Bas Duch. Thomas Häring
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Название: Bas Duch

Автор: Thomas Häring

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738045819

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СКАЧАТЬ Ihm war klar, daß die ganze Sache nun richtig kompliziert werden würde, so daß er beschloß, sich zu verdrücken. Im selben Moment verschwand auch der Heilige Geist aus dem anderen Auto und so standen sich, nachdem die beiden Wagen angehalten hatten, die vier Zurückgebliebenen gegenüber. „Aha! Das ist also der Grund für Deine flüchtige Kündigung“, stellte Ernie schnippisch fest, als er sich Thea genauer angeschaut hatte. „Ernie, jetzt mach’ Bert hier keine Szene“, beschwor ihn Roland, bevor er hinzufügte: „Er ist halt mal anders als Du und ich.“ „Was wollt Ihr von mir?“ fragte Bert wütend. „Ernie und Bert. Es hätte alles so romantisch sein können“, jammerte Ernie und verbarg sein Gesicht hinter einem überdimensionalen Taschentuch. „Ist er schwul?“ wollte Thea wissen. „Nein, nur zu viel Sesamstraße“, klärte Roland sie auf. Danach stiegen alle Vier in den protzigen Wagen, den natürlich die Katholiken per Kirchensteuer finanziert hatten und fuhren zurück in Richtung Bayern. Interessiert beobachtete Thea die drei Männer, die so unterschiedlich und sich doch so ähnlich waren. Sie konnte die sexuelle Verklemmtheit der beiden Bischofsdiener förmlich riechen und auch Bert kam ihr in deren Gesellschaft spießiger und angepaßter vor. War das derselbe Mann, der sich vor einer halben Stunde noch köstlich mit einem Satanisten über die Kirche amüsiert hatte? Irgendeine unheilvolle Aura umgab jene Menschen und das lag nicht an dem Bonzenwagen, in dem sie herumkutschierten. „Na das kann ja noch heiter werden“, dachte sich Thea und ertappte sich manchmal dabei, wie sie sich sehnsüchtig auf den Strich zurückwünschte, wo sie sich sicher und zuhause fühlte. Andererseits war das hier fast so etwas wie ein Abenteuer und sie war gespannt, wie sich der frauenfreundliche Bert vor dem Bischof verhalten würde, der ja doch irgendwie immer noch sein Boß war. Bert selbst fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut. Er kam sich vor wie ein Ausreißer, den man wieder eingefangen hatte und der nun seiner Bestrafung entgegenfuhr. Himmel, Arsch und Wolkenbruch!

      I will au ma a Trauma

      Der Autor dachte nach. Er war 53 Jahre alt und in seinem Herzen ziemlich kalt. Früher hatte er nie gewußt, welchen Beruf er mal ergreifen sollte, bis es zu spät gewesen war. So war ihm nichts Anderes übriggeblieben, als blind sinnlose Bewerbungen zu schreiben, die natürlich alle zurückgeschickt worden waren. Na ja und da er inzwischen Übung im Schreiben bekommen hatte, machte er einfach weiter und begann, Bücher zu schreiben. Seitdem waren viele Jahre vergangen und so wie damals der Zufall in seinem Leben Regie geführt hatte, war es auch geblieben. Ohne es selbst wirklich zu wollen war er in eine Beziehung hineingeraten und ehe er sich recht versah, stand er damals ganz schnell vor dem Traualtar. Es war keine glückliche Ehe gewesen, die er geführt hatte, was wohl in erster Linie seine Schuld gewesen war. Schließlich hatte er sich strikt geweigert mit ihr zu schlafen. „Kein Sex vor der Ehe“, wurde in jener Zeit lobend akzeptiert, für „kein Sex in der Ehe“ hatten die Wenigsten Verständnis. Seine Frau hatte das alles nicht lang ausgehalten und ihn zu einem Psychologen geschickt, der ihn sofort an eine Kollegin namens Charlotte weiterverwiesen hatte. Jene hatte sich seine Lebensgeschichte staunend angehört und danach eine Psychoanalyse mit Traumdeutung bei ihm durchgeführt. Herausgekommen war dabei Folgendes: Der Autor litt an einem schrecklichen, abartigen, höchst seltenen Kindheitstrauma. Er hatte vier Geschwister, alle älter als er, zwei Brüder und zwei Schwestern. Die Brüder waren prüder als die Schwestern, doch das half ihnen auch nicht weiter. Jedenfalls wurden alle vier Geschwister des Autors in ihrer Kindheit von irgendwelchen Verwandten sexuell mißbraucht, nur der Autor nicht. Das sorgte dafür, daß der Ärmste schreckliche Minderwertigkeitskomplexe bekam, die er nie mehr los wurde. Während seine Geschwister von ihren Schändern jede Menge Geschenke und Geld als Wiedergutmachung bekamen, ging der kleine Wicht immer leer aus und wurde auf Familienfesten gerne geflissentlich übersehen.

      Nachdem er sich an die ollen Kamellen erinnert hatte, ging der Autor in die Küche, wo noch immer der Abschiedsbrief seiner Frau hing, die ihn recht bald verlassen hatte. Er trank ein Glas Wodka und kehrte zurück in die Wirklichkeit, doch auch dort gefiel es ihm nicht sonderlich. „Vielleicht sollte ich meine Allmacht als Autor nicht länger mißbrauchen und mich statt dessen mehr um meine Romanfiguren kümmern“, überlegte er sich. Er spürte, daß irgend etwas dieses Mal nicht stimmte, früher wäre ihm so etwas nicht passiert.

