Behauptungen und Fragen. Edwin Gräupl
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Название: Behauptungen und Fragen

Автор: Edwin Gräupl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738072730

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СКАЧАТЬ mit seinem personalen Gott dem widersprach, kann aus der Rezeption der Schrift "De ira dei" (Über den Zorn Gottes) von Laktanz nachempfunden werden.

      Bis zur Gegenwart haben christliche Theologen immer wieder den Versuch unternommen, den unheimlichen Gott des Alten Testaments mit Hilfe der aristotelischen Philosophie und der Vorstellung des "liebenden Vaters" des Neuen Testaments zu verharmlosen und zu "zähmen".

      Dazu ein nur in einem Blog erlaubter skurriler Ansatz: Was sagen SF-Autoren zur Natur der Götter?

      Science Fiction und Gott

      Stanislaw Lem und Frank Herbert haben sich (wie auch andere) in ihren Erzählungen mit "religiösen" Fragestellungen beschäftigt, so etwa Herbert in "Riten der Götter".

      Dabei drängt sich der Eindruck auf, dass für Götter (Gott) die Eigenschaft der Unverfügbarkeit wesentlich ist. Das bedeutet, dass (ein) Gott absolut autonom ist, niemand kann ihn zu einer Handlung veranlassen, alle menschlichen Aktionen prallen an ihm ab. So schildert Lem den Versuch einer Kultur durch "Kosmocid"(ultimatives Verbrechen der Zerstörung des gesamten Kosmos) Gott zum Handeln zu zwingen, was (natürlich) fehlschlägt.

      In der SF-Literatur ist also (ein) Gott eine Wesenheit, die durch ihre absolute Autonomie, nicht aber durch Allmacht, Allwissenheit, Allweisheit oder auch durch die Rolle des Schöpfers definiert wird. Er ist (per Definition) unberechenbar, mächtig und gefährlich. Der Mensch ist ihm ausgeliefert, auch wenn er ihn selbst erschaffen haben sollte (Riten der Götter)!

      Entgegen einer langen aufklärerischen Tradition gibt es in der SF-Literatur einen "Strang", der sich nicht mit der Existenzfrage (eines) Gottes, sondern mit seinen Eigenschaften beschäftigt. Also nicht "Gibt es Gott?", sondern "Wie ist Gott?".

      Sinn und Wissenschaft

      Der große Fortschritt der Naturwissenschaften seit Galilei ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass man die Methode des reproduzierbaren Experiments (mit der ihm wesentlich zugehörigen Überprüfung) eingeführt hat.

      Ein Naturwissenschaftler muss also berichten, wie er sein Experiment aufgebaut und was er damit gemessen hat. Die wissenschaftliche Welt (scientific community) hat dann die Aufgabe, das Experiment nachzubauen und festzustellen, ob dasselbe Ergebnis reproduzierbar ist.

      Damit ist die Welt der Wissenschaft auf einen Teilaspekt des Wirklichen eingeengt, dafür aber sind dort viele Erkenntnisse zu gewinnen (so weit das nach Karl Popper auch überhaupt möglich sein mag).

      Alle Ereignisse, die nicht reproduzierbar sind, sind aus der Wissenschaft ausgeschlossen. Wenn wir also annehmen, dass ein Engel einem Menschen eine Botschaft gebracht haben sollte, die seinem Leben einen Sinn verleiht, dann ist das nicht reproduzierbar, nicht überprüfbar und damit nicht Gegenstand der Wissenschaft.

      Da nun sinnstiftende Erlebnisse (leider) nicht reproduzierbar sind, fallen sie aus dem diskutierbaren Rahmen. Ein "Wunder" (nicht reproduzierbar!) ist nicht Teil der wissenschaftlichen Welt!

      Das wäre nun nicht weiter tragisch, wenn man die (methodisch sinnvolle) Reduktion und Einengung des Begriffs der naturwissenschaftlichen Wirklichkeit nicht mit dem Begriff der "Wirklichkeit" schlechthin verwechseln würde.

      Also, Experimente liefern interpersonal falsifizierbares Wissen, Wunder dagegen einmaligen und persönlichen Sinn!

