Название: Satan und Ischariot II
Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783746747439
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»Was gedenkt Old Shatterhand mit diesem verräterischen und gefährlichen Bleichgesicht zu tun?«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen, denn ich muß es mit Winnetou beraten.«
»Das ist nicht nötig, denn der Häuptling der Apatschen wird alles gutheißen, was Old Shatterhand bestimmt. Beide sind wie einer, und was der eine will, das will stets auch der andere.«
»Zu welchem Zwecke spricht die ›listige Schlange‹ diese Worte?«
»Eines Vorschlages wegen, den ich meinem weißen Bruder machen möchte. Old Shatterhand mag mit auf die Seite kommen, da ich mit ihm allein sprechen will.«
Ich tat ihm den Willen und entfernte mich mit ihm so weit, daß Melton uns nicht hören konnte, auf welchen es abgesehen war, da die Deutschen den Indianer doch nicht verstehen konnten. Dieser begann seinen Vorschlag mit der Frage:
»Wird Old Shatterhand mir aufrichtig sagen, ob er mich für einen Lügner hält?«
»Warum nicht? Der Name meines roten Bruders könnte Mißtrauen erwecken; dennoch glaube ich, daß ›listige Schlange‹ die Wahrheit liebt und viel zu stolz und tapfer ist, sich eine Treulosigkeit zu schulden kommen zu lassen.«
»Mein Bruder hat recht; ich danke ihm. Ich will ihm mitteilen, daß ich Frieden mit ihm schließen möchte, nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine Krieger.«
»Was wird euer Oberhäuptling, der ›große Mund‹, dazu sagen?«
»Er wird beistimmen.«
»Das bezweifle ich, denn er hat eine Blutrache gegen mich, weil ich seinen Sohn, den ›kleinen Mund‹, getötet habe.«
»Old Shatterhand ist ein Freund der roten Männer; er tötet keinen von ihnen, außer wenn er dazu gezwungen ist.«
»Das ist zwar sehr richtig, wird aber für den ›großen Mund‹ kein Grund sein, seine Rache in Verzeihung, seine Feindschaft in Freundschaft umzuwandeln.«
»So mag er für sich allein handeln; ich habe mit seiner Rache nichts zu tun. Als wir den Zug nach Almaden unternahmen, haben wir ihn zu unserem Anführer gemacht; wir können den, welchen wir wählen, auch wieder absetzen, denn wir brauchen ihm nur so lange zu gehorchen, wie es uns beliebt. Die Yumas zerfallen in viele Stämme; er ist der Häuptling des seinigen, und ich bin der Häuptling des meinigen. Er ist nicht mehr, als ich bin. Er hat mir Kampf geboten, ich aber erkenne jetzt, daß Frieden besser ist. Darum bin ich bereit, mit Old Shatterhand im Namen meines Stammes, wenn auch nicht im Namen aller Yumas, die Friedenspfeife zu rauchen.«
»Wenn aber der ›große Mund‹ dann dagegen ist?«
»So bin ich der Freund und Bruder von Old Shatterhand und werde ihn mit allen meinen Kriegern gegen den ›großen Mund‹ verteidigen. Will mein weißer Bruder mir das glauben?«
»Ich glaube es. Mein roter Bruder wird den Frieden nur unter gewissen Bedingungen schließen wollen. Er mag mir diese mitteilen!«
»Es sind nur zwei. Mein erster Wunsch ist der, daß Old Shatterhand nicht dagegen ist, daß ich die weiße Blume, welche Judith heißt, zu meiner Squaw mache.«
»ich habe gar nichts dagegen, sondern bin im Gegenteile sehr überzeugt, daß kein Weißer für die Blume so gut paßt, wie mein roter Bruder. Darüber sind wir also einig. Welches ist nun der zweite Wunsch?«
»Ich will Melton haben!«
