungen in den Beinen und Armen, konnte kaum die Treppe in unsere Dachwohnung laufen. Ich wurde krankgeschrieben, bekam 5x1000mg Cortison und zur Krönung des Ganzen die Kündigung.
Ich verstand zwar auch meinen Arbeitgeber, aber trotzdem kam ich mir wie weggeworfener Müll vor, als Mensch entwertet, der vielleicht nur vorübergehend keine Leistung bringen konnte, überflüssig, und ich verfluchte meine MS. Noch in dieser Zeit hoffte ich, dass das Klinikum anrufen würde und mir mitteilen, dass sie СКАЧАТЬ