BUSREISEN MACHEN GLÜCKLICH. Jens Bergmann
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Название: BUSREISEN MACHEN GLÜCKLICH

Автор: Jens Bergmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия:

isbn: 9783869319902

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СКАЧАТЬ relative Ruhe, denn viele nutzten die Zeit zum Schlafen, hatten sie doch eine unruhige Nacht durch die Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub hinter sich oder aber auch, weil Sie Angst hatten, den Wecker nicht zu hören, zu verschlafen und somit den Bus zu verpassen. All das ist gut verständlich und nachvollziehbar, denn für viele ist es der einzige Urlaub im ganzen Jahr oder vielleicht sogar der erste seit vielen Jahren!

      Angeregte Gespräche und ein daraus resultierender, gleichmäßiger aber durchaus angenehmer Lärmpegel lassen mich zum Schalter der Musikanlage greifen um ein kleines „Gegengewicht“ zu schaffen. Angenehme, leise instrumentale Musikberieselung beruhigt die meisten Gemüter und verleitet den einen oder anderen, noch mal für ein Stündchen zu entschlummern und vom nahenden Reiseziel zu träumen. Viele haben sicher in ihren Träumen feste Bilder im Unterbewusstsein, wieder andere Gäste können mit dem, vor ihnen liegenden Urlaub noch keine Bilder verbinden und träumen somit relativ „neutral“. Würde ICH jetzt träumen, auf dem Weg nach Südtirol zur ersten Zwischenübernachtung, in meinen Träumen kämen ganz sicher folgende Bilder vor: 1. Ein großes kühles Südtiroler Bier vom Fass(ich sehe auf dem Glas auch den Schriftzug der Brauerei….), 2. Eine leckere Frittatensuppe, 3. Ein Holzbrett mit einer angemessenen Portion Südtiroler Speck und Käse und dazu Brot und 4. (vielleicht) Ein Kaiserschmarrn – allerdings nur eine kleine Portion da es vielleicht doch etwas zuviel Speck war!

      Diesen Gedanken verwerfe ich aber schnell, denn das „Vierergespann“, ein Damenclübchen in der letzten Sitzreihe prostet sich lautstark zu und hat mittlerweile die dritte Flasche Sekt geöffnet. Woher – fragt sich nun der aufmerksame Leser – weiß er, dass es die dritte Flasche ist? Nun, ganz einfach, zwei leere Flaschen hatten die Damen schon vor der Pause geleert und sie dann im hinteren Mülleimer entsorgt, den ich dann ja entleert hatte. Dieses „Clübchen“ entspricht auch einem der typischen Klischees. Bei der Kaffeeausgabe während unserer Pause war nicht zu überhören, dass die Spielkasse (welches Spiel auch immer gespielt wird) für die Finanzierung dieser Reise herangezogen wurde. Macht ja auch Sinn. Auffällig waren alle Vier durch die, wohl scheinbar eigens für diese Reise angefertigten, selbst bedruckten T-Shirts. Die Wortführerin dieses Gespanns, die wohl auch die gemeinsame Spielkasse verwaltet, schaute mir bei der Zubereitung von Kaffee, Tee und Cappuccino argwöhnisch auf die Finger mit der Bemerkung, sie habe das auch schon viele hundert Mal getan, da Ihr Ex-Mann oder ehemaliger Freund oder was auch immer ebenfalls Busfahrer gewesen sei….Aber ich denke mir „Mädel du kannst mir viel erzählen…“. Solche Dinge hört man in ähnlicher Form einige Male im Jahr.

      Bei dem was Fahrgäste immer wieder gern von sich geben, gibt es eine nennenswerte Ausnahme auf die ich eingehen möchte. Viele Männer kommen zu mir – meistens am ersten Reisetag – und oftmals gleich mehrere, z.B. während der Kaffeepausen, um mir zu erzählen, dass sie ja vor ihrer Pensionierung auch große Fahrzeuge gefahren hätten und deshalb genau einschätzen könnten, was das für den Busfahrer bedeuten würde und wie schwierig dies doch sei. Für den außenstehenden Leser folgt ein kurzer Beispieldialog. Fahrgast 1: „Hätte ich zu meinem LKW-Schein damals nochen Personenbeförderungsschein gemacht, dann hätte ich Ihren Bus jetzt auch fahren können junger Mann! Wir krichten die ja damals vonner Wehrmacht so umjeschrieben“ – Fahrgast 2 daraufhin: „Ja ja, ich auch, wie viele Pferdchen hat ihr Bus denn so unter der Haube?“ – Fahrgast 3 dazu (mit dem Spazierstock auf den Vorderreifen schlagend): „Also wenn ich mir den Bus so genau begucke – bestimmt 280 oder sogar 300! Und der macht doch sicher 120 Sachen oder?“ Nun mischt sich die Ehefrau von Fahrgast 2 ins Gespräch: „Haben se nich gesehn wie schnell wir vorhin anne LKWs vorbei sind? Mindestens 140, auf jeden Fall schneller als wie mein Mann wenn wa sonst nachen Schwarzwald gefahrn sind! Sagen se mal – wann müssen wir denn woll das erste Mal tanken? Nachn Schwarzwald hin ham wir sonst immer hinter Würzburch das erste Mal getankt. Da war der Sprit immer billiger als anderswo. Karl-Heinz wie hieß das doch noch wo wa immer getankt haben?“ Nun auch noch die Frau von Fahrgast 1:“ Fährt so`n Bus mit Benzin oder Diesel? Ach und Werner – warste schon pillern? Der Bus fährt gleich wieder los“ – Wieder Fahrgast 1: „Och, dat is gar nich so tragisch. Bei 30 oder 40 Litern Verbrauch - da kommen wir noch nen ganzes Stück. So ein Bus hat ja nen größeren Tank als euer Jetta!“