      „The Proxy Intelligence“ von A.E. van Vogt

      In dieser Erzählung entwickelt der Autor zwei faszinierende Konzepte. Einmal geht es um die Steigerung der Intelligenz. Dabei geht er nicht den Weg der Erhöhung bekannter Eigenschaften (mehr Merkfähigkeit, raschere Verarbeitung usw.), sondern er führt als klassifizierende Elemente höherer Intelligenz neue Dimensionen (Wahrnehmung entfernt stattfindender Ereignisse, Präkognition usw.) ein. Damit deutet er eine offene Dimension möglicher Entwicklungen an, die über das Quantitave hinaus wesentlich qualitativer Natur sind.

      Die andere Idee ist wohl nur vor dem Hintergrund seiner Heimat in einer mennonitischen Gemeinde wirklich verständlich: Ein absolut unbedarfter und unterdrückter "Underdog" wird (zeitweise) zum "Großen Galaktiker" (mit überlegenen Fähigkeiten) durch die Tatsache, dass ihm viele Menschen dadurch, dass sie ihn misshandelten oder ihm etwas genommen haben, etwas schulden. Dieses transzendentale Konto wird ausgeglichen, die "Energie" seiner Schuldner auf ihn übertragen und er dadurch befähigt, in aussichtsloser Lage Alles zu retten.

      Dies sind Ideen, die vor dem Hintergrund der Evangelien (Bergpredigt und Auferstehung) eine Welt konzipieren, die man einem "ungebildeten" Amerikaner und "Trivialautor" im "gebildeten" Europa üblicherweise (und politisch korrekt) nicht abnimmt.

      Washington Irving

      In seinem Roman über Christof Columbus erzählt Irving die Geschichte vom klugen Columbus, der weiß, dass die Erde eine Kugel ist, während seine dummen (katholischen) Gegner glauben, dass die Erde eine Scheibe sei.

      Obwohl niemals der geringste Zweifel bei historisch gebildeten Personen bestehen konnte, dass seit der Antike praktisch alle Gelehrten - während des ganzen Mittelalters - die Erde für eine Kugel hielten, setzte sich Washington Irvings Mythos durch. Die Geschichte war einfach zu gut, als dass man sie hätte aufgeben wollen. Daran konnte kein Bild eines römischen Kaisers etwas ändern, der den Reichsapfel (=Erdkugel) in der Hand hält.

      Auch in seinen "Tales of the Alhambra" bewährte er sich als Erzeuger einer fiktiven Realität, die bis zum heutigen Tag überall für wahr gehalten wird. Seine Darstellung eines toleranten Islam fand begeisterten Anklang bei allen Kirchenkritikern. Die jüdische Autorin Bat Ye'or hat in "Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam" dazu Wesentliches geschrieben, das natürlich niemals mehr Irvings Konstrukt verändern kann.

      Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski

      In seinem Roman "Leonardo da Vinci" zeigte er sehr schön jene Seite der Renaissance, die üblicherweise undiskutiert bleibt, nämlich ihre Vorliebe für Magie und neuplatonische Spekulation. Wiewohl das Werk in hoher Auflage verbreitet und auch von prominenten Autoren (Thomas Mann ) gern gelesen wurde, hat es - ganz im Gegensatz zu Irvings "Columbus" keine Spur in der veröffentlichten Meinung hinterlassen. Nach wie vor halten Journalisten das Rinascimento für eine Hochzeit der reinen Naturwissenschaft und aufgeklärten Vernunft. Dass Marsilio Ficino im Auftrag Cosimo de Medicis zuerst als Wesentlichstes das Corpus Hermeticum und nicht etwa mathematische Schriften übersetzt hat ist ihnen genau so unbekannt wie sein Name.

      Wer diese Zeit kennen lernen will, muss Autoren wie Agrippa von Nettesheim, Trithemius oder Pico della Mirandola lesen. Er wird sich wundern!

      Entropie und Ehrlichkeit

      Ludwig Boltzmann leitete aus den klassischen mechanischen Grundgleichungen seine statistische Theorie der Wärmelehre her. Berühmt ist seine Formel für die Entropie als Logarithmus der statistischen Wahrscheinlichkeit. Bekanntlich kann die Entropie in abgeschlossenen Systemen nicht abnehmen. Damit bekommt der Zeitablauf eine Richtung (von der kleineren zur größeren Entropie). Das stimmt mit allen Experimenten überein.

      Leider gibt es eine offene Frage. Die zugrunde СКАЧАТЬ