»Das dachte ich mir. Die ›Listige Schlange‹ ist also der Ansicht, daß ich über die Person dieses Mannes verfügen kann?«
»Ja. Nach den Gesetzen der Bleichgesichter hat er ihn vielleicht abzuliefern, nach den Gesetzen der roten Männer aber gehört er ihm, und er kann mit ihm machen, was er will. Wir befinden uns hier auf dem Gebiete der roten Stämme, also kann, wenn Old Shatterhand nach unsern Regeln handelt, kein Bleichgesicht ihm darüber Vorwürfe machen.«
»O doch! Es befinden sich sogar schon weiße Polizisten in der Nähe, welche Melton fangen wollen; aber ich brauche nicht nach ihnen und ihren Absichten zu fragen; ich tue, was ich will, auch wenn es gegen die Gesetze dieser Leute ist. Mein roter Bruder kann also, wenn es mir beliebt, Melton bekommen. Hat er aber daran gedacht, daß auch ich Bedingungen machen werde?«
»Ja. Ich möchte sie hören.«
»Ich fordere zunächst Frieden zwischen deinem Stamme und allen Bleichgesichtern, welche sich hier bei uns befinden.«
»Listige Schlange‹ ist einverstanden.«
»Sodann verlange ich, daß sich der Friede auf alle Mimbrenjos erstreckt, welche meine Freunde sind.«
»Dies zuzugestehen, ist viel schwieriger. Ich weiß, daß du Mimbrenjos bei dir hast; sie sind unsere Feinde; ich brauche nur zu befehlen, so fallen meine dreihundert Krieger über sie her, um sie zu töten. Wenn du verlangst, daß wir sie schonen, muß ich außer meinen zwei Bedingungen noch einige andere stellen.«
»Behalte sie für dich! Wie die Sachen stehen, können meine Mimbrenjos dir viel eher Vorschriften machen, als du ihnen; du hast vergessen, daß Winnetou ihr Anführer ist und daß auch ich bei ihnen bin. Wir haben deine dreihundert nicht gefürchtet und werden sie jetzt, da du mein Gefangener bist, erst recht nicht fürchten. Was hindert uns, nach Norden zu reiten und eure Pferde wegzunehmen?«
»Wißt ihr denn, wo diese sind?« fragte er erschrocken.
»Wenn wir es nicht schon wüßten, würde Winnetou sie sicher finden. Übrigens bist du nicht der einzige, der in unsere Hände geraten ist. Wir haben alle vierzig Yumas gefangen, welche zwischen hier und der Hazienda postiert waren; der ›schnelle Fisch‹ ist auch dabei. Sobald ihr uns bedroht, werden sie erschossen.«
Solche Nachrichten hatte er nicht erwartet. Er blickte eine Weile sinnend vor sich nieder und sagte dann:
»Was Old Shatterhand spricht, kann man glauben; folglich ist es wahr, daß du unsere Brüder gefangen hast. Das konnte nur dir und Winnetou gelingen!«
»Also wirst du wohl einsehen, daß wir gar nicht nötig haben, uns Bedingungen des Friedens vorschreiben zu lassen. Ihr könntet euch übrigens hier gar nicht halten, denn die Wagen, welche ihr aus Ures erwartet, sind mit allem Proviant und der sonstigen Fracht auch von uns weggenommen worden.«
»Uff! So gibt es hier nichts zu essen. Wir haben nur noch auf zwei Tage Vorrat; ist dieser zu Ende, müssen wir, wenn die Wagen nicht kommen, entweder hungern oder die Gegend verlassen, in der es kein Wild gibt!«
»Ja, ihr seid hilfloser, als du bis jetzt gedacht hast. Ich bleibe also bei meiner Forderung, daß der Friede, welchen wir schließen werden, sich auch auf die Mimbrenjos erstreckt.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»So wird das, was wir begonnen haben, seinen Verlauf nehmen. Wir haben nur noch Weller zu fangen; dann nehmen wir euch die Pferde weg, warten, СКАЧАТЬ