      So oder ähnlich könnte es sein auf Ihrer nächsten Busreise. Ich möchte nur in aller Kürze dazu Stellung nehmen:

      1 Man benötigt einen richtigen Busführerschein, da der sogenannte Personenbeförderungsschein nicht zum Fahren eines Omnibusses berechtigt. Auch umgeschriebene Wehrmachtsdokumente bilden da keine Ausnahme. Es wäre möglich, dass dies bis vor 40 Jahren mal möglich war – da möchte ich mich nicht festlegen.

      2 Die Busse der „Neuzeit“ haben in der Regel 400 – 500 „Pferdchen“ unter der Haube, je nach Modell und Ausfertigung und Anspruch des Betreibers.

      3 Die Geschwindigkeit ist heutzutage exakt auf 100 km/h begrenzt und dies ist auch gut so und völlig ausreichend. Diese Geschwindigkeit ermöglicht ein angenehmes, zügiges und vor allem sicheres Reisen und kann schon rein technisch nicht überschritten werden!

      4 Die Generation der heutigen Busse begnügt sich je nach Größe, Motorisierung, Ausladung und Strecke mit durchschnittlich – sagen wir mal 25-32 Litern DIESELKRAFTSTOFF je hundert Kilometer Fahrtstrecke und so ein Tank kann von 300 bis 900 Litern fassen.

      5 Und wenn Werner in der Pause nicht „pillern“ war ist das nicht so schlimm, da unser Bus eine bequeme Bordtoilette hat!

      Wir haben zwischenzeitlich den sogenannten „Weißwurstäquator“ und damit also die Grenze zum Freistaat Bayern passiert und ich gönne mir einen leckeren Joghurt-Drink aus meiner Kühlbox. Wir kommen gleichmäßig voran und unsere Bordnavigation verheißt uns freie Fahrt ohne verkehrstechnische Behinderungen auf der Strecke in den Raum München. Beste Aussichten also für eine pünktliche und angenehme Ankunftszeit heute Abend und sogar das Wetter spielt mit. Zügig passieren wir Würzburg-Nürnberg und erreichen zur Mittagszeit das angepeilte Ziel, einen netten Landgasthof für die Mittagsrast. Hier ist es jedem selbst überlassen ob er einfach, üppig oder auch gar nicht zu Mittag isst und stattdessen einen Spaziergang macht. Meine Empfehlung ist immer der hausgemachte Jägerhackbraten mit hausgemachten Knödeln – ein echter Genuss! Wenigstens einmal am Tag gönne ich mir dann eine Auszeit und nehme an einem räumlich separaten Tisch Platz, um in Ruhe zu essen. Diese „Ecke“ wurde extra für Busfahrer eingerichtet. Doch es ist, als hätte ich einen Köder in der Tasche oder jemand hätte Hinweisschilder aufgestellt-„zum Busfahrer - da entlang“– einige meiner Gäste finden mich selbst dort. Zunächst pirschen sie sich langsam heran, aber tun dabei so, als hätten sie mich noch gar nicht gesehen und täuschen vor, die Toilette zu suchen, solang bis sie sich dann bis auf wenige Zentimeter meinem Tisch genähert haben um anschließend voller Erstaunen zu sagen: „Och, ja guck…das is ja unser lieber Fahrer. Das haben se aber schööön ausgesucht hier. Essen se denn auch das wasse uns empfohlen haben…? Was war das doch noch maaal…wann sind wer denn woll an unser Hotel is das noch weit?“

      Würden wir in den guten alten Zeiten des „Wilden Westens“ leben, so hätte mancher Busfahrer spätestens in diesem Augenblick seinen Colt gezogen…Doch ich bleibe entspannt und frage „wollen sie sich nicht zu mir setzen?“

      Ziemlich genau eine Stunde später setzen wir gut gesättigt unsere Fahrt fort und lassen Ingolstadt, München und das Inntaldreieck hinter uns. Kurz vor Kufstein verlassen wir dann die Zivilisation und erreichen Österreich. Pflichtbewusst lasse ich natürlich das „Kufsteinlied“ über die Lautsprecher meiner Musikanlage erklingen und stoße damit auf allgemeines Wohlgefallen bei fast allen Gästen, mit Ausnahme der vier Grazien der letzten Reihe, deren Wortführerin bereits im Raum Ingolstadt bei ihren Clubdamen brillieren musste, indem sie sie laut hörbar darüber aufklärte, dass wir in Kürze Europas zweitlängsten Fluss, die Donau überqueren würden und das dort das Deutsche Reinheitsgebot im Jahre 1516 ins Leben gerufen worden sei. Na ja, ihr Ex-Mann war ja Busfahrer – vermutlich daher…

      Es СКАЧАТЬ