      Gitta war derweil am Boden zerstört. Sie hatte die Liebe ihres Lebens verloren und sprühte nur so vor Haß auf jenes Arschloch von einem Autor, der nicht einmal im Traum daran dachte, ihre Gefühle zu erwidern. Ihre ganze Welt war mit einem Mal zusammengebrochen und erst jetzt merkte sie, wie lange sie schon in jenen Sitzpinkler verliebt gewesen war. Aber dafür sollte er büßen, für all die verschenkten Jahre, für all die ausgefallenen Haare, für all die falschen Hoffnungen und für all die zerbrochenen Träume. War das jetzt etwa Schleichwerbung für Alldie? Liedl nicht, sonst gibt’s Ärger Plous x. Gitta war bereit für die absolute Rache. Denn jeder Mann, der sie verschmähte, hatte ihrer Ansicht nach kein Recht zu leben.

      Durch Marc und Bein

      Da sie es zuhause nicht mehr ausgehalten hatten, hatten sie sich in einen Zug gesetzt und waren losgereist. Es war eine weise Entscheidung gewesen, denn als Belohnung erlebte Charlotte einen verwandelten Marc, den sie überhaupt nicht wiedererkannte. Auf einmal war er charmant, witzig und angenehm erträglich, es war nicht zu fassen. Erst nach einer Weile schnallte die Psychologin, daß das vor allem daran lag, daß andere Leute mit ihnen im Zugabteil saßen. Während Marc alle Umsitzenden bestens unterhielt, tippte sie in ihren Laptop: „Könige sind Schauspieler und Blender. Sie täuschen die Öffentlichkeit und geben vor, ganz tolle Leute zu sein. Etliche Menschen fallen darauf herein und würden einem nicht glauben wollen, wenn man ihnen die Wahrheit sagte. Doch diese Schauspielerei strengt die Könige ungemein an, weshalb sie auch immer so schnell erschöpft sind. Der Schein bestimmt das Bewußtsein und Könige hassen es, durchschaut zu werden.“ „Ja, so ist meine Freundin. Sogar im Urlaub arbeitet sie“, bedauerte Marc lauthals und hatte damit die Lacher und das Mitleid der Zuhörenden auf seiner Seite. „Wirklich geschickt, wie er die Leute manipuliert und verarscht. Wenn die sein wahres Ich kennen würden“, dachte sich Charlotte irgendwie angewidert, aber auch beeindruckt. Marc war ein Meister des oberflächlichen Gesprächs. Er schaffte es innerhalb von wenigen Minuten, sein Gegenüber für sich einzunehmen und so dauerte es nicht lange, bis er sich mit einem neugeborenen Bewunderer in den Speisewagen verzog, um dort ein Essen spendiert zu bekommen. Derweil meinte eine der Frauen im Abteil zu Charlotte: „Was haben Sie nur für ein Glück! So einen Mann findet man wirklich nicht alle Tage.“ „Zum Glück. Einer von der Sorte reicht. Sie müßten den mal bei mir daheim erleben“, begann Charlotte. „Wie meinen Sie das?“ „Da liegt er nur faul herum und läßt sich bedienen.“ „Na ja, aber das ist doch kein Wunder nach einem anstrengenden Zehn-Stunden-Tag.“ „Daß ich nicht lache. Zehn Stunden Schlaf am Tag. Der Penner arbeitet doch überhaupt nicht.“ „Aber er hat doch eben erzählt, daß er Geschäftsführer ...“ „Ja, Märchen erzählen kann er gut, das ist wahr. Und er findet immer wieder Leute, die ihm seine Lügengeschichten auch noch glauben.“ „Ich bin entsetzt. Aber warum um alles in der Welt tun Sie sich dann diesen Kerl an?“ „Weil er das beste Forschungsobjekt ist, das ich jemals hatte.“ „Ich verstehe.“

      „Ach, hör mir auf mit den Weibern! In einer Tour mäkeln sie nur an einem herum. Immer dasselbe“, gab Marc von sich. „Das kann ich mir bei so einem tollen Typen wie Dir überhaupt nicht vorstellen“, gestand sein Bewunderer. „Es ist der pure Neid. Sie gönnen einem den Erfolg nicht, sie sind eifersüchtig, weil so viele Frauen scharf auf einen sind, sie sehen ihre eigene Unfähigkeit in meiner großartigen Nähe. Aber ich bin halt mal genial, wieso sollte ich mich verstellen?“ „Eben. Dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Aber wie machst Du das nur?“ „Ich bin halt ein Gewinnertyp. Ich weiß wie der Hase läuft und habe einfach mehr drauf als die Anderen. Ich bin gut, das ist mein Erfolgsgeheimnis.“ „Wahnsinn! Was für eine Ehre für mich, einen so phantastischen Menschen wie Dich kennengelernt zu haben.“ Solche Worte waren Balsam auf Marcs gelangweilter Seele. Er liebte es bewundert zu werden und er wußte, daß er sich bald von Charlotte trennen mußte, da sie sein wirkliches Gesicht kannte und seinen Mythos zerstören konnte.

      Der Abschied

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