Название: Angst in Nastätten
Автор: Ute Dombrowski
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Blaues-Ländchen-Krimis
isbn: 9783748590668
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„Diesem Witzbold werde ich es zeigen“, rief er, boxte in die Luft und nahm sein Handy.
„Hallo, Polizei?“, fragte er. „Ich bin Günther Betzberger aus Holzhausen, Lindenstraße. Ich habe heute einen Brief mit einer Bombendrohung für Nastätten bekommen. Den Penner, der den geschrieben hat, möchte ich wegen Belästigung anzeigen.“
Am anderen Ende war Reiner und hörte schnaufend zu.
„Ich bin Kommissar Nickich, wir haben uns gestern gesehen. Wann haben Sie den Brief bekommen?“
„Also der war heute im Postkasten, aber er hatte keine Briefmarke. Mein Spürsinn sagt mir, dass den jemand persönlich eingeworfen hat.“
„Warum werfen Sie das Ding nicht einfach in die Papiertonne?“
„Das mache ich noch, aber ich fühle mich belästigt. Sicher war das irgendein Nachbar, dem meine Nase nicht passt.“
„Haben Sie eine spezielle Person in Verdacht?“
„Keine Ahnung, ich bin mit keinem meiner Nachbarn befreundet. Die alten Spießer hassen mich. Aber vielleicht war es auch diese Anna, die mir immer noch nicht alle Schlüssel ausgehändigt hat. Die hat sowas Nerviges, Hartnäckiges. Und der ihr Mann ist auch net ohne. Sieht aus wie ein Waldschrat mit seinem Bart. Denen traue ich alles zu!“
„Wollen Sie tatsächlich, dass ich gegen die beiden eine Anzeige aufnehme?“
„Ja, nein, keine Ahnung. Ach was, lassen wir das. Die Bombe kracht eh in Nastätten und das kann mir auch egal sein, oder?“
„Wie Sie meinen, Herr Betzberger. Wenn Sie möchten, können Sie uns den Brief auch vorbeibringen, dann machen wir ein Protokoll.“
Jetzt lachte Günther laut los.
„Sie spinnen wohl? Ich fahre doch wegen dem Wisch net extra nach Sankt Goarshausen. Wenn Sie den haben wollen, kommen Sie vorbei!“
„Danke für die Information, Herr Betzberger.“
„Wollen Sie gar nicht wissen, was drin steht?“
„Wollen Sie mir alles vorlesen?“
Günther schnaufte und las den Brief langsam vor. Reiner sagte nichts weiter, aber es war schon merkwürdig, dass ausgerechnet dieser Günther Betzberger genau denselben Brief bekommen hatte wie er selbst. Und dazu kam der von Undines Freundinnen. Was war hier los? Hatten etwa noch mehr Leute diesen Unsinn geschickt bekommen?
Nachdem sie aufgelegt hatten, nahm Günther den Brief noch einmal und las.
„Wie der schon schreibt … ist bestimmt ein Studierter … so eine gestelzte Sprache. Klingt schon ein bisschen nach Lehrer. Oder Lehrerin.“
Er kniff die Augen zusammen. Wenn Anna Keusert oder ihr Mann hier nochmal auftauchen würden, dann würde er ihnen auf den Zahn fühlen. Jetzt war er sich vollkommen sicher, dass der Brief von den letzten Bewohnern seines Hauses kam. Wütend warf er alles in eine Ecke und streckte seine Beine aus.
„Die sehen keine andere Möglichkeit mehr, als mich mit solch einem Kram unter Druck zu setzen. Und sicher stecken die Nachbarn mit unter deren Decke. Ich mache denen die Hölle heiß!“
Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, griff er erneut zur Säge. Jupp hatte sich nach der Mittagsruhe auf den Weg gemacht, den anderen Anwohnern in der Umgebung von der Neuigkeit zu berichten.
„Kein Wunder“, sagte eine ältere Dame drei Häuser weiter. „So ein Ekel hätte einen Denkzettel verdient.“
Vor dem alten Dorf-Bäcker hatten sich mehrere Leute versammelt und sprachen über das Wetter.
„Gude, Jupp. Was schleichst du denn hier herum?“, fragte ein alter Herr mit Hut und Dackel.
„Ich wollte ein Brot holen.“
„Es ist noch Mittag und geschlossen. Seit wann gehst du einkaufen? Das macht doch sonst die Hilde? Ist sie etwa krank?“
„Nein, es ist alles in Ordnung. Hast du schon gehört? Der Günther Betzberger hat eine Bombendrohung geschickt bekommen.“
„Na, das ist ja mal eine gute Nachricht“, sagte der alte Herr mit einem schelmischen Grinsen. „Wenn ich die Säge schon höre, möchte ich mich aufregen. Und dabei ist mein Gehör nicht mehr das Beste. Woher weißt du das denn?“
„Wir waren gleichzeitig am Briefkasten und er hat laut geflucht. Bestimmt hat er die Polizei angerufen, obwohl er das Ganze für einen Scherz hält.“
„In der heutigen Zeit macht man darüber doch keine Scherze!“, mischte sich nun eine weitere Passantin ein, die bisher schweigend zugehört hatte.
„Wer weiß, wer ihm den bösen Streich gespielt hat“, sagte Jupp und wanderte weiter, um seine Neuigkeiten zu verbreiten.
Günther sägte nach einer Tasse Kaffee weiter, bis in der Ferne der Donner grollte.
„Na endlich, diese Hitze hält ja kein Mensch aus.“
5
„Wer war das?“, fragte Jennifer, die Reiners Kopfschütteln sah.
„Günther Betzberger aus Holzhausen. Der hat auch einen Brief bekommen.“
Er war unverrichteter Dinge vom Hafen zurückgekommen und seine Laune war im Keller. Auch ihm machte die Hitze zu schaffen.
„Ach!“, sagte Jennifer mit einem vorwurfsvollen Ton. „Dann ist es wohl doch kein Quatsch.“
„Bah! Natürlich ist es Quatsch, da erlaubt sich einer einen dummen Scherz und schreibt ein paar Briefe, um die Leute zu ärgern. Es ist doch inhaltlich schon der komplette Unsinn: Ein Haus wird gemauert und wer sollte in einem Stein eine Bombe verstecken? Das geht gar nicht.“
„Hohlblocksteine.“
„Und jetzt hast du Ahnung vom Bau oder was?“
„Nein, aber meine Garage ist aus solchen Steinen gemauert. Die sind so grau und die gibt es mit großen und kleinen Hohlräumen, in denen man etwas verstecken kann.“
„Na dann schau heute gleich mal nach“, rief Reiner voller Sarkasmus, „vielleicht steckt die Bombe in deiner Garagenwand.“
„Das ist nicht möglich, mein Lieber.“
„Warum nicht?“
„Ich wohne nicht in Nastätten.“
Jetzt prustete Reiner die Luft, die sich angestaut hatte, aus sich heraus, und sprang auf. Schweigend arbeiteten sie bis zum Nachmittag.
„Ich mache jetzt Feierabend und ab morgen genieße ich das Wochenende. Wir sehen uns Montag. Wenn dir langweilig ist, geh an den Haustüren der Leute klingeln und frage, ob sie auch Post bekommen haben. Fang bei Undine an, die glaubt sicher an den Spuk.“
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